Häufige Fragen über Wildbienen
Wie viele Wildbienenarten gibt es? Sind Hummeln auch Wildbienen? Können Wildbienen stechen? Was machen Wildbienen im Winter? Können alle Wildbienen stechen? Sind Wildbienen gefährlich? Was essen Wildbienen? Produzieren Wildbienen Honig? Wo kann ich passendes Saatgut kaufen?
Hier möchten wir euch eine Übersicht über die Fragen geben, die uns häufig gestellt werden. Findet ihr hier nicht die passenden Antworten, dann meldet euch gerne bei uns!
In Deutschland sind momentan ca. 585 Wildbienenarten nachgewiesen.
Ja, auch Hummeln gehören zu den Wildbienen.
Als Wildbienen bezeichnet wir alle Bienenarten, mit Ausnahme der Honigbiene. Der Begriff ist rein umgangssprachlich und hat nichts mit einer biologischen Einordung zu tun. Er wird nur genutzt, um darauf aufmerksam zu machen, dass es neben der Honigbiene auch noch andere Bienen gibt, die sogenannten Wildbienen.
Ja, Wildbienen stehen unter dem besonderen Schutz des Bundesnaturschutzgesetzes.
Laut Bundesnaturschutzgesetz ist es verboten, Wildbienen nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen, zu töten oder ihre Entwicklungsformen, Nist-, Brut, Wohn-, oder Zufluchtsstätten der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören.
Ja, grundsätzlich können alle Wildbienenarten stechen.
Wildbienen gehören, wie die Wespen, zu den „Stechimmen“ und haben einen Wehrstachel mit dem sie sich im Notfall verteidigen. Allerdings besitzen nur die Weibchen einen Stachel, der sich im Laufe der Evolution aus einem Organ zur Eiablage entwickelt hat – dem sogenannten Legebohrer. Die männlichen Bienen (Drohnen) sind nicht in der Lage zu stechen.
Nein, der überwiegende Teil aller Wildbienenarten ist äußerst friedlich.
Vor allem von den Einzelgängern unter den Wildbienen – zu denen über 95% der Wildbienen gehören – geht keinerlei Gefahr aus. Bei Störungen / Beschädigung ihrer Nester unternehmen die Solitärbienen keinen Versuch ihr Nest zu verteidigen.
Sozial lebende Wildbienenarten hingegen verteidigen wie die Honigbiene und einige Hummelarten ihr Nest bei Gefahr. Bei den Wildbienen reagieren zwei Hummelarten, die Baumhummel (Bombus hypnorum) und die Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris), auf Störungen im unmittelbaren Nestbereich. Hier ist etwas Vorsicht geboten. Bevor es jedoch zum Stich kommt, senden die Hummeln mehrere Warnsignale.
Die Wildbienen – mit Ausnahme der Brutparasiten – tragen Pollen und Nektar als Larvennahrung in ihre Nester ein. Etwa 30 Prozent aller in Deutschland vorkommenden Arten sind für den Polleneintrag auf eine oder wenige Pflanzenfamilien, -gattungen oder sogar nur auf eine einzige Pflanzenart spezialisiert. Diese Bienenarten werden „oligolektische Arten“ genannt. Ohne ihre spezifische Pollenquelle können sich die Arten nicht entwickeln. Bei dem Nektar sind die Tiere nicht so wählerisch. Er ist sozusagen das Flugbenzin der Insekten.
Bei den solitären Wildbienen, den Einzelgängerinnen, sterben die letzten Weibchen. In den Wochen davor haben sie noch emsig Pollen und Nektar gesammelt und ihre Nester mit den Nachkommen für das nächste Jahr angelegt. In hohlen Pflanzenstängeln, selbstgegrabenen Gängen in der Erde oder in Totholz ruht der Nachwuchs. Hier überwintert die nächste Generation, gut versorgt mit Nektar und Pollen. Die fertigen Bienen kommen erst im nächsten Jahr aus ihrem Nest und der Kreislauf beginnt von neuem.
Bei den sozialen Wildbienen, also den Hummeln, stirbt im Herbst das gesamte Hummelvolk ab. Über den Sommer ist der Staat, den die Hummelkönigin ganz allein gegründet hat, auf über 600 Tiere angewachsen. Jetzt ist die Zeit der Königin gekommen. Sie stirbt – und mit ihr das ganze Volk. Das ganze Jahr über hat das fleißige Hummelvolk dafür gesorgt, möglichst viele kräftige, neue Jungköniginnen heranzuziehen. Allein die neuen Jungköniginnen suchen sich mit einer gut gefüllten Nektarblase gut geschützte Plätze, an denen sie bis zum nächsten Jahr überwintern können. Dazu suchen sich die Jungköniginnen einen „Schlafplatz“ im Erdboden mit geringer Sonneneinstrahlung und graben sich bis zu 15 cm Tiefe ein. Auch unter Laubhaufen oder unter Baumwurzeln und in Mauerritzen überwintern die jungen Königinnen. Würde der Überwinterungsplatz in der prallen Sonne liegen, besteht die Gefahr, dass sich der Platz zu schnell erwärmt und die Insekten zu früh erwachen. Ideal sind darum Überwinterungsquartiere mit nord-westlicher Ausrichtung. Durch die vermehrte Produktion eines eigenen Frostschutzmittels im Körper sind die Insekten für Temperaturen von bis zu -19°C gewappnet.
Nein, Wildbienen produzieren keinen Honig.
Im Gegensatz zur Honigbiene sterben die Wildbienen im Winter ab. Das bedeutet, dass sie keinen Energievorrat für den Winter benötigen. Die Honigbiene jedoch hat sich über den Sommer große Vorräte an Honig und Pollen angelegt. Dabei entscheidet der Nahrungsvorrat über das Überleben des Honigbienenvolks. Der Honig ist der Treibstoff, der das Volk und hier besonders die Königin am Leben hält. Sobald der Winter und mit ihm der Frost kommt, ziehen sich die Bienen in einer Wintertraube zusammen. In der Mitte gut geschützt und gewärmt sitzt die Königin. Sie muss überleben. Durch ständiges Muskelzittern der Bienen herrscht im Inneren stets eine Temperatur von ca. 25 °C.
Ja, gibt es.
Von Krankheiten, von denen die Honigbiene betroffen ist, sind Wildbienen offenbar nur teilweise betroffen. Die Varroa-Milbe befällt ausschließlich Honigbienen. Die Milbe benötigt konstanten Temperaturen in den Brutzellen der Waben. Andere soziale Bienen, wie die Hummeln, können jedoch von Honigbienen angesteckt werden, z.B. dem „Krüppelflügelvirus“ (DWV = Deformed Wing Virus) und dem parasitären Pilz Nosema ceranae.
Achten Sie darauf, die Nisthilfen an einen trocken, warmen, sonnigen und windgeschützten Standort aufzuhängen. Am besten eignet sich ein Standort in südöstlicher Ausrichtung. In Bäumen hängende, beschattete oder frei hängende Nisthilfen werden nicht angenommen. Auch folgende Nistelemente sind für Wildbienen nicht nutzbar. Leider sind sie sehr häufig in Wildbienenhotels zu finden:
- Stroh / Tannenzapfen. Dieses wird selbst im Winter nicht zum Überwintern durch Insekten genutzt.
- Lochziegelsteine. Meist sind die Löcher zu groß oder innen zu rau, um für Bienen oder andere Hautflügler als Nistplatz in Frage zu kommen. Sie eignen sich höchstens dazu, Bambusröhrchen darin zu positionieren.
- Kieselsteine oder andere Substrate.
Ja, die Nisthilfen sollten Sie einmal im Jahr durchsehen und pflegen.
Nach drei bis vier Jahren sind viele Nisthilfen verbraucht, das heißt die Nester wurden mehrfach genutzt, die Arten sind geschlüpft, doch die verbleibenden Reste behindern neue Individuen bei der Nestanlage. Sie erkennen die daran, dass die Nestverschlüsse auch im Winter zerstört sind. Intakte Nester mit einer Bienenlarve besitzen stets einen intakten Verschluss. Zur Pflege können Sie Folgendes tun:·
- Das Wildbienenhotel muss regelmäßig kontrolliert und Schäden durch Wind, Wetter oder Vögel müssen beseitigt werden. · Wenn zum Beispiel Meisen damit beginnen, Nisthilfen aufzupicken oder die Nisthilfen aus dem Hotel zu ziehen, sollte die Nistwand mit einem Gitter abgedeckt werden.
- Holznisthilfen: Haben Holzblöcke viele zerbrochene oder nicht vollständig verschlossenene Nestabschlüsse, sollten Sie diese nach zwei bis drei Jahren ersetzen oder mit einem spitzen Gegenstand, wie einem Schraubenzieher, reinigen. Wenn die überwiegende Anzahl der Nestverschlüsse allerdings intakt ist, brauchen Sie nichts zu unternehmen.
- Stängelnisthilfen: Gleiches gilt für die Stängel. Stängel aus harten Materialien (Bambus) sollten Sie reinigen, vor allem wenn der Anteil zerstörter Nestverschlüsse (Sichtkontrolle im Winter) überhand nimmt. Stängel aus weichen Materialen sollten Sie ersetzen, wenn sie beginnen, zu zerfasern.
- Lehm- und Lössnisthilfen: Solche Nisthilfen eignen sich viel länger zur Besiedlung durch Bienen. Hier ist auf allgemeine Beschädigungen, wie herausbröckelndes Substrat, zu achten. Dieses kann mit einer Maurerkelle wieder eingefügt werden.
Nein, nicht unbedingt!
Schon kleine Flächen von wenigen Quadratmetern sind für die Tiere eine wertvolle Ressource. Wichtiger als wenige große Flächen sind viele kleinere verteilte Flächen. Damit können die Tiere mehr Strukturen, z.B. für ihre Nistplätze erschließen. Jedoch gilt: je kleiner die angelegte Fläche, desto schneller wird sie durch andere Beikräuter, wie z.B. Gräser, wieder verdrängt. Pflegen Sie die Fläche jedoch regelmäßig, können Sie sich auch an kleinen Wildblumenflächen lange erfreuen.
Auf die Bedürfnisse von Wildbienen abgestimmtes Saatgut können Sie bei uns im Shop erwerben.
1. Standort
Achten Sie darauf, dass der Standort für die zukünftige Wildblumenwiese
- vollsonnig
- möglichst mager
- trocken
- und frei von Staunässe ist.
2. Richtiger Zeitpunkt
Wählen Sie für die Aussaat den richtigen Zeitpunkt:
- zwischen Februar und Mai
- zwischen August und Oktober (wird empfohlen)
3. Bodenvorbereitung
Bereiten Sie den Boden vor der Aussaat sorgfältig vor:
- alte Rasensoden abschälen
- Fläche umgraben/fräsen
- Wurzelunkräuter (Quecke, Distel, Weißklee, Winde) manuell entfernen
- feinkrümelige Bodenstruktur herstellen
- 2–3 Wochen warten
- Wiederholen der Arbeitsschritte bei starkem Aufwuchs von Beikräutern
4. Aussaat
Achten Sie bei der Aussaat darauf,
- nicht mehr als 2–3 Gramm Saatgut pro Quadratmeter auszubringen.
- das Saatgut nicht mit Erde zu bedecken, da die Mischung viele Lichtkeimer enthält.
- das Saatgut anzuwalzen, um den Bodenkontakt herzustellen.
5. Pflege
Achten Sie bei der Pflege der Fläche darauf
- im ersten Jahr der Ansaat nach ca. 6 -8 Wochen einen sogenannten Schröpfschnitt in 10 cm Höhe durchführen, um unerwünschten Aufwuchs zu entfernen. Der Schröpfschnitt muss je nach Bedarf mehrmals wiederholt werden.
- ab dem zweiten Jahr sollte eine jährliche Streifenmahd Ende Mai – Ende Juni durchgeführt werden. Es ist immer nur die Hälfte der Fläche zu mähen, nach 4 Wochen wird dann der Rest gemäht (um den Insekten auch nach der Mahd noch eine Nahrungsgrundlage zu geben). Die Mahd muss bei stark wüchsigen Flächen im August / September wiederholt werden. Auch hier wichtig: Je nach Bedarf, d.h. die Fläche muss beobachtet werden.
Grundsätzlich ja, die Insekten nutzen jeweils die gleichen Ressourcen – Pollen und Nektar.
Die Nahrungskonkurrenz zwischen Honigbienen und Wildbienen ist ein aktuelles Thema in der Naturschutzplanung. So wird seit mehreren Jahrzehnten darauf hingewiesen (z.B. Everetz 1993, 1995), dass die Nahrungsquellen von Wildbienenpopulationen durch Honigbienen stellenweise zu stark ausgebeutet werden und die Wildbienen daher in ihrem Fortpflanzungserfolg geschädigt werden können.
Wildbienen und Honigbienen
Die Problematik der Nahrungskonkurrenz ergibt sich aus den folgenden Punkten:
- Wildbienen und Honigbienen nutzen dieselbe Nahrungsressource, nämlich Pollen und Nektar von Blütenpflanzen.
- Honigbienen sind aus verschiedenen Gründen sehr konkurrenzstark und verdrängen nachweislich selbst große Wildbienenarten von den Blüten (Evertz 1993, Lindström, A.M. et. al. 2013). Zudem verfügen sie über Strategien, Blüten sehr effizient auszunutzen (siehe Anhang).
- In Lebensräumen mit knappen Nahrungsressourcen ist es somit sehr wahrscheinlich, dass hohe Dichten an Honigbienen Wildbienenpopulationen schädigen und deren Bruterfolg mindern.
- Diese Situation (knappe Ressourcen) besteht überall dort, wo Wildbienenpopulationen in kleinflächigen Lebensräumen mit eingeschränktem Angebot an Blütenpflanzen vorkommen. Dies trifft auf viele Naturschutzgebiete, kleinflächige Agrarhabitate, trockenwarme Sonderstandorte (der bevorzugte Lebensraum vieler Wildbienenarten) sowie städtische Biotope zu.
- Wildbienen sind stark gefährdet (etwa die Hälfte der fast 600 deutschen Arten steht auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten, Westrich 2011) und sind zudem vom Gesetzgeber besonders geschützt. Zudem sind sie wichtige Bestäuberinsekten und spielen daher eine wichtige Rolle in natürlichen Ökosystemen sowie in verschiedenen landwirtschaftlichen Kulturen (v.a. Obstanbau).
- Honigbienen (die Art Apis mellifera) ist eine reine Nutztierart, die nur durch den Menschen am Leben gehalten wird. Ihre Wildform ist in Europa ausgestorben. Ihre Rolle bei der Bestäubung von Nutz- und Wildpflanzen muss deutlich relativiert werden (Garribaldi et al. 2013).
Forschungsbedarf
Obwohl es zahlreiche Indizien und Metastudien zum Thema Nahrungskonkurrenz gibt, sind direkte Studien, die diese Konkurrenz belegen, eher rar gesät. Vor allem fehlen genaue Untersuchungen zum quantitativen Nahrungsbedarf von Wildbienen und deren Populationsgrößen. Die Deutsche Wildtier Stiftung ist sich dieser Defizite sehr wohl bewusst. Dennoch geht die Deutsche Wildtier Stiftung aufgrund zahlreicher Indizien und Daten davon aus, dass die Konkurrenz besteht und ein ernstzunehmender Gefährdungsfaktor für Wildbienen in bestimmten Lebensräumen darstellen kann. Die Deutsche Wildtier Stiftung hat sich dem Schutz wildlebender Tiere verpflichtet und stellt das Wohl von Wildbienen an erster Stelle. Wir sehen die Imkerei in der Bringschuld, ggf. zu beweisen, dass bei Nutzungskonflikten Honigbienen keine Auswirkungen auf die Entwicklung von Wildbienenpopulationen haben.
Die Position der Deutschen Wildtier Stiftung gegenüber der Imkerei
- Die Imkerei ist ein Wirtschaftsfaktor, der per se keinen Naturschutz betreibt. Die Honigbiene ist ein „Haustier“ und damit keine bedrohte und damit schützenswerte Art.
- Dennoch stellt die Imkerei ein wichtiges Kulturgut dar und bringt zudem viele Menschen mit Natur und damit auch mit ihrem Schutz in Verbindung.
- Die Deutsche Wildtier Stiftung möchte die Imkerei nicht verhindern, sondern sucht einen fairen und wissenschaftlich begründeten Austausch, um Nutzungskonflikte zwischen Imkerei und Naturschutz zu verhindern.
- Gleichzeitig sieht die Deutsche Wildtier Stiftung in den Imker und Imkerinnen wichtige Verbündete bei dem Ziel, die Vielfalt und Anzahl von Blütenpflanzen in Stadtbiotopen sowie in der freien Landschaft zu erhöhen.
Konkrete Forderungen
Nahrungskonkurrenz tritt immer dann auf, wenn das Nahrungsangebot für alle Bienen zu klein ist. Daher sind besonders in Naturschutzgebieten, in kleinflächigen Agrarhabitaten, auf trockenwarme Sonderstandorte (der bevorzugte Lebensraum vieler Wildbienenarten) sowie bei zahlreichen städtischen Biotopen Maßnahmen zum Schutz von Wildbienen zu ergreifen:
- Honigbienenvölker sollten mit einem Abstand von mindestens 3 km, zu besonders wertvollen Wildbienenlebensräumen aufgestellt werden (Evertz 1993, 1995; Stefan-Dewenter und Tscharnkte 2000).
- In Naturschutzgebieten und wertvollen Wildbienenlebensräumen sollten grundsätzlich keine Honigbienenvölker aufgestellt werden (Evertz 1993, 1995; Pyke und Balzer 1985; Shavit et al. 2009; Goulson und Sparrow 2009).
- Zur Entschärfung der Konkurrenz muss das Blühangebot in den oben genannten Lebensräumen deutlich erhöht werden.
Das sommerliche Hummelsterben findet vor allem unter Silberlinden (Tilia tomentosa) statt und ist ein seit Jahren beobachtetes Phänomen. Die genauen Gründe dafür sind allerdings noch umstritten. Die bisherige Meinung, dass die Hummeln verhungern weil die Linden keinen Nektar mehr produzieren würden, scheint nicht der ausschlaggebende Grund zu sein.
Neueste Forschungen weisen in eine andere Richtung. Es wird vermutet, dass die Hummeln an einer Vergiftung sterben, ausgelöst durch Pilztoxine (Pilzgifte), die von auf der Blattoberseite wachsenden Pilzen abgesondert werden. Die Hummeln lecken die Blätter auf der Suche nach Honigtau, der von Blattläusen abgegeben wird, ab und vergiften sich dabei. Vor allem in trockenen Jahren, wenn kein Regen die Blattoberseiten säubert, tritt das Phänomen verstärkt auf.
Welche Auswirkungen das Phänomen auf innerstädtische Hummelpopulationen hat ist noch nicht bekannt und nur schwer abzuschätzen.
Wie gut bestäuben Wildbienen?
Bienen und anderen Insekten besitzen eine wichtige Funktion als Bestäuberinsekten, im englischen auch „pollinators“ genannt. Dabei wird ihre große Bedeutung für die menschliche Ernährung besonders herausgehoben. Doch was hat es dabei genau auf sich? Hier soll zuerst der Blütenbesuch von Insekten genauer unter die Lupe genommen werden, der ja dann erst zur Bestäubung führt. Dabei gibt es verschiedene Fälle:
- Primär suchen Insekten zuerst einmal Blüten auf, um dort Nektar als Nahrung zu holen. Von der Energie aus dem Nektar leben sie. Hier wäre Blütenbesucher der korrekte Begriff. Am Pollen sind die meisten Insekten gar nicht interessiert.
- Pflanzen bieten Nektar an, um Insekten anzulocken und dabei gleichzeitig ihren Pollen auf die Tiere zu „schmuggeln“ und sie damit als Transportvehikel zu entfremden. Meist befinden sich Nektar und Pollen auf der Blüte in enger räumlicher Nähe. Der Pollen bleibt so beim Blütenbesuch an den Tieren haften, sie tragen ihn nur nächsten Blüten und bestäuben diese in der Folge. Bestäubung ist somit also ein zufälliger Prozess und nicht jeder Blütenbesucher wird automatisch ein Bestäuber. Auf diese Weise läuft die Bestäubung in der großen Mehrheit der Fälle ab. Ein Vogel, der auf einer Pflanze Insekten jagt oder Früchte frisst, kann demnach auch ein Bestäuber werden.
- In der Evolution haben sich verschiedene Systeme herausgebildet, bei denen sich bestimmte Pflanzen auf bestimmte Bestäuberinsekten spezialisiert haben. Durch eine besondere Blütenform können zum Beispiel nur ganz bestimmte Insekten an die Blüten gelangen. Der Pollen wird dann gleichzeitig durch bestimmte Mechanismen gezielt an die Tiere angeheftet, zum Beispiel durch einen „Stempel“ bei Lippen- oder Schmetterlingsblütlern oder lange röhrenförmige Blüten bei Lungenkraut oder Hundszunge, die die Bienen in eine bestimmte Position zwingen und damit in Kontakt mit den Pollenträgern (Stempeln) der Blüten bringen. In Deutschland locken Pflanzen mit diesen Anpassungen vor allem Bienen an. Doch solche extremen Anpassungen stellt eine Minderheit innerhalb der Bestäubersysteme dar.
- Daneben gibt es vor allem in den Tropen noch verschiedene andere Systeme, die zum Beispiel Vögeln oder Fledermäusen gezielt anlocken. Manche Orchideen, bei uns die Ragwurz-Arten, imitieren Sexuallockstoffe bestimmter Wespen und locken damit deren Männchen an. Diese wollen sich mit der Blüte paaren, nehmen dabei jedoch nur den Pollen der Orchidee auf. Beim nächsten Täuschungsversuch geben sie den Pollen dann an eine andere Blüte weiter.
- Bienen haben sich auf Pollen als Nahrung für ihre Larven spezialisiert. Streng genommen sind sie also gar keine Bestäuber, sondern Pollenräuber, weil sie den Pollen ja für sich wollen und kein Interesse haben, diesen an andere Blüten zu übertragen. Doch natürlich verlieren sie beim Pollensammeln genügend Pollen, um dennoch als unfreiwillige Bestäuber zu fungieren. Gleichzeitig haben sie jedoch viele Mechanismen entwickelt, um Pollen möglichst verlustfrei ins Nest zu transportieren, während Pflanzen ihrerseits ständig darum kämpfen, möglichst viel Pollen über die Bienen auf andere Blüten zu übertragen. Diese berühmte Koevolution zwischen Bienen und Blüten ist also eher ein Kampf um die Ressource Pollen als ein harmonisches Miteinander.
- Bei den oligolektischen, also spezialisierten Bienenarten ist dieser Prozess bereits sehr weit perfektioniert, weil die Bienen nur noch ganz bestimmte Blüten anfliegen. Arten mit spezieller morphologischer Anpassung an ihre Blüten sind jedoch sogar innerhalb der oligolektischen Arten ein Sonderfall.
- Daneben gibt es auch den so genannten Nektarraub, wenn zum Beispiel Hummeln oder Honigbienen Röhrenblüten am unteren Ende unten aufbeißen, um an den Nektar zu gelangen. Dabei wird keine einzige Blüte bestäubt.
- Natürlich treten Bienen auch als reine Blütenbesucher auf, wenn sie dort nur Nektar für die eigene Ernährung saugen. Hummeln und Honigbienen tragen Nektar natürlich auch in den Stock ein und ernähren damit ihre Larven. Bienenmännchen sammeln gar keinen Pollen, sondern besuchen Blüten ausschließlich zum Nektarsaugen. Doch in ihrem Pelz transportieren sie natürlich auch Pollen und werden damit zu echten Bestäubern.
In Deutschland besuchen etwa 14.000 Insektenarten Blüten, die sich auf ca. 250 Familien in 15 Ordnungen verteilen. Die wichtigsten Bestäuber bilden dabei die echten Fliegen (Brachycera), einfach deshalb, weil sie stets in großen Mengen auf Blüten zu finden sind. Hier wären Schwebfliegen, Raupenfliegen, Schmeißfliegen und viele andere Fliegenfamilien zu nennen. Danach kommen viele weitere Insektenordnungen, neben den Bienen andere Hautflügler, Schmetterlinge, Käfer u.v.m. Auf nicht spezialisierten Blüten spielen Bienen daher meist nur eine untergeordnete Rolle bei der Bestäubung, während sie spezialisierten Blüten natürlich die wichtigste oder gar ausschließliche Bestäubergruppe darstellen.
In den Tropen zählen neben Insekten auch Vögel oder Fledermäuse zu den Bestäubern. Auch langrüsselige Nachtfalter wie Schwärmer sind auf bestimmte Blüten mit langen Blütenkelchen spezialisiert, die kaum von anderen Insekten bestäubt werden können. Ein sehr bekanntes Beispiel in heimischen Gärten ist Phlox, der gerne vom Taubenschwänzchen besucht wird. Diese kleinen tagaktiven Schwärmer stehen wie ein Kolibri im Flug vor den Blüten und saugen mit ihrem langen Rüssel den Nektar aus den Blüten. Dabei bleibt Pollen am Rüssel haften und wird so von Blüte zu Blüte übertragen.
Neben der Insektenbestäubung gibt es noch weitere Bestäubersysteme. Viele Pflanzen werden zum Beispiel ganz einfach vom Wind bestäubt, der den Pollen von Blüte zu Blüte weht. Dazu zählen die meisten unserer wichtigen Ackerpflanzen wie Getreide, Mais, Rüben und viele mehr. Daher sind wir bei diesen Kulturen in der Bestäubung sogar unabhängig von den Bienen und anderen Insekten. Diese spielen vor allem im Obstanbau oder bei vielen Sonderkulturen wie Beeren eine wichtige Rolle.