Gewöhnliche Löcherbiene
Die Gewöhnliche Löcherbiene (Heriades truncorum, syn. Osmia truncorum) ist auf Korbblütler spezialisiert und besiedelt oberirdische Hohlräume wie Käferfraßgänge. Dabei kann sie sehr genügsam sein: Nicht selten kommt es vor, dass sie verlassene Niströhren von Mauerbienen reinigt, um anschließend ihr eigenes Nest darin anzulegen.
Unscheinbare Hausbesetzerin
Die Gewöhnliche Löcherbiene ist als Hausbesetzerin unter den solitären Arten bekannt. Sowohl ihr deutscher, als auch ihr wissenschaftlicher Name suggeriert ihre Nistpräferenz in Insektenfraßgängen und anderen schmalen Hohlräumen, unabhängig davon, ob sie bereits vorher bewohnt wurden. Bei der Nahrung ist sie wählerisch: Sie sammelt ausschließlich Nektar und Pollen von Korbblütlern und ist oft auf deren Blütenständen zu finden.
Die Gewöhnliche Löcherbiene erkennt man am besten an ihrem speziellen Verhalten und ihrer Vorliebe für bestimmte Blüten. Im Feld ist H. truncorum kaum von den zwei anderen in Deutschland vorkommenden Arten der Gattung, H. rubicundus und H. crenulatus, zu unterscheiden. Löcherbienen haben gedrungene, schwarz gefärbte Körper mit einer weißen, kargen Behaarung und Fransen an den hinteren Rändern der Tergite (Hinterleibssegmente). Der Kopf ist spitz zulaufend und hat auffällige Mandibeln. Weibchen besitzen eine rostrote Bauchbürste Ein weiteres Merkmal sind die artspezifischen Doppelhöcker am Kopfschild. Bei den Männchen unterscheiden sich lediglich die Abstände zwischen den seitlichen Gruben der eingekrümmten Hinterleibsspitze von anderen Vertretern der Gattung.
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Die Gewöhnliche Löcherbiene ist auf den Pollen von Korbblütlern (Asteraceae) spezialisiert.
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Sowohl Männchen als auch Weibchen sind an diversen Vertretern der Pflanzenfamilie anzutreffen.
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Löcherbienenmännchen kann man an dem gekrümmten Hinterleibsende erkennen. Foto: Will George / CCBYNC2.0
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Kennzeichnend für die Weibchen ist die rostrote Bauchbürste.
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Die Art lässt nistet in oberirdischen Hohlräumen und lässt sich gut an sogenannten Wildbienenhotels beobachten.
Steckbrief
Familie
Megachilidae
Körpergröße
6 bis 8 Millimeter
Flugzeit
Juni – September
Verbreitung
Die Gewöhnliche Löcherbiene ist in ganz Europa verbreitet, also auch in allen Bundesländern Deutschlands. Sie lebt sowohl im Flachland als auch in höheren Regionen.
Von den drei in Deutschland vorkommenden Arten ihrer Gattung ist H. truncorum die häufigste.
Nistweise
Da die Gewöhnliche Löcherbiene zu den Totholzbesiedlern gehört, umfasst ihr bevorzugter Lebensraum besonnte Waldränder und -lichtungen, Kahlschläge, Weinbergbrachen, Feldgehölze und Streuobstwiesen mit alten Baumbeständen. Hier nisten die Weibchen in alten Käferfraßgängen im Holz oder hohlen Pflanzenstängeln wie von Wilder Brombeere (Rubus fruticosus).
Häufig sind sie auch im Siedlungsbereich zu finden, wo sie gut an künstlichen Nisthilfen beobachtet werden können.
Mitte Juni erscheinen die ersten Männchen um sich mit den frisch geschlüpften Weibchen zu verpaaren. Hierfür patrouillieren sie sowohl die Nesteingänge, als auch die Blütenstände von Korbblütlern, ihren Nahrungspflanzen. Wenn sich die Weibchen nach der Paarung auf Nestsuche begeben, wird nicht selten eine alte Niströhre gereinigt und neubesiedelt. Hier entstehen Liniennester mit bis zu zehn Brutzellen, die mit Pollen von durchschnittlich 34 Sammelflügen versehen werden. Sowohl die Zelltrennwände, als auch der Nestverschluss werden besteht aus Harz, gemischt mit feinen Sandkörnern und Holzfasern. Die Hauptnistaktivität findet im Juli, August und teilweise noch spät in den September hinein statt. Im Nest überwintern die Nachkommen als Ruhelarven im Kokon.
Ernährung
H. truncorum ist eine oligolektische Art. Die Weibchen sammeln ausschließlich den Pollen von Korbblütlern (Asteraceae), wobei innerhalb der Familie zahlreiche Arten mit geringer Blütenstetigkeit genutzt werden. Bevorzugt werden vor allem Alante (Inula), Ochsenaugen (Buphthalmum), Schafgarben (Achillea) und Wucherblumen (Tanacetum).
Auch bei der Nektarsuche bevorzugt H. truncorum Korbblütler
Kuckucksbienen
Bekannte Kuckuksbienen sind die Düsterbienen Stelis breviuscula und S. minuta, die ihrem Wirt äußerlich sehr ähneln.
Gefährdung und Schutz
Aktuell gilt die Art in Deutschland als nicht gefährdet, ist allerdings wie alle Bienenarten nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt.
Was können Sie für die Gewöhnliche Löcherbiene tun?
Wer die kleinen Tiere im eigenen Garten oder auf dem Balkon ansiedeln möchte, kann hier ab Juni für ausreichend Nahrung in Form von verschiedenen Korbblütlern sorgen. Auch Nisthilfen mit sauberen Bohrungen in Harthölzern, sowie Bambus- und Schilfröhrchen werden gerne angenommen. Hier bevorzugen die Weibchen Hohlräume mit Innendurchmessern von 3 bis 3,5 Millimeter. Auch verlassene Niströhren von Mauerbienen werden gerne besetzt, welche man an den Nestverschlüssen mit großen Lehmrändern und einer gräulichen Mitte erkennen kann.