Knautien-Sandbiene

Wer die Knautien-Sandbiene (Andrena hattorfiana) finden möchte, hat die besten Chancen, sie auf einer Witwenblume zu entdecken. Ihre Nachkommen hingegen sind äußerst schwierig aufzuspüren – das erste Nest der Art wurde erst im Jahr 2004 gefunden.

Hochspezialisiert und gut versteckt

Im Jahr 2017 wurde die Knautien-Sandbiene zur Wildbiene des Jahres gekürt. Und das aus gutem Grund: Die Art ist ebenso interessant wie gefährdet. Die Nesteingänge sind so gut unter den Rosetten bestimmter Pflanzen versteckt, dass selbst Expertinnen und Experten Probleme haben, sie zu finden. Wer Vertreter der Knautien-Sandbiene beobachten möchte, wird eher bei ihren Nahrungspflanzen, den Knautien oder Witwenblumen, fündig, die in der modernen Landschaft leider immer seltener zur Blüte kommen. Der spezielle Blütenbesuch sowie der auffällige rosa-rote Pollen an den Sammelbürsten der Weibchen sind charakteristisch für die Art.

Weitere Erkennungsmerkmale bei den Weibchen sind zwei rot gefärbte Segmente am Hinterleib, wo sich außerdem schmale Haarbinden und eine goldgelbe Endfranse befinden. An den Hinterbeinen befindet sich die gelblich-weiße Schienenbürste mit auffälligen Hüftlocken (Floccus) für den Pollentransport. Wie andere Vertreterinnen der Gattung hat A. hattorfiana einen dunkel gefärbten Körper mit spärlicher, heller Behaarung.

Der Hinterleib der Männchen kann wie der Rest des Körpers dunkel gefärbt sein. Der Clypeus hingegen ist hell. Ansonsten sind sie etwas schlanker als die Weibchen und mittig stärker behaart.

Verwechslungdsgefahr besteht höchstens mit der Roten Ehrenpreis-Sandbiene (A. labiata), welche allerdings wesentlich kleiner und auf anderen Blüten zu finden ist.

  • Die Knautien-Sandbiene ist auf den Pollen von Kardengewächsen, wie Knautien oder Skabiosen spezialisiert. Ihr Blütenbesuch ist eines der Hauptmerkmale der Art. Foto: Frank Vassen / Flickr

  • Die Weibchen transportieren den auffälligen rosaroten Pollen an ihren Hinterbeinen. Ansonsten haben sie einen dunkel gefärbten Körper mit roten Segmenten am Hinterleib. Foto: C. Künast

  • Der Hinterleib der Männchen kann wie der Rest des Körpers dunkel gefärbt sein. Der Kopfschild (Clypeus) ist hingegen hell. Foto: Frank Vassen / Flickr

  • An den Blütenständen von Kardengewächsen hat man die besten Chancen, Vertreter der Art zu finden. Auch diese Krabbenspinne hatte Glück. Foto: Frank Vassen / Flickr

    Steckbrief

    Familie

    Andrenidae

    Körpergröße

    Weibchen: 14 – 16 Millimeter

    Flugzeit

    Mai – August

    Verbreitung

    In Deutschland ist die Knautien-Sandbiene von den ebenen bis in die höheren Lagen der Mittelgebirge weit verbreitet und kommt hier mäßig häufig vor. In Europa ist sie fast überall anzutreffen, in den Schweizer Alpen findet man sie bis in Höhen von 2000 Metern.

    Nistweise

    Andrena hattorfiana ist eine solitäre Art, die verschiedenste Lebensräume besiedeln kann - sofern dort ihre Pollenquellen blühen. So kommt sie auf trockenen, mageren Wiesen, aber auch Fett- und Streuobstwiesen, an Waldrändern, Dämmen, Weg- und Straßenrändern sowie blütenreichen Flächen im Siedlungsbereich vor.
    Die Weibchen graben ihre Nester hier an spärlich bewachsenen, mehr oder weniger ebenen Stellen in den Boden, ohne dabei ein bestimmtes Substrat zu bevorzugen. Geeignete Plätze können beispielsweise in Heuwiesen, Pferdeweiden oder Trampelpfaden zu finden sein. Ein Nest besteht aus einem etwa 17 Zentimeter tiefen, fast senkrechtem Hauptgang, an dessen Ende sich Seitengänge mit bis zu sechs Brutzellen befinden. Die Nesteingänge sind meistens sehr gut versteckt, so etwa unter Pflanzenrosetten wie die des Kleinen Habichtskrauts (Hieracium pilosella). Sie werden zudem mit einem Pfropfen aus Erde und Körpersekreten verschlossen. Da zudem keine Erdanhäufung vor dem Eingang zu sehen ist, wurde das erste Nest tatsächlich erst im Jahr 2004 nachgewiesen.
    Die Hauptnistaktivität findet nach der Paarung im Juni und August statt, doch vereinzelt gibt es Hinweise auf eine partielle zweite Generation später im Jahr.

    Ernährung

    Die Knautien-Sandbiene ist eine oligolektische Art. Wie der Name bereits vermuten lässt, ist sie auf den Pollen von Kardengewächsen (Dipsaceae),
    vorrangig dem der Wiesen-Witwenblume (Knautia arvensis) spezialisiert. Der spezielle Blütenbesuch ist eines der Haupterkennungsmerkmale der Art. Bei Weibchen, die an Waldrändern und -lichtungen nisten, wurden zudem die Wald-Witwenblume (Knautia maxima) und die Balkan-Witwenblume (Knautia drymeia) als Pollenquelle nachgewiesen. Später im Jahr wird auch der Pollen der Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria) genutzt.
    Für die Verproviantierung der Brutzellen fliegt ein Weibchen in etwa zehn Tagen über 60 Mal aus und benötigt den Pollen von rund 70 Blütenständen (etwa elf Pflanzen).

    Kuckucksbienen

    Kuckucksbiene ist die Bedornte Wespenbiene Nomada armata, die ausschließlich bei der Knautien-Sandbiene als Brutparasit lebt.

    Gefährdung und Schutz

    Obwohl die Knautien-Sandbiene sowohl in Deutschland als auch in weiten Teilen Europas verbreitet ist, haben ihre Bestände in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen. In Deutschland wird die Art auf der Roten Liste als gefährdet (Kategorie 3) eingestuft, vielerorts ist sie ganz verschwunden.
    Als Ursache für den Rückgang wird vor allem die intensive Grünlandnutzung und damit der Verlust der speziellen Nist- und Nahrungsmöglichkeiten aufgeführt. Durch Überdüngung, häufige Mahd und Pestizideinsatz auf Äckern und Wiesen wird die Acker-Witwenblume zurückgehalten. Auch Siedlungsraum kommen die einzigen Nahrungspflanzen der Knautien-Sandbiene durch häufige (Mulch-)Mahd im immer seltener zur Blüte.

    Was können Sie tun?
    Sowohl in der Stadt als auch auf dem Land kann die Knautien-Sandbiene durch die Bereitstellung ihrer Pollenquellen gefördert werden. Oftmals kann bereits eins seltenere (ein- bis zweischürige) Mahd die Etablierung blühender Spontanvegetation wie der Acker-Witwenblume ermöglichen. Sollten Gräser in der Überhand sein, empfiehlt sich die eine Aussaat gebietsheimischen Saatguts mit Knautien-Anteil auf einem entsprechend vorbereiteten Boden (Tipps zur Anlage einer Wildblumenwiese finden Sie hier). Auch im Staudengarten machen sich Vertreter der Gattungen Knautia und Scabiosa sehr gut.

    © Wildbienen