Die richtige Wahl treffen
Geranien oder Kräuter, Orchideen oder Wildblumen, Sukkulenten oder Tomaten – Balkonpflanzen sind bekanntlich Geschmackssache. Bei Wildbienen ist das nicht anders. Viele Arten bevorzugen ganz spezielle Pflanzenfamilien, -gattungen oder sogar -arten. Anderen ist nur wichtig, dass sie an Pollen und Nektar überhaupt herankommen und die Blüte nicht gefüllt ist – wie etwa bei Geranien, die zwar herrlich duften, aber keine zugängliche Nahrung bieten.
Wählen Sie daher Pflanzen, die Bienen nicht nur anlocken, sondern auch ernähren. Kombinieren Sie Kräuter, Rankenpflanzen und heimische Wildstauden. Um den Wildbienen das ganze Jahr über Futter zu bieten, nehmen Sie Pflanzen mit unterschiedlichen Blütezeiten.
Natürlich spielt auch die Ausrichtung des Balkons eine Rolle. Ob sonniger Südbalkon oder schattiger Nordbalkon: In jede Himmelsrichtung wachsen bienenfreundliche Blüten.
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Nordbalkon
Hierfür eignen sich besonders das Kleine Schneeglöckchen, der Kriechende Günsel, die Gefleckte Taubnessel, die Große Sternmiere, der Fingerhut (Vorsicht: giftig!), das Lungenkraut, der Waldziest und Bärlauch.
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Südbalkon
Für die vollsonnige Lage eignen sich zum Beispiel Salbei, Blaukissen, Steinkraut, Katzenminze, Thymian, Woll-Ziest, Oregano, Gewöhnliche Schafgarbe, Gewöhnlicher Natternkopf und Lavendel.
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Ostbalkon
Morgensonne mögen etwa die Große Sternmiere, die Rote Lichtnelke, die Wilde Malve und die Skabiosen-Flockenblume.
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Westbalkon
Wildbienenfreundlich sind hier zum Beispiel die Echte Schlüsselblume, die Acker-Witwenblume und die Gemeine Flockenblume.
Beim Eintopfen sollten Sie auf torfhaltige Erde verzichten. Mischen Sie stattdessen Sand, Rindenhumus oder Grünkompost.
Blühend ranken lassen
Üppige Kletterpflanzen schützen nicht nur vor den Blicken der Nachbarn, sie können auch gezielt Wildbienen anlocken. Die Zaun-Wicke beispielsweise ist Hauptpollenquelle der Zaun-Wicken-Sandbiene (Andrena lathyri). In Süddeutschland wird die Zweihäusige Zaunrübe unter anderem von der Zaunrüben-Sandbiene (Andrena florea) angesteuert. Der Gemeine Efeu bietet der Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae) Nahrung. Und die gewöhnliche Waldrebe (Clematis vitalba) ist bei verschiedenen Bestäubern beliebt.
Keine Blüte, kein Futter – meiden Sie daher immergrüne Pflanzen mit kurzer oder gar keiner Blütezeit.
Gemüse für Spezialisten
Mit Gemüse vom Balkon versorgen Sie nicht nur sich selbst, sondern auch viele bedrohte Bestäuber. Auf einzelne Pflanzen sind viele als Spezialisten sogar angewiesen, wie die Lauch-Maskenbiene (Hylaeus punctulatissimus), die Küchenzwiebel und -lauch ansteuert, oder die Platterbsen-Mörtelbiene (Megachile ericetorum), die zur farbenfrohen Platterbse kommt. Kohlgewächse werden unter anderem von der auf Kreuzblütler spezialisierten Schöterich-Mauerbiene (Osmia brevicornis) angeflogen.
Kräuter blühen lassen
Salbei, Oregano, Echter Lavendel, Zitronen-Melisse, Schnittlauch – wenn Sie Küchenkräuter auf dem Balkon haben, können Sie damit den Bienen ganz einfach helfen: Sie müssen die Kräuter nur blühen lassen (bei Schnittlauch und anderen Arten wird das gern verhindert). Am besten kombinieren Sie Kräuter mit verschiedenen Blühzeiten. Auch Gewürzpflanzen wie der Weiße Senf sind eine wichtige Pollenquelle für verschiedene Sand- und Furchenbienen.
Stängel und Holz anbieten
Auf sonnigen Balkonen können Sie den Wildbienen verschiedene Nisthilfen anbieten – etwa ein Wildbienenhotel, das Sie an einen trockenen und windgeschützten Standort (am besten Richtung Süden) befestigen. Achtung: Beschattete oder frei hängende Nisthilfen werden nicht angenommen.
Abgestorbene Stängel von Disteln, Beifuß oder Königskerzen sowie Ranken von Brom- und Himbeeren dienen einigen Wildbienenarten als Nistplätze. Damit das Mark für die Wildbienen zugänglich ist, sollten Sie die Stängel anschneiden und möglichst einzeln senkrecht bzw. leicht schräg an sonnigen Stellen fixieren. Disteln und Beifuß – ebenfalls attraktiv für Stängelnister – können Sie im Kübel anpflanzen.
Einen Mini-Sandkasten bauen
Für Bodennister können Sie einen Blumentopf mit Loch im Boden (mindestens 30 Zentimeter hoch) mit Sand füllen und an einen sonnigen Platz stellen. Verwenden Sie ungewaschenen Sand, in dem Tonteilchen enthalten sind, damit die Niströhren der Wildbienen nicht zusammenfallen.
Schneckenhäuser auslegen
Wenn Sie auf Ihrem Balkon Mauerbienen (Osmia sp.) dabei beobachten wollen, wie sie ihre Nester in verlassene Schneckenhäuser bauen, sammeln Sie einfach welche im Park und legen diese auf lockerer Erde in einem Balkonkasten aus – am besten in einer ruhigen Ecke oder einem anderen ungestörten Bereich. Besonders beliebt sind die Häuser von Weinbergschnecken und Schnirkelschnecken. Aber auch die der Genabelten Strauchschnecke, Westlichen Heideschnecke oder Weißen Vielfraßschnecke werden angenommen. Wenn schneckenhausnistende Wildbienen in der Nähe sind, werden sie dieses Nistangebot selbständig finden und besiedeln.