Zwergharzbiene
Die Zwergharzbiene (Anthidiellum strigatum) ist durch ihre geringe Größe eine eher unscheinbare Wildbienenart – doch ihre Lebensweise ist alles andere als gewöhnlich. Die Weibchen verwenden Baumharz für den Bau ihrer Brutzellen, welche sie freistehend an Felsen, Rinde, oder Pflanzenstängeln befestigen.
Klein, aber bemerkenswert
Die Zwergharzbiene (Anthidiellum strigatum) ist durch ihre geringe Größe eine eher unscheinbare Wildbienenart – doch ihre Lebensweise ist alles andere als gewöhnlich. Anders als viele ihrer Verwandten, die in unterirdischen Gängen oder Hohlräumen nisten, gehört sie zu einer kleinen Gruppe von Wildbienen mit einer ganz besonderen, alternativen Niststrategie: den Freinistern.
Schon der Name lässt vermuten: Die Zwergharzbiene ist die Mini-Version der bekannten Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum). Mit ihrer markanten schwarz-gelben Zeichnung könnte sie auf den ersten Blick auch mit einer kleinen Wespe verwechselt werden. Doch bei näherer Betrachtung sieht man, dass sie behaarter und deutlich kompakter sind.
Die Weibchen haben ein schwarzes Gesicht, bei den Männchen hingegen ist ein Teil des Gesichts inklusive der Mundwerkzeuge gelb. Am Endsegment des Abdomens (Hinterleibs) sind die Männchen zudem an einem langen spitzen Dorn zu erkennen. Die Weibchen haben eine grauweißlich bis gelbliche Bauchbürste, was für die Familie der Bauchsammlerbienen kennzeichnend ist.
Beide Geschlechter der Art haben auf den Tergiten (Rückenplatten) 1-5 jeweils zwei auffällige gelbe Flecken. Von anderen, ähnlichen Arten lässt sie sich aber einfach unterscheiden, da die hinteren Punkte deutlich näher zusammenstehen als die anderen.
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Die Zwergharzbiene (Anthidiellum strigatum) sieht der bekannten Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum) recht ähnlich. Männchen haben gelbe und Weibchen schwarze Gesichter.
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Kennzeichnend sind außerdem gelbe Flecken auf den Rückenplatten, deren hintere Punkte deutlich näher zusammenstehen als die anderen.
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Wie der Name bereits vermuten lässt, ist die Art mit bis zu 7 Millimetern Körperlänge wesentlich kleiner als ihre nahen Verwandten.
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Ihr Lebensraum ist vielfältig: Man findet sie sowohl an sonnigen Felshängen, Waldrändern, Lichtungen oder in Steinbrüchen, als auch in Parks und naturnahen Gärten.
Steckbrief
Familie
Megachilidae (Bauchsammlerbienen)
Körpergröße
5 bis 7 Millimeter
Flugzeit
Juni – September
Verbreitung
Die Zwergharzbiene ist in ganz Mitteleuropa zu finden. In Deutschland gilt sie als weit verbreitet, tritt aber insgesamt nur mäßig häufig auf. Ihr Lebensraum ist vielfältig: Man findet sie sowohl in der freien Natur – etwa an sonnigen Felshängen, Waldrändern, Lichtungen oder in Steinbrüchen – als auch in Parks und naturnahen Gärten. Wichtig ist dabei vor allem die Kombination aus trockenwarmen Standorten mit blütenreichen Wildstauden und dem Vorhandensein von Nadelbäumen, insbesondere Kiefern. Denn: Ohne Baumharz kein Nest.
Nistweise
Die Zwergharzbiene gehört zu den sogenannten Freinistern. Sie verwendet Baumharz – bevorzugt von Kiefern – als Baumaterial für ihre Nester. Diese bestehen aus bis zu acht kleinen, tropfenförmigen Brutzellen, die sie freistehend an Baumrinde, Felsen oder sogar an Pflanzenstängeln befestigt. Oft arbeitet sie in die Zellwände kleine Rindenstückchen ein – vermutlich zur Tarnung.
Zum Ende der Bauphase formt das Weibchen aus der Harzmasse noch ein kleines Röhrchen am Zellenende – eine Art Belüftungsschacht für die Brutkammer. Eine Bauweise, die in der Welt der Wildbienen durchaus als kurios gelten darf.
Ernährung
Die Zwergharzbiene ist polylektisch – sie sammelt Pollen also nicht von nur einer Pflanzenfamilie, sondern von mehreren, in ihrem Fall von mindestens acht verschiedenen. Besonders häufig wird dabei der Gewöhnliche Hornklee (Lotus corniculatus) angeflogen. Doch auch andere Arten wie Natternkopf(Echium vulgare) oder Fingerkraut-Arten (Potentilla spp.) gehören zu ihren bevorzugten Pollenquellen.
Eine Analyse der gesammelten Pollenvorräte von A. strigatum zeigt häufig eine Mischung aus bis zu vier Pflanzenfamilien – ein deutlicher Hinweis auf ihre breit gefächerte Nahrungswahl.
Kuckucksbienen
Der bislang einzige bekannte Brutparasit dieser Art ist die seltene Gelbfleckige Düsterbiene (Stelis signata).
Gefährdung und Schutz
In Deutschland steht die Zwergharzbiene aktuell auf der Vorwarnliste der Roten Liste gefährdeter Tierarten. Wie alle Wildbienen ist sie laut Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Der Erhalt strukturreicher, blütenreicher Lebensräume und das Belassen von Harzquellen – zum Beispiel an alten Kiefern – ist entscheidend für ihren Fortbestand.
Was können Sie tun?
Die besondere Biene wird sich in Ihrem Garten wohlfühlen, wenn sie einen geeigneten Nistplatz und Nahrung findet. Wichtig hierbei ist zudem, dass die Biene auch Nadelgehölze im Umkreis hat, an denen sie ihr Nistmaterial sammeln kann. Da die Zwergharzbiene nicht sehr wählerisch in ihrer Blütenwahl ist, kann man sie mit einer Vielzahl an Pflanzen fördern. So freut sich die kleine Bienenart über Schmetterlingsblütler (Fabaceae), aber auch Raublattgewächse (Boraginaceae) oder Rosengewächse (Rosaceae).