Heidekraut-Seidenbiene

Die Heidekraut-Seidenbiene (Colletes succinctus) ist eine der wenigen Arten, die sogar bei Regen fliegt.

Die wahre Heideköngin

Es wird allmählich kühler, die ersten Blätter fallen und die Blütezeit vieler Pflanzen neigt sich dem Ende zu. Der September ist da. An sonnigen Spätsommertagen können noch so einige Bienen beobachtet werden – doch nur wenige fliegen bei trüben Wetter. Tatsächlich gibt es eine Art, die selbst bei Regen fliegend gesichtet werden kann: die Heidekraut-Seidenbiene (Colletes succinctus).

Wie der Name bereits vermuten lässt, ist C. succinctus stark an ihr Habitat gebunden – und wenn das Meiste schon verblüht ist, lassen Heideflächen noch ganze Landstriche in blass-lila erstrahlen.

Spät im Jahr ist sie an Heidegewächsen (Ericaceae) zu beobachten, vor allem an Heidekraut oder Besenheide (Calluna), woran sie leicht zu erkennen ist. Sie teilt sich diesen Lebensraum nur noch mit der Heidekraut-Sandbiene (Andrena fuscipes). Ansonsten ähnelt sie mit ihrem goldbraunen Pelz an Kopf und Thorax und dem dunkelbraunen Körper mit den typischen Querbinden anderen Seidenbienen und der etwa gleichgroßen Honigbiene (Apis mellifera).

Der Erhalt und die Pflege großer, sandiger Heideflächen ist maßgeblich für die Heidekraut-Seidenbiene. Das Nahrungs- und Nistangebot kann durch den Verzicht von Aufforstungen und einer Entfernung des Gehölzaufwuchses gefördert werden, sodass lückige, besonnte Flächen bestehen bleiben. Letztere kann manuell, maschinell oder auch durch Schafbeweidung erreicht werden.

  • Ein Weibchen der Glockenblumen-Scherenbiene in einer Natternkopfblüte.

  • Eine Glockenblumen-Scherenbiene auf einer Kreuzblütlerblüte.

  • Ein präpariertes Männchen der Glockenblumen-Scherenbiene in der Seitenansicht.

  • Ein präpariertes Weibchen der Glockenblumen-Scherenbiene in der Seitenansicht.

    Steckbrief

    Familie

    Colletidae

    Körpergröße

    10 – 12 Millimeter

    Flugzeit

    August – September

    Verbreitung

    In Sandheiden und anderen geeigneten Lebensräumen ist die Heidekraut-Seidenbiene in allen Regionen Deutschlands vertreten. Einen deutlichen Verbreitungsschwerpunkt besitzt sie im Norddeutschen Tiefland und vor allem in den Sandgebieten Ostdeutschlands.

    Nistweise

    C. succinctus nistet bevorzugt in lichten, ebenen Sandgebieten mit ausgedehnten Heidekrautbeständen wie beispielsweise in Sandheiden, Dünenresten oder auch lichten Wäldern. Im Sommer können die über den Boden rollenden Paarungsknäuel beobachtet werden bevor die Bienenweibchen ihre Nesthöhlen bis zu 30 cm tief in den Boden graben um zwei bis vier Brutzellen anzulegen.

    Ernährung

    Die Heidekraut-Seidenbiene galt bisher als streng oligolektisch auf Heidekrautgewächse (Ericacea). Neuere Forschung konnte jedoch zeigen, dass die Weibchen ihren Pollen in geringem Umfang auch von anderen Blüten wie Korbblütlern, Doldenblütlern oder Efeu beziehen. Nichtsdestotrotz stellen Heidekraut (Calluna vulgaris) und Glockenheide (Erica cinera) die Hauptpollenquelle dar, auf die sich C. succinctus auch durch ihre späte Flugzeit im Jahr und ihre Habitatpräferenz eingestellt hat. Das Pollensammeln beginnt bereits ab einer Lufttemperatur von 15 °C.

    Kuckucksbienen

    Die Filzbiene Epeolus cruciger ist ein bekannter Brutparasit von C. succinctus.

    Gefährdung und Schutz

    Die Heidekraut-Seidenbiene steht als Biotopspezialistin auf der Vorwarnliste in Deutschland. Durch den Klimawandel und die damit verbundene Habitatzerstörung wird in den nächsten Jahren einen Rückgang der seltenen Art erwartet. Anhaltende Trockenheit kann zu einer verkürzten Blütezeit von Heideflächen führen. Das reduzierte Nahrungsangebot kann zu kürzeren Flugzeiten und einen verminderten Bruterfolg im darauffolgenden Jahr führen. Ein weiterer Gefährdungsfaktor ist die ausgeprägte Heideimkerei mit einer teilweise sehr hohen Honigbienendichte in ihren Lebensräumen. Dieses Thema ist kaum untersucht, allerdings ist eine starke Konkurrenzwirkung auf die Heidekraut-Seidenbienen zu vermuten.

    © Wildbienen