Garten-Blattschneiderbiene

Tapezierbiene, Blumentopfbiene oder Sommerbiene – die Spitznamen der Garten-Blattschneiderbiene (Megachile willughbiella) sind ebenso interessant wie ihre vielfältige Lebensweise.

Nest mit Tapete

Die Garten-Blattschneiderbiene, auch als Totholz-Blattschneiderbiene bekannt, ist eine häufige Wildbienenart in Deutschland. Sie ist eine typische Sommerart, die durch ihr besonderes Balz- und Nistverhalten auffällt. Letzteres zeichnet sich dadurch aus, dass die Weibchen ovale Blattstücke ausschneiden und diese „reitend“ in ihre Nester transportieren. Diese zigarrenförmigen Bauten kann man sowohl an Waldrändern und -lichtungen finden als auch im Siedlungsraum (und hier nicht selten in den Wurzelballen in Blumentöpfen).

Die Weibchen erreichen eine Körperlänge von 12 bis 15 Millimetern. Sie haben einen gedrungenen Körperbau, einen hellbraun behaarten Brustbereich und auffällige Bauchbürsten, die vorne rötlich und an den hinteren Segmenten schwarz gefärbt sind. Auf den hinteren Tergiten (Rückenplatten der Hinterleibs) finden sich schmale, helle Binden, die jedoch bei älteren Individuen verblassen.

Männchen dieser Art sind etwas kleiner und schlanker. Auffällig bei ihnen sind die verbreiterten Vorderbein-Tarsen, die weißlich gefärbt sind und mit langen blassgelben Fransen versehen sind. In der Frontalansicht wirken diese Beine wie kleine weiße Fausthandschuhe. Ein Merkmal, das insbesondere bei der Balz und Paarung eine wichtige Rolle spielt.

 Die auffällige Art wurde vom Wildbienen-Kataster im Jahr 2025 zur Wildbiene des Jahres gekürt.

  • Die Garten-Blattschneiderbiene wurde 2025 zur Wildbiene des Jahres gekürt. Foto: Gilles San Martin / Flickr

  • Die Männchen haben auffällig verbreiterte Vorderbein-Tarsen, die weißlich gefärbt und mit langen blassgelben Fransen versehen sind. Foto: Gilles San Martin / Flickr

  • Auffällig bei den Weibchen ist die rötliche Bauchbürste für den Pollentransport. Foto: Line Sabroe / Flickr

  • Die Garten-Blattschneiderbiene nutzt den Nektar und Pollen verschiedenster Pflanzenarten. Foto: C. Künast

  • Ihre Nester finden sich in morschem Holz, verlassenen Fraßgängen anderer Insekten, unter Rinden oder in Mauerfugen. Auch Nisthilfen werden gerne angenommen. Foto: Line Sabroe / Flickr

    Steckbrief

    Familie

    Megachilidae

    Körpergröße

    Weibchen 12 bis 15 Millimeter, Männchen 13 bis 14 Millimeter

    Flugzeit

    Juni – September

    Verbreitung

    Megachile willughbiella ist von Südeuropa bis nach Nordeuropa verbreitet und kommt in ganz Deutschland vor. Sie besiedelt Lebensräume vom Tiefland bis in Höhen von 2000 Metern in den Alpen.

    Nistweise

    Die Lebensräume der Garten-Blattschneiderbiene sind vielfältig. Sie umfassen sowohl Waldränder und -lichtungen, also auch städtische Brachen, Gärten und Parks – sofern dort geeignetes Nistsubstrat und ein ausreichendes Blütenangebot vorhanden sind.

    Wenn im Juni die ersten Bienen erscheinen, ist vor allem das Balzverhalten der Männchen kennzeichnend. Mit ihren verbreiterten Vorderbeinen führen sie die Antennen der Weibchen in speziell geformte Rillen ein, die mit Duftdrüsen ausgestattet sind. Diese Sekrete spielen eine entscheidende Rolle bei der Paarung. Währenddessen bedecken die breiten Vorderbeine des Männchens die Augen des Weibchens, was möglicherweise die Paarung erleichtert.

    Bei dem Nestbau zeigen sich die Weibchen anpassungsfähig und graben ihre Gänge in morsches Holz, nutzen verlassene Fraßgänge anderer Insekten oder nisten unter Rinden und in Mauerfugen. Auch Nisthilfen mit einem Bohrlochdurchmesser von etwa sechs Millimetern werden angenommen. Ungewöhnliche, aber nicht selten beobachtete Nistplätze sind außerdem Balkonkästen oder Blumentöpfe, wo die Nester als kleine Blatthülsen oder „Zigarren“ in den Wurzelballen vorgefunden werden.
    Die Weibchen der Art nutzen nämlich kleine kreisrunde Blattstücke, um ihre Brutzellen zu isolieren und zu schützen. Diese werden von Blättern von Gehölzen wie Wildrosen, Eichen oder Hainbuchen ausgeschnitten und „reitend“ in ihr Nest getragen.

    Die Fortpflanzung erfolgt überwiegend univoltin, also mit nur einer Generation pro Jahr ab Juni, mit Überwinterung der Larven als Ruhelarve im Kokon. In langen, heißen Sommern kann jedoch eine zweite Generation auftreten, wobei neue Männchen bereits ab Mitte August schlüpfen.

    Ernährung

    Als polylektische Art ist die Garten-Blattschneiderbiene nicht auf bestimmte Pflanzenfamilien spezialisiert. Sie sammelt Pollen und Nektar aus einer Vielzahl von Blüten, darunter Korbblütler und Schmetterlingsblütler.

    Kuckucksbienen

    Bekannte Kuckucksbienen sind die Langschwanz-Kegelbiene (Coelioxys elongata) und die Vierzähnige Kegelbiene (Coelioxys conica).

    Gefährdung und Schutz

    Obwohl die Garten-Blattschneiderbiene aktuell nicht als gefährdet gilt, ist sie dennoch auf vielfältige Lebensräume mit ausreichenden Nistmöglichkeiten und einem reichhaltigen Blütenangebot angewiesen. Die zunehmende Fragmentierung von Landschaften und der Verlust naturnaher Gärten stellen eine Herausforderung dar. Zum Schutz der Art sollten bunte Wildblumensäume und heimische Blühpflanzen gefördert werden. Nisthilfen mit passenden Bohrlochdurchmessern können dazu beitragen, die Art zu unterstützen. Ebenso ist es wichtig, Bereiche mit Totholz oder offenen Bodenstellen zu tolerieren und auf eine intensive Pflege von Gärten zu verzichten.

    © Wildbienen