Die Glockenblumen-Schmalbiene: Wildbiene des Jahres 2026
Die Glockenblumen-Schmalbiene wurde zur Wildbiene des Jahres 2026 gekürt – ein verdienter Titel für diese hochspezialisierte und zugleich eher unauffällige Wildbienenart. Mit ihrer engen Bindung an Glockenblumen lenkt sie den Blick auf bedrohte Lebensräume und die große Bedeutung heimischer Blühpflanzen für unsere Bestäuber.
Die Glockenblumen-Schmalbiene: Wildbiene des Jahres 2026
Mit einer Körpergröße von knapp zehn Millimetern ist die Glockenblumen-Schmalbiene (Lasioglossum costulatum) deutlich kleiner als die Honigbiene. Ihr Chitinpanzer ist tiefschwarz und glänzend, die Weibchen tragen an der Basis mehrerer Hinterleibssegmente auffallend weiße Haarflecken. Diese Zeichnung in Kombination mit dem Besuch an Glockenblumen macht sie im Feld vergleichsweise gut erkennbar. Die Männchen sind dagegen schwer von anderen Schmalbienen-Arten zu unterscheiden und besuchen zum Nektartrinken auch Blüten anderer Pflanzen, wie Malven (Malva).
Mit über 70 Arten zählen Schmalbienen (Lasioglossum) zu den artenreichsten Wildbienengattungen in Deutschland. Viele Arten sind klein und unscheinbar, doch die Glockenblumen-Schmalbiene fällt vor allem durch ihre Lebensweise auf: Sie ist streng spezialisiert und sammelt den Pollen für ihre Brut nahezu ausschließlich an Pflanzen aus der Familie der Glockenblumengewächse (Campanulaceae).
Glockenblumen sind für zahlreiche Wildbienen attraktive Pollenquellen. In Deutschland gibt es mehrere Arten, die – wie unsere Wildbiene des Jahres – vollständig auf diese Pflanzenfamilie angewiesen sind, darunter Sandbienen (Andrena), Glanzbienen (Dufourea), Scherenbienen (Chelostoma), Mauerbienen (Hoplitis) und Sägehornbienen (Melitta). Die Wahl der Glockenblumen-Schmalbiene zur Wildbiene des Jahres unterstreicht daher die Bedeutung dieser Blütenpflanzen für die Vielfalt heimischer Wildbienen.
Bevorzugte Lebensräume der Glockenblumen-Schmalbiene sind Waldränder, Bahndämme, Sand- und Kiesgruben, Mähwiesen, Magerrasen oder blütenreiche Wegränder. Entscheidend für ihr Vorkommen ist stets das Angebot ihrer Nahrungspflanze. Zusätzlich benötigt die Art offene, vegetationsarme Bodenstellen aus Sand oder Lösslehm, in denen die Weibchen ihre Nester anlegen.
Um die Glockenblumen-Schmalbiene gezielt zu unterstützen, können Sie ihr mit einfachen Maßnahmen helfen: Die Aussaat oder Pflanzung heimischer Glockenblumenarten wie Knäuel-, Rapunzel- oder Rundblättrige Glockenblume (Campanula glomerata, C. rapunculus, C. rotundifolia) sowie das Berg-Sandglöckchen (Jasione montana) liefern wertvolle Nahrung. Offene Bodenstellen in der Nähe dieser Pflanzen bieten geeignete Nistmöglichkeiten. Diese Kombination aus Blütenangebot und Nistplatz lässt sich auch im eigenen Garten, auf Balkonen oder Terrassen umsetzen.
Das vollständige Artenportrait finden Sie hier.
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Ein Weibchen der Glockenblumen-Schmalbiene sammelt Pollen. Foto: Thomas Wood / Flickr / CC BY NC 2.0 / Original
Seit 2013 wählt das Kuratorium „Wildbiene des Jahres“ jährlich eine besonders faszinierende Wildbienenart aus, um die Vielfalt und Bedeutung dieser Tiere bekannter zu machen. Die Initiative ist beim Arbeitskreis Wildbienen-Kataster Baden-Württemberg angesiedelt, einer Sektion des Entomologischen Vereins Stuttgart 1869 e.V. am Naturkundemuseum Stuttgart und wird unterstützt vom NABU Baden-Württemberg.
Hier die bisherigen Wildbienen des Jahres:
2015: Die Zaunrüben-Sandbiene
2016: Die Bunte Hummel
2017: Die Knautien-Sandbiene
2018: Die Gelbbindige Furchenbiene
2019: Die Senf-Blauschillersandbiene
2020: Die Auen-Schenkelbiene
2021: Die Mai-Langhornbiene
2022: Die Rainfarn-Maskenbiene
2023: Die Frühlings-Seidenbiene
2024: Die Blauschwarze Holzbiene
2025: Die Garten-Blattschneiderbiene
Mehr Informationen zum Kuratorium und der Wahl der "Wildbiene des Jahres" finden Sie hier.
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