Der Sommergarten

Inzwischen hat das Bienenjahr bereits seinen Höhepunkt erreicht oder sogar fast schon überschritten. Die meisten Bienenarten haben bereits ihre vollständige Aktivität erreicht, nur ein paar wenige warten noch auf ihren Startschuss.

Im Sommergarten dominieren bei den Pflanzen inzwischen die Korbblütler, die – natürlich nicht als einzige – eine sehr wichtige Bienenweide darstellen. Je nach Standort und Lage lassen sich nun Hosenbienen, Löcherbienen oder auch Mauerbienen beobachten, die Astern, Flockenblumen, Kamillearten, Alant oder ähnliche Pflanzen nutzen, um Pollen für ihren Nachwuchs zu sammeln. Je nach dem Aufbewahrungs- und Transportplatz des Pollens lassen sich dabei die Beinsammler und die Bauchsammler unterscheiden.

Hosenbienen tragen den Pollen, wie der Name schon sagt,  in überdimensionierten Bürsten an den Hinterbeinen. Diese lassen die Tiere so aussehen als ob sie Hosen trügen, daher auch ihr Name. Die Bauchsammler hingegen verfügen über eine Pollensammelbürste unter dem Hinterleib, auch Bauch genannt. Dort packen sie eine dichte Ladung des meist gelben Korbblütlerpollen hinein und fliegen damit in ihr Nest. Löcherbienen oder Mauerbienen zählen zu dieser Verwandtschaftsgruppe. Da sie stets auch Pollen beim Blütenbesuch verlieren, tragen sie damit zur Bestäubung der Pflanzen bei. Für diese reicht dabei schon eine sehr kleine Pollenmenge aus, so dass die Pflanzen die Verluste des überreich angebotenen Pollens durch die Wildbienen gut verkraften.

An der Breitblättrige Platterbse, die ja auch gerne an Gartenzäunen wuchert und nicht bei jedem Gärtner beliebt ist, lassen sich bis in den Spätsommer hinein Mörtelbienen beobachten. Diese sehr großen und auffälligen Bienen mit gelbbraunen Hinterleibsbinden krümmen beim Blütenbesuch stets ihren Hinterleib in charakteristischer Weise nach oben. Dabei kann man schön den Stempel der Blüte sehen, wie er den Pollen auf dem seitlichen Rücken der Biene anbringt.  Die Männchen dieser Art umfliegen sehr hektisch die Blüten und warten dort auf Weibchen. Die zu den Blattschneiderbienen gehörenden Mörtelbienen sind an fast jeden größeren Platterbsenbestand zu finden und zeigen, wie wichtig gerade solche Pflanzen für die Biodiversität sind.

  • Eine weibliche Wollbiene fliegt eine Blüte an.

  • Seidenbienen sind typische Sommerbienen, die auf Korbblütler zur Pollenaufnahme angewiesen sind.

  • Die Gelbbindige Furchenbiene ist eine häufige Art sommerlicher Gärten, sie sehr viele verschiedene Pflanzen zur Nahrungsaufnahme nutzt.

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Bild 1,2 und 3: Christoph Künast (o.J.)

Doch auch Natternkopf ist im Hochsommer ein wahrer Bienenmagnet und versammelt sehr viele Bienen, aber auch Hummel oder andere Insekten an seinen Blüten. Zwei Arten, die Natternkopf-Mauerbienen, sind zum Pollensammeln sogar ausschließlich auf diese Pflanze angewiesen. Natternkopf ist zweijährig und wächst vor allem auf Offenbodenstandorten. Außerhalb der Gärten ist diese Pflanze vor allem auf Brachgelände anzutreffen. Sie sollte in keinem Bienengarten fehlen.

Wer Wollziest im Garten anpflanzt, hat dabei die Gelegenheit, die Gartenwollbiene beim Abschaben von Pflanzenfasern zu beobachten. Diese sehr auffällig gelb-schwarz gefärbte und über einen Zentimeter messende Wildbienenart kleidet die Brutzellen ihrer Larven mit solchen weichen Pflanzenhaaren aus. Zur Nahrungsaufnahme besuchen die Tiere gerne Lippenblütler wie Lavendel oder Ziest. Dabei lässt sich ein eindrucksvolles Schauspiel beobachten. Wollbienen-Männchen unterhalten Reviere, die zum Beispiel einen mittelgroßen Lavendelbusch umfassen. Dort fliegen sie hektisch hin und her und verteidigen diesen Busch gegen jeden anderen Blütenbesucher, der sich in ihr Revier wagt. Dabei greifen sie im Sturzflug sogar Honigbienen oder Hummel an, die deutlich größer sind als sie selbst. Wenn diese nicht von alleine flüchten, werden sie regelrecht attackiert, was auch zu mal Verletzungen der Flügel und damit zum Tod der nichtsahnenden Blütenbesucherin führt. Nur Weibchen der eigenen Art werden geduldet. Die Männchen versuchen dann, sich mit diesen direkt auf dem Blüten zu paaren.

Wer viel Glück hat, kann auch eine Holzbiene im Sommergarten beobachten. Diese größte deutsche Wildbienenart ist durch ihre schwarze Färbung und die violettschwarzen Flügel unverkennbar. Die Tiere brummen hörbar und finden sich an zahlreichen Pflanzen, gerne auch an Lippenblütlern oder Schmetterlingsblütlern zum Fressen und Pollensammeln ein. Die häufigere Art, die Violette Holzbiene, hat sich in den letzten Jahren in ganz Deutschland ausgebreitet,  während eine zweite Art, die Südliche Holzbiene, vor ein paar Jahren nach Südbaden eingewandert ist und sich derzeit im  Oberrheingraben etabliert.

Im Sommergarten zeigt sich der wahre Wert einer vielseitigen Blühvegetation. Denn jetzt tummeln sich die meisten Wildbienenarten im Jahresverlauf im eigenen Garten. Doch auch Fliegen, Schmetterlinge und andere Insekten nutzen den reich gedeckten Tisch, den sie in den Gärten jetzt vorfinden.