Frühlings-Seidenbiene
Neben den ersten Hummeln und Honigbienen beginnt die Flugzeit einer weiteren Wildbiene bereits im März: die Frühlings-Seidenbiene (Colletes cunicularius). Der Name verrät es bereits: Sie ist in Deutschland nicht nur die größte Art ihrer Gattung, sondern auch die, die am frühesten von allen unterwegs ist.
Ausgesprochene Pioniere
Die größte heimische Seidenbienenart ist eine Pionierart in zweierlei Hinsicht. Zunächst einmal gehört sie zu den frühesten Wildbienen des Jahres: Schon an den ersten warmen Frühlingstagen im März ist sie anzutreffen. Die ebenfalls früh blühenden Weiden dienen ihr als Nektar- und Pollenquelle.
Sie gilt auch als Pionier bei der Besiedlung neuer Lebensräume, denn sie fühlt sich in sandigem Substrat sehr wohl, so beispielsweise bei der Besiedlung von Flussauen, die natürlicherweise eine hohe Dynamik aufweisen.
Während ihr Schwärmverhalten an den Nistplätzen stark auffällt (siehe Video), ist die Art vom Aussehen her eher unscheinbar. Auf den ersten Blick erinnert sie von der Größe und Färbung her an eine Honigbiene. Doch wer genau hinsieht, erkennt, dass die Hinterbeine von Honigbienen glänzen und verbreitert sind, während die Weibchen der Frühlings-Seidenbiene eine dichte Beinbürste zum Pollentransport haben. Im Gegensatz zu anderen Arten ihrer Gattung hat C. cunicularius weniger ausgeprägte Haarbinden auf dem Hinterleib und ist leicht durch die Flugzeit und Größe erkennbar. An der Brust frisch geschlüpfter Tiere findet sich eine rostbraune Behaarung, die mit der Zeit heller wird. Vor allem bei den Männchen sind Kopf und Brust heller behaart als bei den etwas größeren Weibchen. Der Chitinpanzer beider Geschlechter ist schwarz.
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Schon an den ersten warmen Frühlingstagen im März anzutreffen: die Frühlings-Seidenbiene (Colletes cunicularius).
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Die ebenfalls früh erscheinenden Weidenblüten dienen der Art als Nektar- und Pollenquelle.
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Sie gilt auch als Pionier bei der Besiedlung neuer Lebensräume, denn sie fühlt sich in sandigem Substrat sehr wohl, so beispielsweise auch in Flussauen.
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An der Brust frisch geschlüpfter Tiere findet sich eine rostbraune Behaarung, die mit der Zeit heller wird.
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Vor allem bei den Männchen sind Kopf und Brust heller behaart als bei den etwas größeren Weibchen. Der Chitinpanzer beider Geschlechter ist schwarz.
Steckbrief
Familie
Colletidae
Körpergröße
Weibchen 13 bis 14 Millimeter, Männchen 11 bis 14 Millimeter
Flugzeit
März – Mai
Verbreitung
Die Art ist in weiten Teilen Europas verbreitet und in Deutschland ist mäßig häufig. Sie ist in sandigen Gebieten im Flachland uns bis zu 800 Metern über dem Meeresspiegel anzutreffen, stellenweise mit sehr hoher Populationsdichte.
Nistweise
Zwar leben Frühlings-Seidenbienen solitär, doch an geeigneten Standorten können sie Aggregationen (Kolonien) von mehreren hundert Nestern bilden. Die Weibchen suchen sich nach der Paarung im März eine möglichst ebene, vegetationsarme Stelle im Boden, um ihr Nest zu graben (lat. cunicularius = Stollengräber). Hierfür werden zwei bis sechs Brutkammern in einer Tiefe von bis zu 50 Zentimetern im Sand- oder Lössboden angelegt, die über sechs Wochen lang mit Pollen versorgt werden. Die Nester werden außerdem mit einem Sekret ausgekleidet, welches nach der Trocknung seidig glänzt, woher auch der Name der Gattung stammt. Die Larven entwickeln sich im Boden und schlüpfen im kommenden Frühjahr.
Als Pionier-Art können die Weibchen schnell neue Lebensräume, wie beispielsweise in Flussauen, erschließen. Sie ist daher regelmäßig in flussnahen Sand- und Kiesgruben, mageren Wiesen, Feldfluren, Hochwasserdämmen und Küstendünen anzutreffen. In den letzten Jahren wurden auch vermehrt Nester in Siedlungsräumen, wie in sandigen Bahndämmen, Sandkästen von Spielplätzen oder gar in Sandgruben auf Sportplätzen vorgefunden.
Ernährung
C. cunicularius ist eine eingeschränkt polylektische Art, sammelt ihren Pollen also bei mehreren Pflanzenfamilien, allerdings mit starker Bevorzugung von Weiden (Salix sp.).
Kuckucksbienen
Als Kuckucksbiene ist die Riesen-Blutbiene (Sphecodes albilabris) bekannt.
Gefährdung und Schutz
Colletes cunicularius ist in Deutschland als ungefährdet einzustufen, in Sachsen gilt sie jedoch bereits als gefährdet.
Gehölze wie Weiden, Ahorn oder Apfel bieten bereits früh im Jahr ausreichend Pollen und Nektar. Der Verlust von Nisthabitaten ist dagegen problematischer. Die Seidenbienen sind allmählich immer häufiger im Siedlungsraum anzutreffen und werden hier nicht immer gerne gesehen. Die Tiere werden oft mit Honigbienen verwechselt, doch handelt es sich um Kolonien mit mehreren Nestern und keinen Staat. Diese Verwechslung führt gerade bei Spiel- und Sportplätzen zu Unsicherheiten, doch die Seidenbienen sind äußerst friedfertig und belästigen Menschen keinesfalls.
Sollte man Nester der geschützten Seidenbienenart an häufig frequentierten Orten in der Stadt vorfinden, so wäre eine temporäre Absperrung (beispielsweise durch Flatterband und Holzpflöcke) zum Schutz der Tiere ratsam. Die Kennzeichnung sollte sechs Wochen verbleiben, anschließend sind die Nachkommen versorgt und die Nester verschlossen.
Im eigenen Garten oder auf dem Balkon kann man sein Wildbienenhotel somit auch durch Sandarien für die unterirdisch nistenden Bienen ergänzen. Für viele Arten ist eine Nisthilfe aus Lehm und Sand bereits ausreichend. Eine Anleitung hierzu von Dr. Christian Schmid-Egger finden Sie in diesem Video.
Gerade für frühfliegende Insekten ist außerdem ein ausreichendes Nahrungsangebot im März wichtig, die Pflanzung von Obstbäumen und Weidengehölzen in der Nähe der Niststätten kann hier Abhilfe schaffen. Hier finden Sie eine Liste wildbienenfreundlicher Gehölze zum Download als PDF.