• Was sind Wildbienen?

    Als Wildbienen bezeichnet wir alle Bienenarten, mit Ausnahme der Honigbiene. Der Begriff ist rein umgangssprachlich und hat nichts mit einer biologischen Einordung zu tun, sondern zeigt an, dass es neben der Honigbiene auch noch andere, wildlebende Bienen gibt – die sogenannten Wildbienen. In Deutschland sind momentan 604 Wildbienenarten nachgewiesen (Stand 2024).

  • Produzieren Wildbienen Honig?

    Nein. Anders als die Honigbiene, die im Sommer Honig für den Winter produziert, damit das Honigbienenvolk überlebt, brauchen Wildbienen – die solitär und in der Regel ohne Volk leben – keine großen Vorräte. Die meisten Wildbienen sterben spätestens im Herbst ab, nur wenige Arten überleben als einzelne Bienen. Über den Winter entwickeln sich die Larven: in einer Nestkammer, gefüllt mit Pollen, den die Mutterbiene dort im letzten Sommer hineingelegt hat.

    Im Gegensatz zu den solitären Bienen leben Hummeln – ähnlich der Honigbiene – in sozialen Gemeinschaften und sammeln Nektar, den sie im Nest speichern. Er hilft ihnen, kurze Schlechtwetterperioden im Nest zu überstehen. Da das Hummelvolk im Winter ebenfalls stirbt, besteht allerdings keine Notwendigkeit, Honigvorräte anzulegen.

  • Woran erkennt man Wildbienen?

    Die meisten Wildbienenarten lassen sich leicht an ihrer pelzigen Behaarung erkennen. Oft haben die Weibchen an den Hinterbeinen oder unter dem Bauch besonders feine oder gegabelte Haare, an denen viel Pollen hängen bleibt. Die gefüllten Pollenhöschen oder Bauchbürsten der Tiere sind gut zu sehen.

    Neben den pelzigen Wildbienen gibt es eine Reihe von Arten ohne Haare. Viele von ihnen, besonders die Kuckucksbienen, sind auffällig gelbschwarz oder rotschwarz gefärbt und können leicht mit Wespen verwechselt werden. Auch die Maskenbienen, schwarze und unauffällige Arten mit oftmals weniger als einem Zentimeter Körperlänge, werden häufig eher für eine Wespe als für eine Wildbiene gehalten. Spärlich beharrt ist auch die kleinste deutsche Biene, die Steppenbiene: Sie misst nur drei bis vier Millimeter Körperlänge und kommt noch auf wenigen Sandstandorten in der Oberrheinebene und den Sandhausener Dünen vor.

    Insgesamt gibt es unter den Wildbienen eine enorme Vielfalt in Gestalt und Aussehen. Wildbienen existieren in zahlreichen Formen und Farben. Ihre Färbung reicht von Rot oder Braun über Gelb oder Orange bis hin zu Weiß – eine unter den Stechimmen nahezu einzigartige Farbenvielfalt.

  • Sind Hummeln auch Wildbienen?

    Auch Hummeln sind Wildbienen. Sie gehören sogar zu den ersten Bienen im Jahr, da sie schon ab Temperaturen von zwei bis vier Grad Celsius ausfliegen. Ein bestimmtes Molekül in ihren Zellen schützt sie davor, einzufrieren. Durch Anspannen der Flugmuskulatur können sich die Hummeln „warm zittern“ und ihren Körper auf Betriebstemperatur aufheizen. Dabei entsteht auch das typische Geräusch, das der Gattung den Namen gab: Lateinisch Bombus bedeutet „das Brummen“. Frei übersetzt sind Hummeln also durchaus als Brummer zu bezeichnen.

    In Deutschland kommen 41 Hummelarten vor. Sie lassen sich grob in kurz- und langrüsselige Arten unterscheiden. Mit dem Rüssel, auch Zunge genannt, saugen sie den Nektar aus der Blüte. Im Gegensatz zu vielen solitären Wildbienenarten sind Hummeln ausgesprochene Nahrungsgeneralisten, die auch exotische Gartengewächse nutzen können.

    Auch wenn Hummeln meist allein unterwegs sind, um Nektar und Pollen zu sammeln, leben sie – wie die  Honigbiene – in Staaten mit einer Königin und unfruchtbaren Arbeiterinnen. Im Sommer kommen noch die Männchen (auch Drohnen genannt) und die Jungköniginnen hinzu. In einem durchschnittlich großen Hummelstaat leben – je nach Hummelart – 50 bis 600 Tiere. Jedoch überlebt ein Hummelvolk stets nur einen Sommer.

  • Wie bestäuben Wildbienen?

    Pflanzen bieten Nektar an, um Insekten anzulocken. Sind diese auf der Blüte, bleibt Pollen an den Tieren haften, den sie zur nächsten Blüte tragen und diese somit bestäuben. Bienenweibchen wollen den Pollen aber gar nicht auf andere Blüten übertragen, sondern lieber für sich – als Nahrung für ihre Larven. Streng genommen sind sie also gar keine Bestäuber, sondern Pollenräuber.

    Obwohl sie Mechanismen entwickelt haben, um den wertvollen Pollen möglichst verlustfrei ins Nest zu transportieren, verlieren sie beim Pollensammeln immer noch genügend Pollen, um als unfreiwillige Bestäuber zu fungieren – und das mit einer bemerkenswerten Erfolgsquote: Sie bestäuben oft effizienter als Honigbienen. An dem wirtschaftlichen Wert der von Insekten geleisteten Bestäubungsarbeit haben Wildbienen einen enormen Anteil.

    Natürlich treten Bienen auch als reine Blütenbesucher auf. Bienenmännchen, zum Beispiel, sammeln gar keinen Pollen, sondern besuchen Blüten ausschließlich zum Nektarsaugen. In ihrem Pelz transportieren sie natürlich auch Pollen und werden damit zu echten Bestäubern.

    Manche Pflanzen haben sich durch ihre besondere Blütenform auf bestimmte Wildbienen spezialisiert. So zwingen etwa die langen, röhrenförmigen Blüten bei Lungenkraut oder Hundszunge die Bienen in bestimmte Positionen, wollen sie an den Pollen kommen. Bei derart spezialisierten Blüten sind Wildbienen die einzigen Insekten, die diese Arten bestäuben können.

  • Können Wildbienen stechen?

    Ja, grundsätzlich können alle Wildbienenarten stechen. Wildbienen gehören, wie die Wespen, zu den „Stechimmen“: Die Weibchen haben einen Wehrstachel, mit dem sie sich im Notfall verteidigen. Doch bei den meisten Wildbienenarten ist dieser Stachel viel zu fein, um unsere Haut zu durchdringen. Eine Ausnahme davon machen lediglich Hummeln, doch auch ihr Stich hat längst nicht die Wirkung des Stichs einer Honigbiene.

    Auch ist der überwiegende Teil aller Wildbienenarten äußerst friedlich. Vor allem von den Einzelgängern unter den Wildbienen – zu denen über 90 Prozent der nestbauenden Arten gehören – geht keinerlei Gefahr aus, da sie ihre Nester nicht verteidigen. Anders die sozial lebenden Wildbienenarten: Zwei Hummelarten, die Baumhummel und die Dunkle Erdhummel, reagieren auf Störungen im unmittelbaren Nestbereich. Hier ist etwas Vorsicht geboten. Bevor es jedoch zum Stich kommt, senden die Hummeln mehrere Warnsignale.

  • Stehen Wildbienen unter Schutz?

    Wildbienen sind in Deutschland stark gefährdet. Etwa die Hälfte aller Arten werden auf der Roten Liste der Bienen Deutschland (Westrich et al 2011) als gefährdet klassifiziert, einige Arten sind bereits ausgestorben oder unmittelbar vom Aussterben bedroht. Wildbienen stehen daher unter dem besonderen Schutz des Bundesnaturschutzgesetzes. Demnach ist es verboten, Wildbienen nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen, zu töten oder ihre Entwicklungsformen, Nist-, Brut, Wohn-, oder Zufluchtsstätten der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören.

    Quelle: Westrich, P.; Frommer, U.; Mandery, K.; Riemann, H.; Ruhnke, H.; Saure, C. & Voith, J. (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Bienen (Hymenoptera: Apidae) Deutschlands. – In: Binot-Hafke, M.; Balzer, S.; Becker, N.; Gruttke, H.; Haupt, H.; Hofbauer, N.; Ludwig, G.; Matzke-Hajek, G. & Strauch, M. (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands, Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). – Münster (Landwirtschaftsverlag). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3): 373–416.

  • Warum gibt es in Städten so viele Wildbienen?

    Mehr als die Hälfte aller Wildbienenarten Deutschlands, darunter viele bedrohte und hoch anspruchsvolle Arten, kommen in Städten gut zurecht. Denn die Vielfalt an Gärten, Parks und Grünflächen erhöht die Chance, dass selbst hoch spezialisierte Wildbienen hier genau die Blüten und Nistplätze finden, die sie brauchen.

    Um sich fortpflanzen zu können, benötigen Wildbienen nämlich eine große Strukturvielfalt, die aus Hecken, Altholz, offenen Rohbodenflächen und einem reichhaltigen Angebot blühender Pflanzen bestehen muss. Nur so können Wildbienen ihre hohen Ansprüche an den Lebensraum erfüllen. 

  • Was machen Wildbienen im Winter?

    Bei den solitären Wildbienen, den Einzelgängerinnen, sterben die letzten Bienen im Herbst ab. In den Wochen davor haben sie noch emsig Pollen und Nektar gesammelt und ihre Nester mit den Nachkommen für das nächste Jahr angelegt. In hohlen Pflanzenstängeln, selbstgegrabenen Gängen in der Erde oder in Totholz ruht der Nachwuchs. Hier überwintert die nächste Generation, gut versorgt mit dem Larvenbrot aus Nektar und Pollen. Die fertigen Bienen kommen erst im nächsten Jahr aus ihrem Nest und der Kreislauf beginnt von neuem.

    Bei den sozialen Wildbienen, also den Hummeln und einigen Furchenbienenarten, stirbt im Herbst das gesamte Volk ab. Bei den Hummeln suchen sich allein die neuen Jungköniginnen mit einer reichlich gefüllten Nektarblase ein Versteck im Erdboden, in dem sie bis zu 15 Zentimeter tief bis zum nächsten Jahr überwintern. Auch unter Laubhaufen oder unter Baumwurzeln und in Mauerritzen überwintern die jungen Königinnen. Durch die vermehrte Produktion eines eigenen Frostschutzmittels im Körper sind die Insekten für Temperaturen von bis zu -19°C gewappnet.

  • Gibt es eine Konkurrenz zwischen Wild- und Honigbiene?

    Ja, denn beide wollen dasselbe: den Pollen und Nektar von Blütenpflanzen. Doch es sind ungleiche Konkurrentinnen. Im Gegensatz zu vielen Wildbienenarten sind die Honigbienen Generalisten: Sie können Pflanzenarten aus verschiedenen Pflanzenfamilien als Nahrungsquelle nutzen. Dagegen ist ein großer Teil der Wildbienen auf den Pollen bestimmter Pflanzenfamilien, -gattungen oder sogar -arten spezialisiert. Werden diese Blüten gleichzeitig von Honigbienen besucht, können die Wildbienen nicht auf andere ausweichen.

    Anderswo neue Nahrungsquellen zu finden, ist schwierig: Während Honigbienen in einem Umkreis von bis zu zehn Kilometern auf Nahrungssuche gehen können, sind es bei Wildbienen nur wenige hundert Meter bis einen Kilometer. Und je länger sie fliegen müssen, desto weniger erfolgreich ist ihre Brut.

    Doch ob die Konkurrenz der beiden Bienengruppen für Wildbienen tatsächlich nachteilig oder gar schädlich ist, hängt von sehr vielen verschiedenen Faktoren ab, die von Fall zu Fall bewertet werden müssen. Ist genug Futter für alle da, gibt es keine Probleme. Wenn nicht, wird es für die Wildbienen eng – und zwar mit gravierenden Ausmaßen.

    Die Nahrungskonkurrenz zwischen der Honigbiene und den verschiedenen Wildbienenarten ist ein intensiv diskutiertes Thema im Naturschutz.

    Unsere ausführliche Position finden Sie HIER.

Footer: Gelbbindige Furchenbiene (Halictus scabiosae) © C. Künast