Wildbiene des Monats März 2023: Die Große Weiden-Sandbiene

Jedes Jahr zum Frühlingsbeginn bieten Kiesgruben, Hochwasserdämme oder Flussauen ein wahres Naturschauspiel. Mit etwas Glück kann man hier hunderte bis tausende etwa honigbienengroße schwarzgraue Wildbienenweibchen beobachten, die leuchtend gelben Weidenpollen an ihren Hinterbeinen in ihre selbstgegrabenen Nester eintragen. Hier findet sich der ideale Lebensraum einer der ersten Bestäuber des Jahres. Unserer Wildbiene des Monats März ist die Große Weiden-Sandbiene (Andrena vaga).

Durch ihre frühe Flugzeit, den speziellen Blütenbesuch und das unverwechselbare Äußere ist diese Art gut erkennbar. Beide Geschlechter sind an ihrer dichten, hellen Behaarung an Kopf und Brust in Kombination mit einem schwarzblau glänzenden Hinterleib gut zu erkennen. Die Männchen besitzen zudem lange, zangenförmige Mandiblen und sind im Vergleich zu anderen Sandbienenarten sehr breit gebaut. Sie sind auf den ersten Blick mit den Männchen der Aschgrauen Sandbiene (Andrena cineraria) zu verwechseln, die jedoch etwas später im Jahr fliegt.

  • Weiden-Sandbienen gehören zu den ersten Bestäubern des Jahres.

  • Die Art ist auf Weidenpollen spezialisiert, der an den Schienenbürsten von Bienenweibchen gut sichtbar ist.

  • Die Weibchen tragen den Pollen in ihre Nester ein, die sie an vegetationsarmen Stellen graben.

  • Neben dem speziellen Blütenbesuch ist die helle Behaarung ein weiteres Erkennungsmerkmal.

  • Die Männchen sind etwas schmaler und weniger dicht behaart als die Weibchen.

Credit und Copyright:

Bild 1-3 / Titelbild: C. Künast

Bild 4-5: C. Schmid-Egger

Biologie der Großen Weiden-Sandbiene (Andrena vaga)

  • Familie

    Andrenidae (Sandbienenartige)

  • Körpergröße

    11 bis 15 Millimeter.

  • Flugzeit

    Die Flugzeit ist in einer Generation (univoltin) von März bis Mai.

  • Verbreitung

    Andrena vaga ist in ganz Deutschland bis in eine Höhe von 1000 Meter über dem Meer verbreitet, besitzt jedoch einen Schwerpunkt in den großen Flusstälern. Sie kommt überall dort vor, wo leichte Böden mit Sand oder Kies zusammen mit Weiden auftreten. In geeigneten Lebensräumen, wie in Flussauen oder Sand- und Kiesgruben kann sie in hohen Populationsdichten auftreten.

  • Nistweise

    Die solitäre Art nistet unterirdisch (endogäisch) an vegetationsarmen, sandigen oder kiesigen Bodenstellen. Die Weibchen graben hier einen 25 bis 60 Zentimeter tiefen Hauptgang mit Seitengängen, an deren Ende die Brutzellen liegen. Diese werden mit Weidenpollen von bis zu fünf täglichen Sammelflügen verproviantiert. Jedes Mal, wenn das Weibchen das Nest verlässt, wird der Eingang erneut verscharrt. Die Nester sind durch die entstehenden kleinen Erdanhäufungen auf ebenen oder schwach geneigten Flächen wie Brachen, Böschungen, Acker- und Waldränder oder auf Sandwegen gut zu erkennen. Die Weiden-Sandbiene ist eine Charakterart für Flussauen oder vergleichbare Lebensräume wie Sand- und Kiesgruben.  Trotz der solitären Lebensweise können hier Aggregationen von hunderten bis mehreren tausenden Nestern entstehen, teilweise mit mehr als 30 nistenden Bienen pro Quadratmeter. Wenn die Populationsdichte zu groß wird, werden stets neue Kolonien gegründet, was die Tiere bei Parasitenbefall oder Hochwasser schützt.

  • Ernährung

    Wie der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich bei der Weiden-Sandbiene um eine oligolektische, auf Weiden spezialisierte Art. Das bedeutet, dass die Weibchen ausschließlich den Pollen der Pflanzengattung Salix (Salicaceae) für die Brutversorgung nutzen, was zugleich eines der wichtigsten Erkennungsmerkmale der Art ist (siehe Tabelle unten). Die wichtigste Pollenquelle ist dabei die früh blühende Salweide.

  • Kuckucksbienen

    Als parasitäre Bienenart ist die Rothaarige Wespenbiene Nomada lathburiana bekannt. Teilweise wurde auch die Buckel-Blutbiene Sphecodes gibbus genannt.

  • Gefährdung und Schutz

    Die Große Weiden-Sandbiene gilt in Deutschland als ungefährdet und kann in geeigneten Lebensräumen in hohen Populationsdichten auftreten.

Was können Sie tun?

Zu dieser Zeit sind zahlreiche Bienen und andere Insekten auf früh blühende Nahrungsquellen angewiesen. Die hohe Anzahl an Weidenkätzchen bei Salix-Arten bietet nicht nur der Weiden-Sandbiene ausreichend Nektar und Pollen. Vegetationslose und –arme Stellen am Boden sollten bestenfalls frei- und in Ruhe gelassen werden, damit die Tiere hier nisten können.

Pflanzenarten, die für die Große Weiden-Sandbiene als Pollenquelle nachgewiesen wurden:
FamilieDeutscher NameBotanischer Name
Weidengewächse (Salicaceae)Silber-WeideSalix alba
Ohr-WeideSalix aurita
Sal-WeideSalix caprea
Asch-WeideSalix cinerea
Bruch-WeideSalix fragilis
Schwarz-WeideSalix nigricans
Lorbeer-WeideSalix pentandra
Purpur-WeideSalix purpurea