Auch Hummeln sind Wildbienen!

Auch Hummeln sind Wildbienen. Ihr lateinischer Gattungsname Bombus bedeutet „das Brummen“. Frei übersetzt sind Hummeln also durchaus als Brummer zu bezeichnen. In Deutschland kommen 41 Hummelarten vor. Dank ihres kräftigen, rundlichen Körpers und ihres dichten Pelzes sind sie unverkennbar und können höchstens mit Pelzbienen verwechselt werden. Doch woran erkennt man die verschiedenen Hummelarten? Ein Merkmal: das unterschiedliche Farbmuster ihrer Pelze.

41

Hummelarten gibt es in Deutschland!

Lang lebe die Königin

Auch wenn Hummeln meist allein unterwegs sind, um Nektar und Pollen zu sammeln, leben sie – wie die  Honigbiene – in Staaten mit einer Königin und unfruchtbaren Arbeiterinnen. Im Sommer kommen noch die Männchen (auch Drohnen genannt) und Jungköniginnen hinzu. In einem durchschnittlich großen Hummelstaat leben 50 bis 600 Exemplare – je nach Hummelart. Jedoch überlebt ein Hummelvolk stets nur einen Sommer. Entgegen der landläufigen Meinung haben die weiblichen Hummeln durchaus einen Stachel (Männchen haben keinen). Besonders aggressiv sind die Tiere aber nicht: Sie stechen in aller Regel nur, um sich zu verteidigen –  etwa wenn ein Mensch versehentlich auf sie oder ihr Nest tritt.

600

Tiere kann ein Hummelvolk beherbergen!

Die ersten Bienen des Jahres

Hummeln gehören zu den ersten Bienen im Jahr und fliegen bereits ab Temperaturen von zwei bis vier Grad Celsius aus. Honigbienen und andere Wildbienenarten gehen bei der Kälte noch lange nicht auf Nahrungssuche. Denn Insekten sind wechselwarme Tiere, die auf bestimmte Außentemperaturen angewiesen sind. Hummeln haben dieses Problem gelöst, indem sie sich mithilfe ihrer Flugmuskulatur auf Betriebstemperatur aufheizen können. Das ermöglicht ihnen, auch schon früh am Morgen auszufliegen und erst später am Abend in das Nest zurückzukehren.

  • Steinhummel (Bombus lapidarius)

    Die Steinhummel lässt sich ab März in Gärten beobachten und fliegt besonders gern Hornklee an. Durch ihre schwarz-rote Färbung ist sie leicht zu erkennen. Es gibt andere Arten, wie die seltene Distelhummel oder die Felsenkuckuckshummel, die ähnlich gefärbt sind. Die Nester werden sowohl oberirdisch in Hohlräumen (Mauerspalten, Steinhaufen, Vogelnistkästen) als auch unterirdisch in alten Mäusenestern angelegt.

  • Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris)

    Die Dunkle Erdhummel gehört zu den größten, auffälligsten und häufigsten heimischen Hummelarten. Ihr Volk kann im Juni/Juli aus bis zu 600 Tieren bestehen. Ab Februar lassen sich die Königinnen auf der Suche nach geeigneten Nistplätzen beobachten. Meist nistet sie unterirdisch in alten Mäusenestern. Diese Art wird auch zur Bestäubung in der Landwirtschaft in z.B. Gewächshauskulturen eingesetzt.

  • Ackerhummel (Bombus pascuorum)

    Die Ackerhummel ist fast überall zu sehen und fühlt sich in Gärten wohl. Sie ist sehr friedlich und lässt sich leicht in Hummelkästen ansiedeln. Verglichen mit anderen Hummeln ist sie sehr klein und gehört zu den Zwergen unter den Hummeln. Besonderheit: Ihre Völker überleben bis in den Oktober hinein. Damit ist sie eine der langlebigsten Hummelarten.

  • Steinhummel (Bombus lapidarius)

  • Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris)

  • Ackerhummel (Bombus pascuorum)

Nahrungsgeneralisten

Im Gegensatz zu vielen solitären Wildbienenarten sind Hummeln ausgesprochene Nahrungsgeneralisten, die auch exotische Gartengewächse nutzen können. Hummeln lassen sich grob in kurz- und langrüsselige Arten unterscheiden. Mit dem Rüssel, auch Zunge genannt, saugen sie den Nektar aus der Blüte. Bei einigen  Blühpflanzen ist der Nektar so tief in der Blüte verborgen, dass nur langrüsselige Hummeln diese Blüten nutzen. Viele Pflanzenarten können nur durch die Bestäubung der Hummeln überleben!

Besonderheit: Kuckuckshummeln

Neben den staatenbildenden Hummeln gibt es auch die sogenannten Kuckuckshummeln. In Deutschland sind neun Arten bekannt. Sie leben als Einzelgänger, suchen sich ein Wirtsvolk und dringen schmarotzerartig in die Nester anderer Hummeln ein. Kuckuckshummeln sind immer auf die Arbeiterinnen ihrer Wirtskönigin angewiesen. Sie selbst können keinen Pollen sammeln. Im Nest frisst die Kuckuckshummel zudem meist die Eier ihrer Wirtskönigin, während sie selbst Eier legt. Dabei wird das Hummelvolk zwar geschwächt, überlebt aber meistens. Nur selten wird die Wirtskönigin von der Kuckuckshummel getötet. Jede Kuckuckshummel ist auf eine oder wenige Hummelarten spezialisiert, die sie parasitiert. Äußerlich unterscheiden sich die Kuckuckshummeln kaum von den „echten“ Hummeln. So lässt sich die Felsen-Kuckuckshummel (Bombus rupestris) kaum von ihrer Wirtsart, der Steinhummel (Bombus lapidarius), unterscheiden.

Hoch bedroht

Viele Hummelarten stehen in Deutschland inzwischen auf der Roten Liste. Es gibt einige wenige Arten, die wir bei uns im Siedlungsraum noch häufig zu Gesicht bekommen, zum Beispiel die Garten-, Baum-, Acker-, Erd- und Steinhummel. Die meisten Hummelarten sind jedoch in ihrem Bestand stark rückläufig – dazu gehören etwa die Deich-, Gras- und die Veränderliche Hummel. Vor allem im Spätsommer finden sie nicht mehr ausreichend Nahrung. Sie brauchen, wie viele andere Insekten auch, reich strukturierte Lebensräume und können nur dort leben, wo ihre vielfältigen Ansprüche an Nahrung und Nistplatz erfüllt werden. Doch solche Lebensräume verschwinden, weil unsere Agrarlandschaften immer einseitiger und intensiver genutzt werden.  Blütenreiche Streuobstwiesen, artenreiche Waldsäume, Wegböschungen, Brachen, Wegsäume oder extensiv genutzte Wiesen gehen vielerorts verloren. Und auch in Städten und Dörfern werden Freiflächen zugebaut und Straßenränder so lang gemäht, bis dort überhaupt nichts mehr blüht. Kleingärten verwandeln sich in monotone Graswüsten mit exotischen Ziersträuchern oder Koniferen. Daher müssen wir in Stadt und Land mehr auf unsere heimische Insektenwelt achtgeben und geeignete Lebensräume bewahren und schaffen. Wenn Sie Hummeln helfen wollen, gestalten Sie Ihren Garten oder Balkon möglichst blütenreich.

Das Hummeljahr

  • Februar / März

     

    Nestsuche

    An außergewöhnlich warmen Tagen lassen sich schon ab Februar die ersten Hummelköniginnen, meist die Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris), auf der Suche nach einem geeigneten Nistplatz und an den ersten Frühjahrsblüten beobachten. Achten Sie mal drauf: Jede Hummel, die Ihnen im März vor die Nase fliegt, ist eine Königin! Nistplätze können je nach Hummelart Totholzhaufen, hohle Baumstämme, Steinspalten, Mäuselöcher oder Vogelnistkästen sein.

  • März - Juni

    Aufbau einer Hummel-Monarchie

    Wurde ein passender Nistplatz gefunden, legt die Königin die ersten Eier und sammelt weiterhin Nektar und Pollen. Nach einigen Wochen schlüpfen dann die ersten Arbeiterinnen, die nach und nach die Aufgaben der Königin übernehmen. Sie bewachen das Nest, sammeln Pollen und Nektar und füttern die Brut. In den ersten Wochen sind die Arbeiterinnen meist noch sehr klein. Von da an bleibt die Hummelkönigin bis zum Ende ihres Lebens in ihrem Hummelnest und legt Eier – in ihrem einjährigen Leben bis zu 1.000 Stück.

     

    März - Juni

  • Juni - Juli

     

    Krönung der neuen Königinnen

    Auf dem Höhepunkt der Entwicklung des Hummelvolkes im Juni/Juli werden neue Jungköniginnen und Drohnen herangezogen. Das Volk kann jetzt aus bis zu 600 Tieren bestehen. Die einzige Aufgabe der Drohnen: Sie befruchten die neuen Hummelköniginnen! Drohnen haben übrigens keinen Stachel! Nach der Paarung suchen sich die jungen Königinnen geschützte Verstecke zum Überwintern, das können z. B. Komposthaufen, Laubhaufen oder auch alte Maulwurfsgänge sein.

  • September - Oktober

    Untergang des alten Volkes

    Im September geht schließlich das Hummeljahr zu Ende: Außer der noch häufigen Ackerhummel sind kaum Hummelarten zu sehen. Das Hummelvolk stirbt mit der alten Königin ab. Die jungen Königinnen ruhen in ihren frostgeschützten Verstecken bis zum nächsten Frühjahr. Doch nur eine von zehn Königinnen wird den Winter überleben und im nächsten Jahr einen neuen Staat gründen. Dann beginnt das Hummeljahr von Neuem.

     

    September - Oktober