Auen-Schenkelbiene

Die Auen-Schenkelbiene sammelt Öl statt Nektar als Futterproviant ihrer Larven und ist dabei stark auf den Gilbweiderich angewiesen.

Öl statt Nektar

Trotz ihrer gerade einmal acht Millimeter Körpergröße gut zu erkennen: die Auen-Schenkelbiene (Macropis europaea). Ab Ende Juni fliegt die dunkel gefärbte Wildbiene mit großen Pollen-Ölpaketen an den Beinen zwischen den Blüten des Gilbweiderichs umher. Mit ihrer Eigenschaft anstelle von Nektar Öl für den Futterproviant ihrer Larven zu sammeln, ist sie eine in Mitteleuropa sehr außergewöhnliche Art.

    Steckbrief

    Familie

    Melittidae

    Körpergröße

    8 – 9 Millimeter

    Flugzeit

    Juni – August

    Verbreitung

    Europaweit verbreitet und besiedelt hauptsächlich Feuchtgebiete, in denen der Gilbweiderich vorkommt.

    Nistweise

    Die Auen-Schenkelbiene nistet im Boden in möglichst großer Nähe zu ihrer Nahrungspflanze dem Gilbweiderich. Um ihre Brutzellen an diesen oftmals feuchten Standorten vor möglicher Schimmelbildung zu bewahren, macht sie erneut von dem gesammelten Pflanzenöl Gebrauch. Sorgfältig isoliert sie damit ihre Brutzellen gegen eintretende Feuchtigkeit.

    Ernährung

    Zur erfolgreichen Entwicklung benötigen Wildbienen-Larven einen Proviant an Pollen und Nektar, den die Wildbienen Weibchen bei der Brutanlage sammeln. Anstelle des zuckerhaltigen Nektars bietet jedoch Pflanzenöl viel mehr Energie für die heranwachsende Brut. Das hat die Auen-Schenkelbiene erkannt und sammelt daher ausschließlich Öl anstelle von Nektar für ihre Nachkommen. Nektar nutzt sie nur für ihre eigene Ernährung. Das benötige Pflanzenöl sammelt sie an den verschiedenen Arten des Gilbweiderichs (Lysimachia), die feuchte Standorte bevorzugen und daher oft an Flussufern zu finden sind. Doch auch im Garten wird Gilbweiderich gerne als Prachtstaude eingesetzt. Dort findet sich auch oft die einzige Schwesterart der Wildbiene des Jahres, die Wald-Schenkelbiene (Macropis fulvipes).

    Kuckucksbienen

    Die Schmuckbiene Epeoloides coecutiens betreibt keine eigene Brutpflege und schmuggelt ihre Eier stattdessen in die Brutzellen der Schenkelbiene. Dort töten ihre Larven die Wirtslarven, um sich selber von dem Futterproviant zu ernähren. Damit gehört diese Schmuckbiene zu den 24 Prozent der parasitär lebenden Wildbienen in Deutschland, auch Kuckucksbienen genannt. Die Schmuckbiene Epeoloides coecutiens ist dabei auf die beiden Schenkelbienen-Arten spezialisiert und kann sich daher nur bei deren Vorkommen auch selber fortpflanzen.

    Gefährdung und Schutz

    Obwohl die Auen-Schenkelbiene durch ihre Spezialisierung vom Gilbweiderich als Nahrungspflanze abhängig ist, ist sie derzeit noch nicht gefährdet. Um diese Situation aber auch langfristig zu erhalten, sollten Flussufer nicht während der Blühzeit von Wildblumen gemäht werden. Neben dem Gilbweiderich bieten sie zahlreichen weiteren Pflanzen und Tieren Lebensraum, welcher durch eine intensive Mahd zerstört wird. Auch durch das Anpflanzen von Gilbweiderich im Garten kann die Auen-Schenkelbiene gefördert werden.

    © Wildbienen