Efeu-Seidenbiene

Die Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae) ist eine der letzten Wildbienenarten, die man so spät im Jahr noch entdecken kann.

Die späte Wildbiene fliegt auf Efeu

Im September ist das große Blütenspektakel des Sommers zumeist vergangen. Somit endet auch für die meisten Wildbienenarten spätestens jetzt die Flugzeit. Doch für unsere Wildbiene des Monats, die Efeu-Seidenbiene beginnt sie mit dem ausgehenden August erst. Die Efeu-Seidenbiene ist eine der letzten Wildbienenarten, die man so spät im Jahr noch entdecken kann. Ihren Namen hat die Art von ihrer wichtigsten Futterpflanze, dem Efeu (Hedera helix), der jetzt erst mit seiner Blüte beginnt und dieser hoch spezialisierten Art ausreichend Nahrung bietet.

Die Männchen der Efeu-Seidenbiene lassen sich habituell nur frisch geschlüpft erkennen. Sie sind am Oberkörper rostrot behaart und die Hinterleibsbinden haben eine helle, bräunliche Färbung. Die Weibchen sind etwas größer als die Männchen und weisen ebenfalls die rostrote Behaarung des Oberkörpers sowie die hellen, bräunlichen Hinterleibsbinden auf. Bei Wildbienen an Efeu Pflanzen handelt es sich immer um die Efeu-Seidenbiene, da andere Arten, die zu dieser Jahreszeit noch fliegen, nur an Korbblütlern oder Heidekraut anzutreffen sind.

  • Ein präpariertes Weibchen der Efeu-Seidenbiene mit erkennbarer Pollenladung.

  • Ein Weibchen der Efeu-Seidenbiene am Nesteingang.

  • in Männchen der Efeu-Seidenbiene trinkt Nektar vom männlichen Stadium der Efeu-Blüte.

  • Ein Männchen der Efeu-Seidenbiene trinkt Nektar vom weiblichen Stadium der Efeu-Blüte.

  • Mehrere Efeu-Seidenbienen sammeln sich um ein Blatt, in dem sich Flüssigkeit gesammelt hat.

    Steckbrief

    Familie

    Colletidae

    Körpergröße

    8 – 14 Millimeter

    Flugzeit

    August
    – Oktober

    Verbreitung

    Die Art ist in Deutschland weit verbreitet, in weiten Teilen des Nordens und Ostens fehlt sie bislang allerdings noch. In Berlin wurde sie erst 2019 zum ersten Mal nachgewiesen. Durch die thermische Verbreitungsgrenze der Futterpflanze Efeu ist auch die Ausbreitung der Seidenbiene im Norden und Osten begrenzt. Eine Ausbreitung in die höheren Lagen der Mittelgebirge ist nicht zu erwarten, da dort Efeu aufgrund der klimatischen Bedingungen nicht gut wächst. In Südeuropa ist die Art ebenfalls weit verbreitet. Sie wurde 1987 neu für die Wissenschaft entdeckt und aus Oberitalien erstmalig beschrieben. Zuvor wurde sie mit der sehr ähnlich aussehenden Heidekraut-Seidenbiene Colletes succinctus vermengt.

    Nistweise

    Die Art findet ihren Lebensraum in Gärten, Parks, Friedhöfen, Weinbergen, lichten Wäldern und Flugsandfeldern. Sie nutzen zum Nestbau vor allem Lößwände, Hänge oder Sandflächen mit ausreichenden Efeu-Beständen in erreichbarer Nähe.

    Die Efeu-Seidenbiene nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde. Die Wahl des Nistsubstrates ist sehr variabel. Die Nester werden vermehrt in vegetationsfreien Steilwänden und Abbruchkanten angelegt, es werden aber auch stärker bewachsene Stellen besiedelt. Häufig wird die Art auch in ungewöhnlichen Nistplätzen gesichtet, wie Sandkästen in Kindergärten. Die Brutzellen liegen dabei durchschnittlich 18 – 22 Zentimeter tief im Substrat. Vielfach wurden bereits Nistkolonien von mehreren hundert bis mehreren tausend Nestern festgestellt.

    Ernährung

    Die Art nutzt in der Hauptsache Efeu als Pollenquelle. Allerdings konnten neue Forschungen viele weitere Pflanzenarten als Pollenquelle nachgewiesen, vor allem Korbblütler. Daher gilt die Art inzwischen als polylektisch oder höchstens teilweise oligolektisch. Sie nutzt Efeu vermutlich nur deshalb so stark, weil in der späten Jahreszeit kaum noch andere Pollenquellen in großer Menge zur Verfügung stehen. Vor allem vor Beginn der Efeu-Blüte nutzt die Art auch gerne die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis). Am Ende der Seite finden Sie eine Tabelle mit den Pflanzenarten, die als Pollenquelle für die Art nachgewiesen wurden.

    Auch der Nektar wird hauptsächlich an Efeu Pflanzen gesammelt. Es wurden aber auch noch eine Vielzahl anderer Pflanzen als Nektarquellen nachgewiesen.

    Kuckucksbienen

    Die Filzbienen Epeolus fallax und E. cruciger, die in Deutschland jedoch sehr selten und bei diesem Wirt erst seit wenigen Jahren bekannt sind.

    Gefährdung und Schutz

    Die Art ist durch ihre weite Verbreitung, individuenreiche Populationen und hohe Bestandsdichten in Deutschland aktuell nicht gefährdet. Schutzmaßnahmen sollten auf den Erhalt alter Efeubestände abzielen, um eine ausreichende Nektar- und Pollenversorgung zu gewährleisten. Auch die Schaffung und der Erhalt von vegetationsfreien vertikalen und horizontalen Bodenstellen ist von Bedeutung.

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