Im Untergrund – die Bodennister

Fast drei Viertel aller nestbauenden Wildbienenarten in Deutschland nisten im Boden. Sie bauen ihre Nester in horizontalen, leicht geneigten oder vertikalen Flächen, oft an Orten ohne Vegetation oder auch in dicht bewachsenen Bereichen. Manche bevorzugen Sandboden, andere Lehm oder Löss. Es gibt sogar welche, die verschiedene Materialien nutzen. Die Bodenbeschaffenheit variiert je nach Art – manche mögen es locker, andere bevorzugen festen Boden. Dabei kleiden alle ihre Brutzellen mit einem wasserabweisenden Sekret aus.

In Holz gebohrt – die Altholznister

Einige Arten, wie die Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea), nagen ihre Nester selbst, zum Beispiel in alte Birnbäume. Daneben nutzen zahlreiche Hohlraumbesiedler, wie zum Beispiel die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta), die alten Käferbohrlöcher, die die Larven von Holzkäfern und Holzwespen in abgestorbenen Holzpartien alter Bäume hinterlassen.

Schon gewusst?

Cleveres Baumaterial

Um ihre Brut vor Schimmelpilzen oder Bakterien zu schützen, sind viele Wildbienen sehr wählerisch bei der Wahl ihrer Nistplätze. Sie bevorzugen deswegen trockene und warme Standorte, um einem Befall vorzubeugen. Einige Arten schützen ihre Brutzellen zusätzlich vor dem Befall durch Pilze und Bakterien, indem sie sie mit körpereigenen Sekreten imprägnieren oder mit Pflanzenharz auskleiden.

In natürlichen Hochhäusern – die Stängelnister

Manche Arten nisten in hohlen oder markhaltigen Pflanzenstängeln, wie sie in Brombeerhecken, Holunderbüschen oder alten Stängeln von Disteln, Königskerzen oder Karden entstehen. Wollbienen (Anthidium sp.), zum Beispiel, nutzen hohle Pflanzenstängel und mauern die Öffnungen mit kleinen Steinchen und Harz zu. Die Dreizahn-Mauerbiene (Osmia tridentata) nutzt hingegen ausschließlich markhaltige Stängel, in die sie ihre Nistgänge nagt.

Im eigenen Bau – die Häuslebauer

Einige Wildbienenarten mörteln ihre Nester selbst – entweder freistehend oder in Vertiefungen von Steinen. Als Baumaterial dient neben Baumharz ein mineralischer sowie pflanzlicher Mörtel. Zu den Häuslebauern unter den Bienen gehören zum Beispiel die Schwarze Mörtelbiene (Megachile parietina) oder die Zwergharzbiene (Anthidiellum strigatum).

  • Bambus oder Schilfhalme werden gerne von anspruchslosen Wildbienenarten genutzt. Sie lassen sich gut in einem Wildbienenhotel anbieten. Foto: S. Lokatis.

  • Die Erdnester der Wildbienen sind leicht zu übersehen. Foto: S. Lokatis.

  • Abgestorbene markhaltige Stängel sind für einige Wildbienenarten wichtige Niststrukturen, in die sie ihre Nistgänge nagen. Foto: A. Kracht.

  • Für viele dieser spezialisierte Wildbienenarten muss das Mark bereits frei liegen, da sie sich nicht durch den verholzten Stängel nagen können. Foto: A. Kracht.

  • Besonnte Abbruchkanten werden von vielen Wildbienen angenommen. Foto: C. Schmid-Egger.

    Im Fertighaus – die Schneckenhausnister

    Einige wenige Wildbienen – in Deutschland sind acht Arten bekannt – nutzen leere Schneckenhäuser als Nistplatz. Eine davon ist die Zweifarbige Schneckenhausbiene (Osmia bicolor). In leeren Gehäusen von Schnirkel-, Strauch- oder Bänderschnecken, die sie vorher mit einem Brei aus Speichel und zerkauten Pflanzenmörtel als Tarnung bekleben, legen sie ihre Nester an. Am Ende wird das Haus verschlossen, umgedreht und mit Grashalmen, Nadeln, Zweigen oder Blättern bedeckt.

    Die Zweifarbige Schneckenhausbiene (Osmia bicolor) ist eine von sieben Arten in Deutschland, die ihre Nester in leeren Schneckenhäusern anlegen. Foto: Flickr / Kentish Plumber.

    Schon gewusst?

    Ein Platz an der Sonne

    Alle Nistplätze, sowohl der unterirdisch als auch der oberirdisch nistenden Arten, brauchen reichlich Sonne, weil sich die Larven nur bei genügend hohen Temperaturen entwickeln können.

    Foto Header: S. Lokatis, Blattschneiderbiene: baumfrosch / Pixabay, Footer: S. Lokatis