Gewöhnliche Keulhornbiene

Auf den ersten Blick könnte man die kleine, wenig behaarte Gewöhnliche Keulhornbiene (Ceratina cyanea) glatt mit einer Goldwespe verwechseln.

Wer glänzt denn da?

Sie ist nur wenige Millimeter groß, fast gänzlich unbehaart und glänzt metallisch in grünblau. Was wie eine exotische Wespe klingt, ist in Wahrheit eine bei uns nicht selten anzutreffende Wildbiene: die Gewöhnliche Keulhornbiene Ceratina cyanea.

Die häufigste Art ihrer Gattung ist nicht besonders anspruchsvoll wenn es um ihre Nahrungspflanzen, die Temperatur oder gar ihre Umgebung geht. Selbst an ungewöhnlichen Orten wie in Waldlichtungen und auf Kahlschlägen kann man sie finden – sofern dort geeignete Nistplätze vorhanden sind. Unsere Wildbiene des Monats Mai besiedelt ausschließlich markhaltige Pflanzenstängel oder dürre Zweige und gehört damit zu den sogenannten Stängelnistern. Im Garten lässt sie sich mithilfe einfacher Nisthilfen relativ leicht ansiedeln und beobachten.

Im Feld kann man die Gewöhnliche Keulhornbiene durch ihre geringe Körpergröße und ihre auffällige Färbung gut erkennen. Für die Gattung namensgebend sind außerdem die keulenförmigen, kurzen Fühler. Bis auf die weiße Gesichtszeichnung bei den Männchen unterscheiden sich die Geschlechter kaum. Einen besonders auffälligen Sammelapparat gibt es bei den Weibchen ebenfalls nicht, da der Pollen vor allem im Kropf transportiert wird.

In Deutschland kommen ingesamt drei Keulhornbienenarten vor. Die Schwarze Keulhornbiene Ceratina cucurbitina ist nur in Süddeutschland verbreitet und dort häufig. Ihr fehlt die metallische Farbe und sie ist ganz schwarz, beide Geschlechter haben ein weiß gezeichnetes Gesicht. Die dritte Art, die Metallische Keulhornbiene Ceratina chalybea hingegen ist wie die Gewöhnliche Keulhornbiene gefärbt, aber etwas größer. Sie lebt nur in trockenwarmen Lagen im Rheintal in Südwestdeutschland. Dort ist sie eine Charakterart alter, naturbelassender Weinberge und ähnlicher Biotope.

Der eigene Garten oder Balkon bietet sich ausgezeichnet als Nist- und Nahrungsplatz für die Keulhornbiene an. Wer den kleinen Tieren helfen möchte, sollte bestenfalls ein ganzjähriges Blühangebot als Nahrungsgrundlage schaffen. Noch einfacher ist es, einen Nistplatz anzubieten: am Gartenzaun oder im Beet können einzelne abgebrochene oder abgeschnittene Markstängel vertikal angebracht werden, sodass sich die Wildbieneneibchen dort einen Hohlraum schaffen können. Hierfür eignen sich die Stängel von Brombeeren, Himbeeren, Heckenrosen, Disteln, Kletten, Beifuß und Königskerzen. Wenn sich markhaltige Pflanzen wie diese bereits im Garten befinden, kann man sie nach der Blüte anschneiden und über den Winter stehen lassen.

  • Auf den ersten Blick könnte man die kleine, wenig behaarte Wildbiene mit ihrem dicht punktierten, metallischen Körper glatt für eine Goldwespe halten. Männchen sind an der weißen Gesichtsfärbung zu erkennen.

  • Weibchen wie dieses haben nur wenige Sammelhaare an den Beinen – der Pollentransport findet vor allem im Kropf statt.

  • Die Gewöhnliche Keulhornbiene nistet in markhaltigen Stängeln.

    Steckbrief

    Familie

    Apidae

    Körpergröße

    5 – 7 Millimeter

    Flugzeit

    März – Oktober

    Verbreitung

    Die Art kommt häufig vor und ist in ganz Deutschland sowie weiten Teilen Mitteleuropas verbreitet. Die Gewöhnliche Keulhornbiene ist vom Tiefland bis mittleren Lagen auf Ruderalflächen, Magerwiesen, totholzreichen Waldsäumen und anderen Trockenstandorten zu finden.

    Nistweise

    Die Nistaktivitäten beginnen im Juni bis in den Hochsommer. Die Weibchen suchen sich abgebrochene oder abgeschnittene dürre Zweige oder Pflanzenstängel von Brombeeren, Königskerzen, Beifuß, Holunder, Disteln oder Reseden, um lange Gänge in das freigelegte Mark zu nagen. Die Brutzellen sind durch vertikale Trennwände aus feinen Markpartikeln voneinander getrennt. Ab dem Spätsommer suchen sich die adulten Tiere beider Geschlechter hohle Pflanzenstängel zur Überwinterung, was einzeln oder in größeren Gruppen von bis zu 30 Tieren geschieht. Die Verpaarung erfolgt erst im darauffolgenden Frühling.

    Ernährung

    Die Bienenweibchen sammeln ihren Pollen an elf Pflanzenfamilien und sind somit polylektisch (unspezialisiert). Hierbei findet der Pollentransport nur in geringem Maße an den losen Sammelhaaren der Hinterbeine statt, während ein Großteil geschluckt im Kropf zum Nest gebracht wird.

    Kuckucksbienen

    Parasitäre Arten sind aktuell nicht bekannt.

    Gefährdung und Schutz

    Die Art ist häufig und wird aktuell nicht als gefährdet eingestuft. Dennoch kann die Keulhornbiene ohne ihre außergewöhnlichen Nistplätze und Winterquartiere nicht existieren. Infolge von intensiver Flächenpflege werden solche speziellen Kleinstrukturen mitsamt blühender Pflanzen als Nahrungsgrundlage regelmäßig entfernt, was den Verlust ganzer Generationen mit sich führen kann.

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