Rainfarn-Maskenbiene
Die prägnanten weißen Gesichter der Männchen und die Vorliebe für bestimmte Korbblütler geben der Rainfarn-Maskenbiene (Hylaeus nigritus) ihren Namen.
Maskierte Winzlinge
Außer dem im männlichen Geschlecht namensgebenden weißen Gesicht ist die Rainfarn-Maskenbiene (*Hylaeus nigritus*) äußerlich ein eher unscheinbares Tier. Mit deutlich weniger als einem Zentimeter Körperlänge gehört sie zu den kleineren Vertreterinnen der heimischen Wildbienenfauna. Ihr Blütenbesuch auf Korbblütlern kann ihre Bestimmung jedoch sehr erleichtern. Zudem ist sie häufig im Siedlungsraum anzutreffen – denn im Gegensatz zu vielen anderen Hylaeus-Arten findet die Rainfarn-Maskenbiene hier noch ein breites Angebot ihrer spezifischen Nist- und Nahrungsspektren.
Da die Rainfarn-Maskenbiene den Menschen in ihre Siedlungsräume gefolgt ist, kann hier effektiv geholfen werden. Die Tiere haben sich im Laufe der Zeit an die Verfügbarkeit regionaler Wildblumen angepasst, wodurch man mit der Aussaat von Regiosaatgut (auch in der Stadt) viel erreichen kann. Wer einen eigenen Garten besitzt, kann eine besonnte Trockenmauer als Niststruktur bauen. Zudem kann man im Natur- und Artenschutz auch durch den Kontakt zu Grünflächenämtern viel erreichen. In Berlin machen Grünflächen beispielsweise mehr als 30 Prozent der Stadtfläche aus – wenn hier wertvolle Niststrukturen belassen und der Wuchs von Wildpflanzen zugelassen wird, können Wildbienen mit wenig Aufwand aktiv gefördert werden.
Steckbrief
Familie
Colletidae
Körpergröße
7 – 9 Milimeter
Flugzeit
Mai – August
Verbreitung
In den meisten Naturräumen kommt die Rainfarn-Maskenbiene sehr häufig vor. Sie ist von der Ebene bis ins Mittelgebirge weit verbreitet, in den Alpen kann sie bis auf eine Höhe von 1.600 Metern anzutreffen sein.
Nistweise
Die Weibchen legen ihre Nester mit fünf bis 20 dicht beieinanderliegenden Brutzellen in Gesteinsspalten an. Die Rainfarn-Maskenbiene ist synanthrop, also als „Kulturfolgerin“ auch im Siedlungsraum wie in Weinbergen, Steinbrüchen aber auch Gärten und Parks anzutreffen. Hier kann sie in Trockenmauern, rissigen Betonwänden, Abbruchkanten und Ruderalstellen nisten.
Ernährung
Bei der Auswahl ihrer Pollen sind die Weibchen recht anspruchsvoll. Die oligolektische Art ist, wie ihr deutscher Name bereits sagt, auf Korbblütler wie Rainfarn, Mutterkraut, Margerite, Färberkamille und Wiesen-Schafgarbe spezialisiert. Vereinzelt sammeln sie auch an anderen Korbblütlern und Flockenblumen. Der Pollen wird mit den Mundwerkzeugen aufgesammelt und im Kropf zum Nest transportiert.
Kuckucksbienen
Als Brutparasit werden Schmalbauchwespen (Gasteruptionidae) vermutet.
Gefährdung und Schutz
Im Gegensatz zu vielen anderen Arten der Gattung steht die Rainfarn-Maskenbiene aktuell nicht auf der Roten Liste der bedrohten Wildbienenarten. Sie gilt in Deutschland als ungefährdet, doch vor allem in südlichen Bundesländern ist sie häufiger auf der Vorwarnliste zu finden. In Schleswig-Holstein gilt die Rainfarn-Maskenbiene als verschollen. Ihr aktuell nördlichster deutscher Fundort liegt in Hamburg. Sie wurde dort 2021 in einem Projekt der Deutschen Wildtier Stiftung nachgewiesen.
Die Verknappung des Nist- und Nahrungsangebots stellt ein großes Problem für viele Wildbienenarten dar – sowohl in der offenen Landschaft als auch im urbanen Raum. Für die Rainfarn-Maskenbiene ist ein ausreichendes Spektrum blühender Korbblütler und Ruderalflächen von Bedeutung, wie sie in ursprünglichen, kleinbäuerlichen Strukturen zu finden waren.