Garten-Wollbiene

Bei der Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum) ist der Name Programm: Die fleißigen Weibchen sammeln neben Pollen und Nektar auch Pflanzenwolle zum Schutz ihrer Nachkommen. Die Männchen hingegen fallen durch ihr territoriales Verhalten auf – besonders wenn es um ihre Futterpflanzen geht.

Territoriale Wollsammler

Wird die Hitze der Sommermonate von Regengüssen und fallenden Temperaturen abgelöst, ist das eine gute Nachricht für unsere Blühstreifen, die sichtlich unter der ständigen Trockenheit gelitten haben. Während die Flugzeit der meisten Wildbienen ihren Höhepunkt bereits erreicht hat, gibt es Einige, die auch noch im Spätsommer zahlreich unterwegs sind, um es sich für den Herbst kuschelig zu machen: die Wollbienen. Was diese Gruppe so besonders macht sind ihre fleißigen Weibchen, die neben Nektar und Pollen außerdem Pflanzenwolle zum Schutz ihrer Nachkommen sammeln. Die Männchen hingegen fallen durch ihr angriffslustiges Territorialverhalten auf, wenn es um ihre Futterpflanzen oder die Weibchen geht. Wir stellen unsere Wildbiene des Monats September vor: die Garten-Wollbiene!

In Parks und Gärten ist die Art aufgrund ihrer Größe und der auffälligen gelb-schwarzen Färbung am breiten Kopf und Hinterleib gut zu erkennen. Die Männchen sind bis zu 18 Millimeter groß und können durch orangene Haarbüschel an den Seiten des Hinterleibs sowie den drei spitzen Dornen am Endsegment identifiziert werden. Weibchen sind etwas kleiner und tragen neben ihrer auffälligen Bauchbürste auch an den Beinen dichte Haarpolster. Im Feld könnte man sie lediglich mit der etwas kleineren Felsspalten-Wollbiene A. oblongatum verwechseln, die sich jedoch durch olivgrüne Augen und orangerote Beine unterscheidet.


  • Wir stellen vor: Unsere Wildbiene des Monats September ist die Garten-Wollbiene!

  • Im Feld kann man die Biene leicht durch ihre Größe und die auffällige gelb-schwarze Zeichnung am Hinterleib und im Gesicht identifizieren.

  • Eine Garten-Wollbiene im Anflug auf Gamander. Die Bauchbürste der Weibchen erleichtert den Pollentransport.

    Steckbrief

    Familie

    Megachilidae

    Körpergröße

    Weibchen: 10 – 13 Millimeter, Männchen: 14 – 18 Millimeter

    Flugzeit

    Juni – September

    Verbreitung

    Die Garten-Wollbiene ist die häufigste Art ihrer Gattung. In Mitteleuropa ist sie überall weit verbreitet und kommt vom Tiefland bis in mittlere Lagen vor. Entsprechend ihres Namens findet man die höchsten Populationsdichten in den Gärten und Parks von Dörfern und Städten. A. manicatum kommt außerdem an verschiedensten Trockenstandorten wie bei Weinbergbrachen, Sand-, Lehm- und Tongruben, Bahndämmen, auf Industriehalden oder an sonnigen Waldsäumen. Die Nistplätze liegen teils mehrere hundert Meter von den Nahrungs- und Baustoffquellen entfernt.

    Nistweise

    Die Weibchen bauen ihre Nester in bestehenden Hohlräumen wie Erdlöchern, losen Mauerwerken, porösen Lehm- und Lösswänden, Felsspalten oder verlassenen Nestern von Pelzbienen wie Anthophora plumipes. Hier werden bis zu 16 Brutzellen zumeist als Haufenbau angelegt, mit Pflanzenwolle ausgekleidet und mit einem Drüsensekret verschiedener Korbblütler (wie Crepis capillaris, Picris hieracioides) imprägniert, um vor Pilzbefall zu schützen. Der Nesteingang wird mit Erdbrocken, kleinen Steinen, Pflanzenteilen, Schneckenhäusern oder durch einen weiteren Wollpropf verschlossen. Als Baumaterial dienen diverse stark behaarte Pflanzen wie Sand-Strohblumen (Helichrysum sp.), Silberraute (Artemisia latiloba), Deutscher Ziest (Stachys germanica), Woll-Ziest (Stachys byzantina), Kranz-Lichtnelke (Lychnis coronaria), Quitten (Cydonia sp.) oder die Flugsamen von Pappeln (Populus sp.).
    Je nach Temperatur erscheinen die ersten Bienen im Juni und fliegen bis August oder September. Teilweise gibt es eine zweite Generation, deren Weibchen man auch noch bis in den Oktober hinein beobachten kann. Anschließend findet die Überwinterung als Ruhelarve im Kokon statt. Die Weibchen schlüpfen bereits bis zu zwei Tage nach den Männchen.

    Ernährung

    Der Blütenbesuch der Weibchen ist eingeschränkt polylektisch, sie sammelt ihren Pollen also an mehreren Pflanzenfamilien. Sie bevorzugt zygomorphe Blüten wie die von Schmetterlingsblütlern (Fabaceae), Lippenblütlern (Lamiaceae) und teilweise Braunwurz- und Wegerichgewächen (Scrophulariaceae und Plantaginaceae). Eine Übersicht der bekannten Pollenquellen mit Artnahmen können Sie der Tabelle unten entnehmen.

    Wenn es um ihre Nektarquellen geht, zeigen männliche Wollbienen ein charakteristisches interspezifisches Territorialverhalten.

    Kuckucksbienen

    Der einzig bekannte Brutparasit ist die Düsterbiene Stelis punctulatissima.

    Gefährdung und Schutz

    Die Garten-Wollbiene ist häufig und in Deutschland aktuell nicht gefährdet. Besonders im Siedlungsraum, wo ihre Woll- und Pollenpflanzen zahlreich sind, kann man sie auch noch im September gut beobachten. Laut Bundesnaturschutzverordnung steht A. manicatum wie alle Wildbienen in Deutschland unter besonderem Schutz.

    Was können Sie tun?

    Die schöne Biene wird sich in Ihrem Garten wohlfühlen, wenn sie einen geeigneten Nistplatz, Baumaterial und Nahrung findet. Da sie gerne in vorgefundenen Hohlräumen nistet, kann man Nisthilfen in Form von Trockenmauern, Steinhaufen und Totholz an sonnigen Stellen schaffen. Wollige Pflanzen wie Flockenblumen, die Sand-Strohblume, Woll-Ziest und Quitten können den Weibchen als Baustofflieferanten für ihre Nester dienen. Heimische Ziest-Arten wie Schwarznessel, Salbei, Herzgespann, Kronwicke, Hornklee und Hauhechel werden ebenso gerne als Nektarquelle genutzt. Ansonsten eignen sich eine Vielzahl an Lippenblütlern, Schmetterlingsblütlern und Braunwurzgewächsen als Futterpflanzen. Wir wünschen viel Freude beim Beobachten!

    © Wildbienen