Nichts tun

Das Unkraut stehen lassen, den Rasenmäher im Schuppen vergessen und die hintere Gartenecke gar nicht mehr beachten – Wildbienenschutz kann so einfach sein. Tatsächlich mögen es Wildbienen so natürlich wie möglich. Mit sauber gestutztem englischen Rasen, immergrünen, exotischen Pflanzen und kahl gezupften Beeten voller Rindenmulch können sie hingegen nichts anfangen. Tipp Nummer eins lautet daher: für Wildwuchs sorgen, zumindest stellenweise.

So hat fast jeder Garten im hinteren Bereich eine Ecke, in der allerlei Gerät oder Holz lagert, wo Hecken und Büsche ungestört wuchern. Hier leben viele, oft auch gefährdete Arten. Also: nicht aufräumen! Allenfalls mal die Büsche stutzen. Und wenn Nachbarn kritisch über die Hecke gucken, gelassen erklären, dass Ecken wie diese nicht nur nützliche Insekten fördern, sondern auch Igel und Vögel. Die wiederum fressen gern Schädlinge und Schnecken – auch in Nachbars Garten.

Übrigens: Nicht jeder Kleingarten braucht eine eigene naturnahe Ecke. Vielleicht lässt sich in einer Schrebergartenanlage ein gemeinsamer Bereich anlegen, etwa auf einem ungenutzten Gartengrundstück oder an einem hinteren Rand, wo die Natur wild wuchern darf.

Rasen zu Blühwiesen verwandeln

Wenn Sie ohne viel Arbeit mehr Blüten im Garten haben möchten, machen Sie doch aus einem grünen Zierrasen einfach eine bunte Blühwiese. Das geht vielerorts fast wie von selbst. Den Rasenmäher holen Sie nur noch zweimal im Jahr aus dem Schuppen: im Frühsommer nach der Hauptblüte der ersten Pflanzen und nach der Vegetationsperiode im September. Wenn Sie bestimmte Bereiche auslassen (phasenweise Staffel- oder Mosaikmahd), finden Wildbienen und andere Tiere hier einen temporären Nahrungs- oder Zufluchtsort. Nach einigen Tagen unbedingt das Mähgut von der Wiese harken, damit diese aushagert, also Nährstoffe verliert. Und bloß nicht düngen! Nach und nach dürfte sich der Rasen in eine bunte Wiese verwandeln. Hier ist Geduld gefragt!

Lesen Sie dazu auch unseren Blogbeitrag.

Exkurs: Staffelmahd

  • Abschnittsweises Mähen

    Bei einer Staffelmahd wird die Wiese in Abschnitte unterteilt, wobei jeweils nur ein Teilbereich gemäht wird. Dadurch bleiben andere Streifen oder Teilflächen stehen, um Tieren eine Rückzugsfläche zu bieten.

  • Refugien schaffen

    Die nicht gemähten Teilflächen dienen als Rückzugsorte für Tiere während der Mahd. Von diesen Bereichen aus können Insekten und andere Tiere die Wiese schnell wiederbesiedeln.

  • Förderung der Pflanzenentwicklung

    Dank der Staffelmahd können Pflanzen in den nicht gemähten Streifen ihre Entwicklung vollenden und zur Samenreife gelangen, was die Artenvielfalt fördert.

  • Zusätzliche Lebensräume im Winter

    Das Stehenlassen von Altgrasstreifen bietet auch im Winter Lebensraum für verschiedene Tiere, was die Biodiversität über die gesamte Jahreszeit hinweg unterstützt.

Falls diese einfache Methode nicht funktioniert: Unter dem Punkt Wildblumenwiese beschreiben wir die sechs Schritte, mit denen Sie eine Grünfläche in eine bunte Blühwiese verwandeln.

Blühwiesen bieten Wildbienen aber nicht nur Futter in Form von Blütenpollen und Nektar, sondern den Bodennistern unter ihnen auch Wohnraum. Schaffen Sie gezielt Nistplätze, indem Sie den ausgehagerten Boden – also Mähgut entfernen und auf Dünger verzichten – hier und da bewusst einritzen und verletzen, damit offene Bodenstellen zum Nisten entstehen.

Schon gewusst?

Inseln retten Insekten

Sie möchten auf den schön kurzrasierten Rasen nicht verzichten? Dann lassen Sie beim Mähen einfach Pflanzeninseln stehen! So bekommt Ihr Garten eine ganz eigene Note.

Insektenfreundliche Gärten müssen nicht unordentlich aussehen, im Gegenteil. © M. Hensen

Den Staudengarten summen lassen

Stauden sorgen für Struktur und Farbe im Garten und können zum Paradies für Wildbienen werden. Achten Sie bei der Wahl der Pflanzen für den Staudengarten einfach auf Vielfalt, Blütezeit und den Wert für Wildbienen  – und stellen Sie sie so zusammen, dass von Mai bis Oktober immer etwas blüht. Wenn das zu kompliziert ist: Ganzjährig blühende Kräuter pflanzen, etwa Lavendel.

Eine Sonderform des Staudengartens ist der Steingarten. Ökologisch betrachtet ist er ein trockenwarmer, magerer Lebensraum, den es in der Natur zum Beispiel im Hochgebirge, auf Steppenrasen und auf Felskuppen gibt. Wenn Sie hier Futter für Wildbienen schaffen wollen, wählen Sie etwa Mauerpfeffer und andere Dickblattgewächse, Natternkopf, Reseda, Thymianarten und andere Polsterpflanzen oder Feldmannstreu. Offene Bodenstellen im Steingarten können Wildbienen als Nistplatz dienen. Mauerbienenarten bringen an den Steinen gern ihre Mörtelnester an.

Die richtigen Kletterpflanzen wählen

Auch bei der Wahl der Kletterpflanzen, die sich dekorativ um Spaliere, Tore und Gartenhäuschen ranken, können Sie viel für die Bienen tun.

Blauregen oder Glyzinie wird vor allem von der Blauschwarzen Holzbiene (Xylocopa violacea), aber auch von Hummeln und Blattschneiderbienen besucht. Großblütige Wickenarten eignen sich vor allem für niedrige Klettergerüste oder Gartenzäune. An Zaunwicken lässt sich häufig die auffällige Mörtelbiene (Megachile ericetorum) beobachten. Und wer sich die Zaunrübe in den Garten pflanzt, kann vermutlich bald die imposante, auf dieses Kürbisgewächs spezialisierte Zaunrüben-Sandbiene (Andrena florea) bewundern.

Vermieden werden sollten immergrüne Pflanzen mit kurzer oder ohne Blütezeit. Eine Ausnahme ist allerdings Efeu, der zur Blütezeit im Spätherbst eine wichtige Nahrungspflanze für Bestäuber wie die hochspezialisierte Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae), ist.

Den Gemüsegarten blühen lassen

Die wichtigsten bienenfreundlichen Nutzpflanzen stammen aus den Familien der Doldenblütler (zum Beispiel Möhre, Koriander, Fenchel) und der Liliengewächse (zum Beispiel Schnittlauch, Zwiebel). Wenn Sie Ihren Gemüsegarten für Wildbienen aufwerten wollen, müssen Sie allerdings dafür sorgen, dass ein Teil der Pflanzen auch zur Blüte gelangt. Bei manchen Kulturpflanzen, wie Möhre oder Zwiebel, ist das kein Problem. Andere werden üblicherweise vor der Blüte genutzt, zum Beispiel der Schnittlauch. Hier reicht es aber schon, einen Teil der Beete liegen zu lassen, bis die Pflanzen verblüht sind.

  • Auch kleine Dächer von Unterständen können begrünt werden und bieten damit wertvolle Nahrungspflanzen. Foto: M. Hensen

  • Auch kleine Dächer von Unterständen können begrünt werden und bieten damit wertvolle Nahrungspflanzen. Foto: M. Hensen

  • Magere und trockene Standorte bieten sich für die Aussaat einer Wildblumenwiese an. Foto: M. Hensen

  • Wildbienennisthilfen laden zum Beobachten ein. Foto: M. Hensen

  • Foto: M. Hensen

  • Mit einfachen Mitteln lassen sich im Garten die unterschiedlichsten Pflanzen anbieten. Foto: M. Hensen

  • Besonntes Totholz muss nicht unordentlich in der Ecke rumliegen. Foto: M. Hensen

    Den Boden zur Kinderstube machen

    Für Bienen sind kleine offene Bodenstellen im Randbereich von Rasenflächen als Nistmöglichkeit interessant – wenn sie genug Sonne haben. Gartenbesitzer tun daher gut daran, diese Stellen im Bereich von Wegen zu dulden oder neu anzulegen. Sie können sie durchaus verdichten und gelegentlich betreten, sollten sie aber nicht zuwachsen lassen.

    Steilwände wachsen langsamer zu als ebene Flächen und können damit länger als Nistplatz dienen. Senkrechte Erdaufschlüsse oder Erdkanten werden von Bienen daher schnell besiedelt, sofern sie Sonne haben. Kleine Kanten von 15 bis 25 Zentimetern Höhe reichen schon aus. 

    Wer einen Erdhaufen oder Erdwall im Garten hat, kann diesen an der sonnenzugewandten Seite mit dem Spaten so abstechen, dass eine senkrechte Erdkante entsteht. Das beste Nistsubstrat für Bienen an Steilwänden ist Löss, sie besiedeln aber auch andere Bodenarten.

    Ein Sandarium anlegen

    Auch Sand wird von verschiedenen hochspezialisierten Bienenarten besiedelt. Für ein Sandarium reicht schon eine sonnige Fläche von 40 mal 40 Zentimetern. Heben Sie den Boden etwa 20 Zentimeter tief aus und füllen Sie ihn mit Sand auf (bis 30 Zentimeter hoch). Verwenden Sie ungewaschenen Sand, da dieser den Bienen mehr Stabilität für ihre Niströhren bietet. In Baumärkten erhältlicher „Spielsand“ ist ungeeignet, da er keine Lehmanteile mehr enthält, die für die Festigkeit des Sandes wichtig sind. Der ideale Sand für Wildbienen ist leicht formbar und bleibt stabil, wenn er zu einem Ball geformt wird. Gleichzeitig sollte er jedoch weich genug sein, damit die Wildbienen Löcher hinein graben können, um ihre Nester anzulegen.

    Platzieren Sie Totholz rund um das Sandarium und halten Sie die Fläche frei von Pflanzen, ohne die Oberfläche zu durchhacken.

    Stängel stehen lassen

    Viele Bienen nutzen markhaltige Stängel – wie die von Brombeere, Holunder, Distel, Königskerze, Heckenrose, Kletten, Beifuß und Karde – für ihre Nester. Am besten schneiden Sie diese einfach nach der Blühperiode mit der Gartenschere an (um so das Mark freizulegen) und lassen sie bestenfalls über mehrere Winter stehen.

    Alternativ können Sie die Stängel auch zu ca. 30 bis 50 Zentimeter langen Stücken zuschneiden und möglichst einzeln senkrecht beziehungsweise leicht schräg an sonnigen Stellen, etwa am Zaun, fixieren. Dann die Stängel sich selbst überlassen – und Bienen beim Nisten beobachten.

    Junge und alte Bäume für Bienen nutzen

    Es müssen nicht immer nur Wildblumen sein. Auch heimische Gehölze wie Brombeere, Weiden oder Wildrosen sind attraktiv für Wildbienen. Vor allem im Frühjahr nutzen sie Insekten als Nektar- und Pollenquelle.

    Daneben bietet das Holz der Bäume vielen Bienen Wohnraum und Nistplatz. Vor allem Totholz ist beliebt. Alte Bäume mit abgestorbenen Stellen sollten Sie daher nicht entfernen, sondern im Garten stehen lassen – sofern sie kein Sicherheitsrisiko darstellen.

    Muss ein Baum gefällt werden, können Sie bereits abgestorbene und wurmstichige dickere Äste und Stammpartien in einer besonnten Ecke des Gartens senkrecht aufstellen oder für ein Wildbienenhotel nutzen.

    Altes Holz schichten Sie am besten wie einen Brennholzstapel auf und überlassen es sich selbst. Der Stapel sollte mit einem Dach vor Regen geschützt und von einer Seite besonnt sein.

    Schon gewusst?

    Reiche Ernte

    Wildbienen sind hoch effiziente Bestäuber, deren Arbeit die Bestäuberleistung von Honigbienen in der Regel weit übersteigt. Wer also Wildbienen im eigenen Garten fördert, kann sich über reiche Erträge bei Äpfeln, Birnen oder Kirschen sowie bei vielen Beerenfrüchten freuen.

    Eine Trockenmauer bietet vielen Insekten ein besonderes Mikroklima. © M. Hensen

    Eine Trockenmauer anlegen

    Nach Süden gerichtete Abhänge oder Geländekanten lassen sich mit einer Trockenmauer für Wildbienen aufwerten. Dabei werden passende Steine ohne Mörtel zu einer Mauer aufgeschichtet. Das können auch alte Gehwegplatten sein. Viele Wildbienenarten nisten gern zwischen den Spalten der Steine. Am Morgen können sich die Tiere an der Mauer aufwärmen. Wenn Sie zusätzlich für Pollen und Nektar sorgen möchten, pflanzen Sie auf der Mauerkrone und in den Zwischenräumen trockenheitsliebende Pflanzenarten wie Mauerpfeffer oder Blaukissen.

    Falls von der Hangseite großer Druck auf die Mauer wirkt (etwa in alten Weinbergen), können Sie hinter der Mauer größere Steine ablagern und deren Spalten mit Erde verfüllen. Sie nehmen den Druck des Hangs auf, während die eigentliche Trockenmauer lediglich eine Verblendung ist.

    Schneckenhäuser auslegen

    Manche Bienen brauchen ein eigenes Haus. Sie können Ihnen bei der Suche nach einer passenden Wohnung helfen: Suchen Sie leere Schneckenhäuser – vor allem von Weinbergschnecken und Schnirkelschnecken – und legen Sie diese auf einer trockenwarmen, sonnenexponierten und relativ vegetationsarmen Fläche im Garten aus. Sind schneckenhausnistende Wildbienen in der Nähe, können Sie im Mai und Juni mit etwas Glück dabei beobachten, wie sie die Schneckenhäuser inspizieren und ihre Nester anlegen.

    Foto Header und Footer: M. Hensen

    In den Zwischenräumen von Steinhaufen und Trockenmauern findet so manche Art einen geeigneten Nistplatz. © M. Hensen