Natternkopf-Mauerbiene

Der Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare) zählt zu den wenigen Pflanzenarten mit blau gefärbtem Pollen. Dies macht Weibchen der Natternkopf-Mauerbiene (Hoplitis adunca, syn. Osmia adunca) besonders leicht erkennbar, da sie ausschließlich den Pollen dieser Pflanzenart mit ihrer Bauchbürste ins Nest transportieren.

Territoriale Spezialisten

Wie ihr Name bereits verrät, ist die Natternkopf-Mauerbiene (Hoplitis adunca, syn. Osmia adunca) spezialisiert auf die Pflanzengattung der Natternköpfe (Echium). Bei uns in Deutschland sammelt sie ihren Pollen und Nektar fast ausschließlich am Gewöhnlichen Natternkopf (Echium vulgare), der einzigen hier vorkommenden Natternkopf-Art.

Doch nicht nur in ihrer Nahrungswahl, auch in der Auswahl ihrer Nistplätze kann die Natternkopf-Mauerbiene äußert wählerisch sein. Sie bevorzugt vor allem trockenwarme, sandige oder steinige Standorte, um dort ihre Nester in bereits vorhandenen Hohlräumen anzulegen. Durch den zunehmenden Verlust großer Natternkopf-Bestände und die Zerschlagung geeigneter Lebensräume, gerät die Natternkopf-Mauerbiene zusehends in Bedrängnis. Deshalb sollten trockene, offene Flächen unbedingt erhalten und Natternkopf-Populationen gefördert werden.

Wie die meisten Mauerbienen ist die Natternkopfbiene schwarz gefärbt, relativ stark behaart und vom Körperbau etwas gedrungen. Die Weibchen haben glänzende Segmente mit schmalen Endbinden am Hinterleib. Auf der Unterseite befindet sich eine weiße Bauchbürste, die den Transport des blaugrauen Pollens zum Nest ermöglicht.  Frisch geschlüpfte Männchen haben eine rostrote Behaarung und auffällige grüne Augen. Sie lassen sich gut auf sonnigen Steinen in der Nähe des Nests oder beim Patrouillieren an ihrer Nahrungspflanze beobachten. Der spezielle Blütenbesuch ist womöglich das wichtigste Erkennungsmerkmal für beide Geschlechter.

  • Wie der Name bereits verrät, sammelt die Natternkopf-Mauerbiene (Hoplitis adunca) ihren Pollen ausschließlich am Natternkopf (Echium). Foto: Henry Sonnet / Wikimedia / CC BY 4.0

  • Die Weibchen der Art sind dunkel gefärbt und haben einen glänzenden Hinterleib. An der Unterseite befindet sich die helle Bauchbürste…

  • … mit der der auffällige graublaue Natternkopf-Pollen in das Nest transportiert wird.

  • Auffällig bei den Männchen sind die rostrote Behaarung in Kontrast mit den grünen Augen. Foto: GBohne / Flickr / CC BY SA 2.0

    Steckbrief

    Familie

    Megachilidae

    Körpergröße

    11 – 13 Milllimeter

    Flugzeit

    Juni – September

    Verbreitung

    Die Natternkopf-Mauerbiene ist in Süd- und Mitteleuropa verbreitet. Im Süden Deutschlands ist sie häufiger anzutreffen als in nördlichen Regionen.

    Nistweise

    Bevorzugte Lebensräume der Natternkopf-Mauerbiene sind beispielsweise Felsflure, Kiesgruben, Steinbrüche, Böschungen, trockenwarme Ruderalflächen oder vereinzelt auch Siedlungsbereiche. Aufgrund ihrer strengen Pollenspezialisierung, ist das Vorkommen der Art eng an das Bestehen von ausreichend großen Natternkopf-Beständen geknüpft. Neben dem Nahrungsraum ist auch das Vorhandensein geeigneter Nistplätze ausschlaggebend. Ihre Nester legt die Natternkopf-Mauerbiene in bereits vorhandenen Hohlräumen in Totholz oder Pflanzenstängeln oder in Lehm- und Felswänden an. Dazu zählen auch verlassene Nester anderer Wildbienen, wie Seidenbienen (Colletes), Mörtelbienen (Megachile parietina), Pelzbienen (Anthophora) oder den Kokons der Mauerbiene Osmia mustelina. Auch Nisthilfen werden gerne angenommen, wobei alte Nester bevorzugt werden. Hier legen die Weibchen zumeist ein Liniennest mit etwa sechs aneinandergereihten Brutzellen an. Als Baumaterial für die Trennwände und den Nesteingang dient dabei ein Mörtel aus Sand, Lehm und kleinen Steinchen. Die Weibchen nisten solitär, übernehmen also die alleinige Brutfürsorge.

    Ernährung

    Die Natternkopf-Mauerbiene ist spezialisiert auf Natternkopf (Echium) und dementsprechend streng oligolektisch. Im mitteleuropäischen Raum ist der Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare) dabei meist der einzige Vertreter seiner Gattung. Es werden hier sowohl Nektar als auch Pollen gesammelt. Letzterer ist auffällig bläulich gefärbt und wird von den Weibchen mittels Bauchbürste ins Nest transportiert.
    Die Männchen können häufig dabei beobachtet werden, wie sie an ihrer Nahrungspflanze patrouillieren und ihr Territorium teilweise auch gegen die eigenen Artgenossen verteidigen.

    Kuckucksbienen

    Kuckucksbienen betreiben keine Brutfürsorge, sondern schmuggeln ihre Eier in die Nester einer pollensammelnden Wildbienenart. Die Natternkopf-Mauerbiene wird möglicherweise von der Dunklen Zweizahnbiene (Dioxys tridentata) parasitiert. Ein weiterer nachgewiesener Parasit ist die Goldwespe Chrysura austriaca, die häufig an den Nestern von Hoplitis adunca beobachtet werden kann.

    Gefährdung und Schutz

    Die Natternkopf-Mauerbiene gilt aktuell als ungefährdet. An Standorten, an denen größere Bestände des Gewöhnlichen Natternkopfs auftreten und gleichzeitig geeignete Nistplätze vorhanden sind, tritt sie häufig in hoher Zahl auf. Eine Bedrohung besteht aber dennoch, wenn Bestände oder Lebensräume ihrer Nahrungspflanze vernichtet werden.
    Unterstützt werden kann die Natternkopf-Mauerbiene durch Pflanzung des Gewöhnlichen Natternkopfs an einem trockenwarmen Standort im Garten oder auf dem Balkon. Außerdem sollte auf häufiges Mähen und Mulchen verzichtet werden, damit sich die Pflanzen ungestört bis zur Blüte entwickeln können.
    Auch eine Nisthilfe kann aufgestellt werden. Besonders Hohlräume von etwa sechs Millimeter Durchmessern werden von der Natternkopf-Mauerbiene oft angenommen und können zu einem individuenreichen Vorkommen der Art führen.

    © Wildbienen