Juni‑Langhornbiene
Die Juni-Langhornbiene (Eucera longicornis) ist eine auffällige Wildbiene, erkennbar an den sehr langen Fühlern der Männchen. Sie fliegt vor allem im Juni und sammelt Pollen fast ausschließlich an Schmetterlingsblütlern. Als Bewohnerin blütenreicher, offener Landschaften ist sie zunehmend von Lebensraumverlust betroffen.
Lange Fühler und der Trick der Orchideen
Die Juni-Langhornbiene ist eine auffällige Wildbiene, die vor allem durch die extrem langen Fühler der Männchen auffällt. Ihre Flugzeit liegt hauptsächlich im Juni, daher auch ihr Name. Besonders spannend ist ihre enge Beziehung zur Hummel-Ragwurz (Ophrys holoserica), einer Orchideenart, die mit ihrer Blüte die Männchen der Juni-Langhornbiene täuscht. Die Blüte ahmt das Aussehen und den Duft der weiblichen Bienen nach und lockt so die Männchen zur sogenannten Pseudokopulation an. Dabei versuchen die männlichen Bienen, sich mit der Blüte zu paaren, und helfen so ungewollt bei der Bestäubung der Orchidee.
Charakteristisch und namensgebend für die Art sind vor allem die langen Antennen der Männchen der Juni-Langhornbiene. Diese sind fast so lang wie der Körper der, im Vergleich zu anderen Arten, recht großen Wildbiene. Die Antennen der Weibchen sind deutlich kürzer, ihr ganzer Körper ist etwas gedrungener und der Hinterleib breiter. Die Hinterbeine der Weibchen sind mit einer Schienenbürste als Sammelvorrichtung für Pollen ausgestattet und der Hinterleib mit hellen Haarbinden versehen, die die Männchen der Art beides nicht haben.
Von anderen Eucera-Arten ist die Juni-Langhornbiene nur durch die spätere Flugzeit unterscheidbar.
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Charakteristisch und namensgebend für die Juni-Langhornbiene (Eucera longicornis) sind die langen Antennen der Männchen und ihre Flugzeit. Foto: F. Rothe
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Von anderen Eucera-Arten ist die Juni-Langhornbiene nämlich vor allem durch die spätere Flugzeit von Mai bsi August unterscheidbar. Foto: F. Rothe
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Besonders interessant: Die Blüten des Hummel-Ragwurz regen die Männchen zur sogenannten Pseudokopulation an. So helfen sie ungewollt bei der Bestäubung der Orchidee. Foto: Björn S.
Steckbrief
Familie
Apidae (Echte Bienen)
Körpergröße
12 – 15 mm
Flugzeit
Mai – August
Verbreitung
Die Juni-Langhornbiene lebt in trockenwarmen, blütenreichen Offenlandflächen wie Magerwiesen, Binnendünen, Wegrändern und Hochwasserdämmen. Sie bevorzugt offene, sandige oder lehmige Böden mit vielen Schmetterlingsblütlern. Die Art ist in ganz Mitteleuropa verbreitet, darunter in Deutschland, Österreich, der Schweiz und vielen angrenzenden Ländern. Auch in Südeuropa, Teilen Nordafrikas und bis nach Zentralasien kommt sie vor. In Deutschland gilt sie als mäßig häufig und fehlt hauptsächlich in hochgelegenen oder stark verdichteten Siedlungsgebieten.
Nistweise
Die Art nistet solitär in selbstgegrabenen Hohlräumen im Boden. Die Weibchen legen ihre Nester meist in offenen, sandigen bis lehmigen Böden an, die besonnt und vegetationsarm sind. Die Hauptgänge reichen bis zu zehn Zentimeter tief in den Boden. In den seitlichen Brutzellen wird ein Pollenvorrat für die Larve angelegt. Die Zellen werden mit einem selbst produzierten Sekret ausgekleidet, das vor Feuchtigkeit schützt und eine stabile Struktur schafft.
Ernährung
Die Juni-Langhornbiene ist auf Schmetterlingsblütler (Fabaceae) spezialisiert. Sie sammelt ausschließlich Pollen von Pflanzen wie Zaun-Wicke, Vogel-Wicke, Platterbsen, Rot-Klee, Hornklee und Luzerne. Diese Spezialisierung macht sie besonders empfindlich gegenüber Veränderungen im Pflanzenbestand.
Eine bemerkenswerte ökologische Beziehung besteht zur Hummel-Ragwurz (Ophrys holoserica). Die Männchen der Juni-Langhornbiene werden durch die täuschend echt wirkende Blüte zur Pseudokopulation verleitet und übernehmen so unbewusst deren Bestäubung.
Kuckucksbienen
Die Juni-Langhornbiene wird vor allem von der Wespenbiene Nomada sexfasciata parasitiert. Diese legt ihre Eier in die unverschlossenen Brutzellen der Wirtsbiene. Nach dem Schlupf frisst die Larve zunächst das Ei oder die junge Larve der Juni-Langhornbiene und anschließend den eingetragenen Pollenvorrat.
Gelegentlich werden auch andere Nomada-Arten wie Nomada lathburiana oder Nomada marshamella beobachtet, die jedoch meist weniger spezialisiert sind und vor allem bei anderen Eucera-Arten vorkommen. Nomada sexfasciata gilt als der Hauptparasit von Eucera longicornis.
Gefährdung und Schutz
Die Juni-Langhornbiene steht in Deutschland auf der Vorwarnliste gefährdeter Arten. Ihr Bestand ist vielerorts rückläufig, was vor allem auf den Verlust geeigneter Lebensräume zurückzuführen ist. Intensivierung der Landwirtschaft, häufige Mahd, Verlust blütenreicher Säume sowie die Versiegelung potenzieller Nistflächen gefährden die Art zunehmend.