Das Wildbienenjahr 2021

2021 ist zu Ende. Ein weiteres Jahr, welches durch die Pandemie geprägt war. Doch auch unsere Artenschutzprojekte in Hamburg, Berlin und München waren durch viele wichtige Ereignisse bestimmt. Im letzten Blogbeitrag des Jahres möchten wir auf die kleineren und größeren Erfolge für Wildbienen zurückblicken.

Das Projekt in Kürze

Seit 2015 setzt sich die Deutsche Wildtier Stiftung für den Schutz von Wildbienen und anderen bestäubenden Insekten ein. Nach Hamburg kamen 2018 Berlin und München dazu. Der Projektauftrag: Deutschlands Städte sollen wildbienenfreundlicher werden. Hierbei gehen wir wie folgt vor: In erster Linie werden bestehende Grünflächen in der Stadt aufgewertet, indem wir individuelle Konzepte für die Neuanlage und Pflege hinsichtlich der Habitatansprüche von Wildbienen entwickeln und umsetzen. Zudem liegt es uns nahe, ein breites Informationsangebot zu Lebensweise, Gefährdungsursachen und Schutzmöglichkeiten der wichtigen Bestäuber zu schaffen. Die Wildbienenprojekte der Deutschen Wildtier Stiftung werden durch die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, der Glücksspirale und dem Bayerischen Naturschutzfonds gefördert.

Manuel Pützstück (links, Gesamtkoordination) und Christian Schmid-Egger (rechts, Projektleitung Berlin) bei dem Projektstart 2018.

 

Mehr Flächen:

In Hamburg startete das Jahr mit einer neuen, etwa 600 Quadratmeter großen Fläche, die sich in das Gesamtprojekt „Blühende Haltestellen“ einfügt. Der zentrale S- und U-Bahnhof wurde von Zierrasen befreit, neu eingesät und bepflanzt, sodass bereits im Juni ein farbenprächtiger Schmetterlings- und Wildbienensaum blühte. Hierfür danken wir dem Verfügungsfond Billstedt, dem Einkaufszentrum Billstedt und dem Bezirksamt Mitte. An das „Blühende Haltestellen“ Projekt knüpft ebenfalls ein Pilotprojekt mit der Wall Decaux GmbH an. Hierbei wurden zwei Dächer von Fahrgastunterständen mit zahlreichen Wildstauden, Glockenblumen und Sedum-Arten begrünt. Informationsschilder und ein kurzer Film, der in den öffentlichen Verkehrsmitteln Hamburgs gezeigt wird, sollen über die Umgestaltung der Flächen und den neuen Wildbienen-Habitate informieren.  Weiterhin wurden 500 Quadratmeter des Ohlsdorfer Friedhofs aufgewertet, indem eine Ufersaum-, Feuchtwiesen- und Blühmischungen ausgesät und Wildstauden gepflanzt wurden. Von einem angrenzenden Teich sowie einer Steinaufschüttung sollen neben Wildbienen auch Amphibien profitieren. Hier sowie im botanischen Garten Loki-Schmidt wurden weiterhin zwei Wildbienen-Lehrpfade angelegt, die über den Lebenszyklus bis hin zu dem Nutzen von Gründächern informieren.

Auch in Berlin gibt es viel zu berichten: Während Wohnungen in diesem Jahr weiterhin rar waren, so haben zumindest Wildbienen neuen Lebensraum für sich gewinnen können. Bereits 2020 konnten wir unser wesentliches Projektziel erreichen: in allen 12 Bezirken sind nun urbane Wildbienenhabitate zu finden! In diesem Jahr konnten wir mit Neuanlagen in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Friedrichshain-Kreuzberg, Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf, Neukölln, Reinickendorf, Steglitz-Zehlendorf, TempelhofSchöneberg und Treptow-Köpenick die 71. Blühfläche fertigstellen. Somit entstanden in diesem Jahr zusätzliche 13.382 Quadratmeter Wildblumenwiese sowie 1.778 Quadratmeter für naturnah gepflegte Flächen und Rohboden in der Hauptstadt. Unser Dank gilt der großzügigen Unterstützung der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und zahlreichen weiteren Akteuren, ohne die die Umsetzung unseres Projekts nicht möglich gewesen wäre.

Im Zuge dieses Projektzweiges legte die Deutsche Wildtier Stiftung auch in München Wildbienen-Lebensräume an. Dabei wurden vor allem kommunale Flächen genutzt, auf denen eine eigens für München entwickelte wildbienenfreundliche Blühmischung eingesät wurde. Viele der Flächen wurden mit Nisthilfen und Informationstafeln kombiniert. Da nicht alle Projektpartner über entsprechend große Flächen verfügen wurden auch kleinere Strukturen wie Beete und Rabatten mit wildbienenfreundlichen Stauden bepflanzt. Im März 2021 wurde mit der Bearbeitung der diesjährigen Projektflächen begonnen. Insgesamt konnten in diesem Jahr an 16 neuen Standorten verschiedene Maßnahmen realisiert werden. Dabei wurden über die gesamte Projektlaufzeit auf insgesamt 41 Standorten über 24.500 Quadratmeter Wildblumenwiesen angelegt, zahlreiche wildbienenfreundliche Stauden und Gehölze gepflanzt sowie Informationsangebote umgesetzt.

Großflächige Neuanlage einer Wildblumenwiese in der Karl-Marx-Allee (Berlin-Friedrichshain) im Oktober.

 

 

Mehr Kooperation:

Weiterhin schloss die Deutsche Wildtier Stiftung mehrere Flächenkooperationen: unter anderem  in Hamburg mit der Umsetzung eines Streuobstwiesen-Projekts der Das Geld hängt an den Bäumen gGmbH, den Berliner Bezirksämtern Neukölln, Marzahn-Hellersdorf, Steglitz-Zehlendorf und Friedrichshain-Kreuzberg, der Grün Berlin GmbH, der Berliner Stadtreinigung, den Berliner Verkehrsbetrieben, mit Münchens Generationengarten Petuelpark und dem Kinderschutz München e .V. , sowie mit diversen Eigentümergemeinschaften und Nachbarschafts-Initiativen. Bei diesen Maßnahmen handelte es sich meist um die Anlage und Pflege wildbienenfreundlicher Blüh- und Nistflächen sowie die Schaffung von Informationsangeboten. Wir waren hier beratend tätig oder stellten unser Saatgut kostenfrei zur Verfügung.

Der Wohnungsbauverein Neukölln hat in diesem Jahr in verschiedenen Wohnanlagen über 500 Quadratmeter Wild- und Honigbienenareale geschaffen. Foto: WBV

 

 

Mehr Einbindung:

Die Öffentlichkeitsarbeit war in diesem Jahr durch die Regelungen zur Eindämmung von COVID-19 weiterhin eingeschränkt. Erste öffentliche Präsenz-Vorträge über Wildbienen konnten 2021 wieder vermehrt durchgeführt werden, viele mussten jedoch auch noch in digitaler Form stattfinden. In Berlin konnten Fortbildungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Grünflächenämtern wieder ab der zweiten Hälfte des Jahres in Präsenz durchgeführt werden.

Mit einigen Bezirken sind bereits weitere Veranstaltungen für das Jahr 2022 geplant. Weiterhin konnte die Veranstaltungsreihe „Der lange Tag der Stadtnatur“ trotz Corona in Hamburg und Berlin stattfinden. Hierbei sind durch die Deutsche Wildtier Stiftung jeweils zwei zusammenhängende Exkursionen, Vorträge und Filmvorführungen angeboten worden. Eine kleinere, jedoch nennenswerte Veranstaltung war Hamburgs Preisverleihung für den naturnächsten Kleingarten. Wir danken der Jury mit Mitgliedern aus der Umweltbehörde, dem Naturgarten e. V. und dem Landesbund der Gartenfreunde! Eine Veranstaltung anderer Art war die Süddeutsche Bienenwoche des Bayerischen Golfverbands in Kooperation mit dem Wildbienenprojekt in München. Rund 4.500 Golferinnen und Golfer nahmen teil, wobei sämtliche Einnahmen der Aktionswoche für bestäuberfreundliche Flächengestaltungen in Bayern und Baden-Württemberg verwendet wurden. Wir danken dem Bayerischen Golfverband sowie allen Teilnehmenden herzlich für das Engagement!

Weiterhin konnten wir in allen drei Städten das Thema Umweltbildung weiter ausbauen. Wildbienen-Projekttage für Familien und Kinder wurden beispielsweise mit den SOS-Kinderdörfern in Berlin und dem Kinderschutz München e.V. durchgeführt. Das Natur-Erleben konnten wir durch Bastel- und Pflanzaktionen, sowie kleine Exkursionen und Spiele direkt vor die Haustür holen. Auch im nächsten Jahr freuen wir uns darüber, Kindern und Erwachsenen die große Welt der kleinen Insekten näher zu bringen. Denn zuletzt ist es die Neugier und das Engagement der Schulen, Organisationen, Vereinen, oder Bürgerinnen und Bürger, die das Projekt so erfolgreich machen. Für jede Anfrage per Telefon, via E-Mail oder im Gelände sind wir sehr dankbar – denn bekanntlich liebt und schützt man nur, was man kennt.

Schülerinnen und Schüler der Blumengrundschule in Friedrichshain bei einem Wildbienen-Projekttag im September.

 

 

Mehr Impressionen

Bei der monatlichen Vegetationskartierung unserer Projektflächen ist eine Kamera unser ständiger Begleiter – denn wer weiß, auf was wir alles treffen? Es freut uns jedes Mal zu sehen, wenn unsere Blühmischung sichtlich angenommen wird. Eine Auswahl der besten Insekten-Schnappschüsse aus diesem Jahr möchten wir Ihnen nicht vorenthalten: