Das Wildbienenhotel

Neben dem Anlegen natürlicher Nisthabitate kann auch ein „Wildbienenhotel“ im Garten für Nistmöglichkeiten sorgen. Diese Nisthilfen eignen sich hervorragend dazu, Wildbienen zu beobachten oder auch zu fotografieren. Für die Anlage von Wildbienenhotels finden sich im Internet zahlreiche Anregungen und Bauanleitungen. Daher möchten wir dieses Kapitel relativ kurz halten und vor allem auf häufig begangene Fehler beim Bau von  Wildbienenhotels eingehen. Wenn Sie diese beim Bau vermeiden, werden Sie schnell ein reges Bienenleben an Ihrem Bienenhotel verzeichnen.

  • Wildbienennisthilfe

    Die meisten Wildbienen, die in Hohlräumen nisten, bohren nicht selbst. Vielmehr beziehen sie bereits vorhandene Nistgänge, in denen sie ihre Brutzellen bauen. Diese Nistgänge werden von bestimmten Käfern beim Fressen erzeugt. In unserer ausgeräumten Landschaft gibt es immer weniger natürliche Nistplätze! Helfen Sie den geflügelten Wohnungssuchenden, eine Bleibe zu finden!

  • Wildbienennisthilfe

Was nicht in ein Wilbienenhotel gehört!

Völlig nutzlos sind die folgenden Nistelemente, die leider sehr häufig in Wildbienenhotels zu finden sind:

  • Stroh / Tannenzapfen. Dieses wird selbst im Winter nicht zum Überwintern durch Insekten genutzt.
  • Lochziegelsteine. Meist sind die Löcher zu groß oder innen zu rau, um für Bienen oder andere Hautflügler als Nistplatz in Frage zu kommen. Sie eignen sich höchstens dazu, Bambusröhrchen darin zu positionieren.
  • Kieselsteine oder andere Substrate.
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der Wildbienenarten können von einer guten Nisthilfe profitieren!

Ein Wildbienenhotel besteht aus künstlichen Nisthilfen für Wildbienenarten sowie für verschiedene andere Hautflüglergruppen. Neben Bienen siedeln vor allem Grab- und Faltenwespen darin. Andere Insektengruppen nisten nicht im Wildbienenhotel, sondern nutzen es höchstens zum Übernachten oder zum Überwintern. Eine Ausnahme bilden die zahlreichen Parasiten der eigentlichen Hotelbewohner, zu denen zum Beispiel Schlupf- oder Erzwespen  gehören. Die meisten Hotelbewohner sind Altholz- und Stängelbesiedler, doch Sie können auch Nisthilfen für Steilwandbesiedler anbringen.

Ein Wildbienenhotel  besteht aus zwei Elementen: ·

  • Einem Rahmen, der meist wie ein Regal gebaut wird. Wichtig sind eine gute Verankerung im Boden sowie ein Dach, welches  Regen abweist. Die Rückwand kann offen bleiben. ·
  • Dazu kommen Nistelemente, die man in die Regalfächer stapeln kann und dort befestigen muss. Diese Elemente werden nachfolgend besprochen. Sie lassen sich auch ohne den Rahmen zum Beispiel auf dem Balkon oder an anderen Stellen einsetzen.

Wichtig!

Achten Sie darauf, die Nisthilfen an einen trocken, warmen, sonnigen und windgeschützten Standort aufzuhängen. Am besten eignet sich ein Standort in südlicher Ausrichtung. In Bäumen hängende, beschattete oder frei hängende Nisthilfen werden nicht angenommen.

Nistelement Totholz

Der Ursprung: Totholzbewohnende Bienen (und andere Stechimmen) nutzen in der Natur alte Bohrlöcher (Ausschlupflöcher) von Holzkäfern oder Holzwespen in abgestorbenen Holzpartien. Diese Käfer bohren sich vom Stamminneren waagrecht nach außen und hinterlassen ein sehr sauberes und nicht ausgefranstes Bohrloch.

Der häufigste Fehler: Viele Wildbienenhotels enthalten als Holzelement einen Block oder eine Baumscheibe aus weichem Holz, meist aus Fichte. Die Löcher werden in der Regel von oben in die Baumringe, also vertikal (im Verlauf des Stammes von unten nach oben) gebohrt. Das ergibt aber  ausgefranste Bohrlöcher, die leicht splittern und die auch nach mehreren Jahren oftmals nicht besiedelt werden. Gute Bohrlöcher hingegen sind bereits  im ersten Jahr weitgehend ausgebucht.

So geht es richtig: Man nehme hartes, am besten abgelagertes Holz wie Buche, Esche, Eiche, Apfel und bohre die Löcher von der Seite her durch die Rinde. Die Löcher sollten verschiedene Durchmesser von zwei bis neun Millimeter besitzen und etwa gleich auf der Oberfläche verteilt werden. Sie  sollten so tief bohren, wie der Bohrer lang ist, maximal 15 Zentimeter. Sie können die Bohrränder etwas abschmirgeln, damit keine Splitter abstehen, an  denen die Tiere ihre Flügel beschädigen könnten. Ausgefranste Bohrlöcher werden von den Bienen gemieden. Die Öffnung sollte hinten geschlossen sein, Sie dürfen also nicht komplett durch das Holz bohren. Vor allem Stammholz ist gut geeignet, das beim Fällen alter Obstbäume anfällt. Ist das Holz bereits  trocken oder tot, können Sie es sofort verwenden. Frisches Holz sollten Sie einige Zeit ablagern, damit es austrocknet und sich die Bohrlöcher  nicht verziehen oder reißen.

Pflege der Nisthilfe

Die Nisthilfen sollten Sie einmal im Jahr durchsehen und pflegen. Nach drei bis vier Jahren sind viele Nisthilfen verbraucht, das heißt die Nester  wurden mehrfach genutzt, die Arten sind geschlüpft, doch die verbleibenden Reste behindern neue Individuen bei der Nestanlage. Sie erkennen die daran, dass die Nestverschlüsse auch im Winter zerstört sind. Intakte Nester mit einer Bienenlarve besitzen stets einen intakten Verschluss. Zur Pflege können Sie Folgendes tun:·

  • Das Wildbienenhotel muss regelmäßig kontrolliert und Schäden durch Wind, Wetter oder Vögel müssen beseitigt werden. · Wenn zum Beispiel Meisen damit beginnen, Nisthilfen aufzupicken oder die Nisthilfen aus dem Hotel zu ziehen, sollte die Nistwand mit einem Gitter abgedeckt werden.
  • Holznisthilfen: Haben Holzblöcke viele zerbrochene oder nicht vollständig verschlossenene Nestabschlüsse, sollten Sie diese nach zwei bis drei  Jahren ersetzen oder mit einem spitzen Gegenstand, wie einem Schraubenzieher, reinigen. Wenn die überwiegende Anzahl der Nestverschlüsse allerdings intakt ist, brauchen Sie nichts zu unternehmen.
  • Stängelnisthilfen: Gleiches gilt für die Stängel. Stängel aus harten Materialien (Bambus) sollten Sie reinigen, vor allem wenn der Anteil  zerstörter Nestverschlüsse (Sichtkontrolle im Winter) überhand nimmt. Stängel aus weichen Materialen sollten Sie ersetzen, wenn sie beginnen, zu zerfasern.
  • Lehm- und Lössnisthilfen: Solche Nisthilfen eignen sich viel länger zur Besiedlung durch Bienen. Hier ist auf allgemeine Beschädigungen, wie herausbröckelndes Substrat, zu achten. Dieses kann mit einer Maurerkelle wieder eingefügt werden.

Nistelement Stängel

Der Ursprung: Stängelnister nagen selbst Löcher in markhaltige Stängel (Holunder, Brombeere) oder nutzen hohle Stängel, die auf natürlichem Weg entstanden sind.

Der häufigste Fehler: Stängel, die vorne ausgefranst oder hinten offen sind, werden nicht besiedelt.

So geht es richtig: Als hohle Stängel eignen sich Bambusrohre oder Schilfmatten aus dem Baumarkt. Auch hier sollte der Innendurchmesser zwischen  zwei und neun Millimetern liegen. Damit die Stängel am Ende geschlossen sind, müssen Sie lediglich an der richtigen Stelle abschneiden: An den verdickten Stellen befinden sich innen Verbindungswände – einfach direkt dahinter mit einem scharfen Messer scheiden, Matten zusammenrollen,  Bambus bündeln. Für Marknister können Sie von Brombeere, Holunder, Distel, Königskerze, Heckenrose,Klette, Beifuß und Karde Stängel abschneiden,  diese auf eine Länge von 15 bis 20 Zentimeter zurecht schneiden und an einem sonnigen Ort senkrecht oder leicht schräg fixieren. Nur so können sie von den Marknistern als  Niststruktur wahrgenommen werden. Diese Röhrchen und Stängel müssen alle paar Jahre erneuert oder gereinigt werden, weil sie in der Regel nur wenige Male besiedelt werden.

Wertvolle Strukturen für erdnistende Wildbienen

Der Großteil der Wildbienenarten nistet im Erdboden, weswegen ihnen mit einem Wildbienenhotel nicht geholfen ist. Um auch diese Wildbienen bei ihrer Nistplatzsuche zu unterstützen, kann man verschiedene offene Bodenstrukturen schaffen.

  • Steilkanten

    Einige Wildbienenarten nisten ausschließlich in den senkrechten Wänden von Abbruchkanten.

  • Offene Bodenstellen

    Viele Wildbienenarten nisten in schütter bewachsenen und gut besonnten Flächen.

  • Steilkanten

  • Offene Bodenstellen

Nistelement Lehm- bzw. Lösswand

Der Ursprung: Steilwandbesiedler graben die Nester selbst in das Substrat. Dieses sollte weder zu fest noch zu bröselig sein. Ideal ist zum Beispiel Löss. Die Niststellen müssen sonnenexponiert sein.

Der häufigste Fehler: Das Substrat ist verfestigt oder bröselt auseinander. Vorgebohrte Löcher werden von den  Bienen meist nicht angenommen.

So geht es richtig: Füllen Sie geeignetes Substrat in große, rechteckige Blumentöpfe oder andere Behältnisse. Sie können  aus Plastik sein, hinten und unten ein paar Löcher gegen Wasserstau bohren. Löss eignet sich am besten. Diesen können Sie in großen Stücken ausstechen und so in die Behälter setzen, damit die natürliche Struktur nicht verloren geht. Alternativ können Sie auch lehmige Erde nehmen und mit etwas Sand  aufmischen. Das Substrat sollte stabil sein, doch Sie sollten es mit dem Daumen noch leicht eindrücken können.

Tipp

Es ist nicht ganz leicht das richtige Sand-Substrat für die erdnistenden Wildbienen zu finden. Schauen Sie ob bei Ihnen in der Nähe eine Sand- oder Kiesgrube ist und fragen Sie vor Ort nach ungewaschenen feinen Natursanden. Beispiele dafür sind Schlemmsande, Feinsande oder Schluff.