Wintergäste in Holz und Stängeln
Wie überwintern Bienen eigentlich? Bienen sind wie fast alle Insekten nur in der warmen Jahreszeit aktiv. Spätestens Mitte Oktober endet ihre Flugzeit. Doch natürlich müssen sie den Winter auch irgendwie überstehen, weil die Saison im Frühjahr mit den ersten warmen Sonnenstrahlen ja weitergehen muss.
Hummelnester sterben im Herbst ab
Bei der Überwinterung gibt es verschiedene Strategien. Hummeln als sozialen Arten haben über den Sommer ja ein großes Nest angelegt, welches bis auf 600 Arbeiterinnen anwachsen kann. Doch dieses Nest kommt nicht über den Winter, sondern nur die neuen Jungköniginnen. Diese schlüpfen im Sommer aus den Waben, paaren sich relativ und tun sonst erst einmal nichts mehr. Auch die Männchen haben nur die Aufgabe, sich umgehend zu paaren. Dann sterben sie rasch ab. Die Jungköniginnen hingegen müssen im Folgejahr für den Erhalt der Art sorgen. Im Herbst suchen sie sich daher einen Überwinterungsplatz und graben sich dazu manchmal bis zu 15 Zentimeter Tiefe in den Boden ein. Auch unter Laubhaufen oder unter Baumwurzeln und in Mauerritzen überwintern die jungen Königinnen. Sie suchen dabei meist schattige Plätze, auf weil in der prallen Sonne die Gefahr, dass sich der Platz auch im Winter schnell erwärmt und die Insekten zu früh erwachen. Durch die Produktion eines körpereigenen Frostschutzmittels im Körper sind die Tiere außerdem für die kalten Wintertage gewappnet und überstehen Temperaturen von bis zu -19°C.
Ganz ungefährlich ist das Überwintern der neuen Hummel-Generationen trotz aller guten Vorbereitungen durch die Elterntiere nicht. Nur eine von zehn Hummelköniginnen überlebt den Winter. Die Ursachen für ihren Tod sind vielfältig: Witterungseinflüsse wie „Achterbahn-Wetter“ mit ständigen Temperaturwechseln, Fressfeinde wie Vögel oder Igel, das Auftauen und wieder Gefrieren des Erdreichs und Überschwemmungen gehören zu ihren Risiken.
Pflanzenstängel als Winterquartier
Doch auch manche Solitärbienen überwintern. Die auffälligen blauschwarzen Holzbienen und die grünglänzenden Keulhornbienen suchen dazu oberirdische Winterquartiere auf. Bei den Holzbienen sind es Öffnungen in alten Bäumen, Mauerritzen und andere Verstecke. Die Keulhornbienen hingegen suchen sie sich Hohlräume in verschiedenen Pflanzen. Dies können zum Beispiel markhaltige Pflanzenstängel von Brombeere oder Holunder sein, die den Tieren als Winterquartier dienen. Ranken von Heckenrose oder Sommerflieder bieten ebenfalls geeignete Unterschlupfmöglichkeiten. Wichtig für die Bienen ist dabei jedoch, dass sie Bruchstellen finden, die als Einstieg dienen. Natürlich müssen die Stängel auch über den Winter stehen bleiben und dürfen nicht einem Pflegeschnitt zum Opfer fallen. Im Unterschied zu den Hummeln überwintern hier beide Geschlechter und paaren sich erst im Frühling.
Überwinterung in der Puppenwiege
Die die meisten Solitärbienen überwintern jedoch nicht selbst, sondern bereiten ihren Nachwuchs auf diese Aufgabe vor. Die Larven der Wildbienen entwickeln sich üblicherweise im Sommer sehr schnell. Innerhalb weniger Tage oder Wochen verzehren sie den eingelagerten Pollen und verpuppen sich. Doch dann stoppt ihre Entwicklung. Die Puppe überdauert das übrige Jahr und Winter im Nest und kann in diesem Stadium auch tiefe Temperaturen gut überstehen. Erst wenn steigende Temperaturen den Frühling signalisieren, schlüpfen die Tiere aus ihrem Nest und beginnen einen neuen Wildbienenzyklus. Bei einigen sehr frühen Arten wie der Roten Mauerbiene schlüpfen die Tiere sogar bereits im Herbst aus de Puppenhülle, verbringen jedoch den Winter noch in der schützenden Nistkammer, um an den ersten warmen Tagen des neuen Jahres sofort zu erscheinen.
Wie den Bienen helfen?
Wie kann man die Tiere im Garten am besten unterstützen? Die wichtigste Maßnahme ergibt sich bereits aus der Beschreibung der Überwinterung. Tun Sie nichts, und sie bewahren damit viele Insekten. Denn jeder Gang mit der Gartenschere vernichtet wertvolle Überwinterungsstellen inklusive ihrer Bewohner. Denn neben Wildbienen gibt es noch unzählige weitere Insekten oder ihre Larvenstadien, die in oder an Pflanzenteilen auf das nächste Frühjahr warten.
Doch natürlich muss im Garten auch mal aufgeräumt und wieder Platz für Neues geschaffen werden. Doch das sollte moderat passieren. Einen gewissen Anteil abgestorbener Pflanzenteile sollte man einfach stehen lassen. Denn davon profieren nicht nur die Überwinterungsgäste, sondern auch viele Vögel, die sich in der kalten Jahreszeit von den Insekten in den Stängeln und in der Baumrinde ernähren. Wenn abgestorbene Stängel an den Pflanzen zu finden sind, kann man diese auch auf 30 bis 40 Zentimeter Länge abschneiden und an geeigneter Stelle möglichst luftig aufstapeln. Die Tiere können im Frühjahr dann daraus schlüpfen. Auch dicke Stängel großer Stauden wie Königskerze, Karde oder Disteln lassen sich als Nisthilfe umfunktionieren. Diese werden erst im Folgejahr besiedelt, wenn man sie beispielsweise senkrecht am Gartenzaun aufstellt und am besten anbindet.
Diese Überwinterungsplätze im Garten sorgen dafür, dass die Bienen die kalte Jahreszeit leichter überstehen. Der Gartenfreud sorgt damit auch für eine reiche Ernte an Beeren und Obst, weil er mit den Wildbienen die nächste Generation fleißiger Bestäuber heranzüchtet.
Veröffentlich am in Blogbeiträge