Wildbienenlehrpfad im Spreebogenpark blüht erneut auf!
Eine unserer ersten wildbienenfreundlichen Blühflächen in Berlin entstand 2019 im Spreebogenpark (Berlin-Mitte). Auf der prominenten Fläche zwischen Hauptbahnhof und Bundestag konnten wir knapp 900 Quadratmeter kurz geschorenen Rasen in einen bunt blühenden Lebensraum für Bestäuber und andere Insekten verwandeln.
Naturnahe Oasen in der Stadt: Kleingärten als Lebensraum für Wildbienen und mehr
Mit Erfolg: Bei unserer Kartierung wurden bislang über 70 verschiedene Wildbienenarten nachgewiesen, darunter auch hoch spezialisierte und gefährdete Arten. Direkt gegenüber entstand im selben Jahr ein Wildbienenlehrpfad, der parallel zur Spree verläuft. Interessierte können sich hier anhand von Infotafeln, verschiedenen Nistelementen und Beeten mit Gewürz- und Heilpflanzen über die Welt der wilden Bienen informieren. Hinsichtlich der immer größer werdenden klimatischen Herausforderungen wurde die Modellfläche in enger Zusammenarbeit mit der Landschaftsarchitektin Luise Blank nun aufwändig neu bepflanzt und gestaltet.
Klimafittes Bienenfutter
Ende 2022 begannen wir mit einem vollständigen Bodenaustausch als Basis für den neuen Staudengarten. Für die sechs Beete entlang des Pfads wurden trockenheitsresistente und wildbienenfreundliche Steppenpflanzen gewählt, die langfristig ohne künstliche Bewässerung auskommen sollen. Neben Fenchel, Disteln und Mauerpfeffer blüht hier nun Thymian, Lavendel und Steppen-Salbei. Damit wollen wir zeigen, wie auch in Zeiten von Sommertrockenheit und Klimawandel Nahrung für Bestäuber entstehen kann.
Neben den knapp 350 Quadratmetern Pflanzfläche wurde eine zweite Blühfläche am Ende des Pfads angelegt, die Wildbienen zusätzlich Pollen und Nektar liefern wird. Auch hier wurde die Saatgutmischung entsprechend der Licht- und Wasserverhältnisse, sowie der speziellen Ansprüche verschiedener Bienenarten zusammengestellt. Ab dem zweiten Jahr nach der Ansaat werden hier wildbienenfreundliche Pflanzen wie Wilde Möhre, Wiesen-Salbei, Deutscher Ziest und Gelbe Resede blühen.
Eine Auflistung der klimasensiblen Stauden auf dem Pfad und des Saatguts für die südliche Blühfläche finden Sie HIER.
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Von links: Dr. Christian Schmid-Egger, ehemals von der Deutschen Wildtier Stiftung, Umweltsenatorin Dr. Manja Schreiner, Umweltstadträtin Dr. Almut Neumann und Prof. Dr. Klaus Hackländer auf der Projektfläche.
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Auf der Modellfläche wurden bislang etwa 70 Wildbienenarten nachgewiesen. Hier zu sehen ist ein Hosenbienenweibchen.
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Von zwei Nistelementen aus Holz, Stein und Lehm profitieren vor allem oberirdisch nistende Wildbienen.
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Direkt gegenüber befindet unser neu gestalteter Wildbienen-Lehrpfad.
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Trockenmauer und Abbruchkanten sorgen für weitere Nistmöglichkeiten.
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Steppenpflanzen bieten Wildbienen und anderen Bestäubern auch in Zeiten von Sommertrockenheit Nahrung.
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Schautafeln informieren Interessierte über die Lebensweise und den Schutz von Wildbienen.
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Unsere Blühfläche im Spreebogenpark wurde bereits 2019 angelegt.
Wohnraum für Wildbienen
Zu einem vollwertigen Lebensraum für Wildbienen gehört neben den Nahrungspflanzen auch ein vielfältiges Nistangebot. Eine Nistsäule und ein Wildbienenhotel aus Hartholz, Stein und Lehm bieten Nistplätze für Arten, die natürlicherweise in oberirdischen Hohlräumen nisten. Weiterhin wurden ein Hügel mit Abbruchkante, sowie eine Trockenmauer mit südöstlicher Ausrichtung angelegt. Auch in dem sandigen Pfad selbst können bodenbewohnende Insekten wie Sandbienen, Ameisen oder Grabwespen fortan ihre Nester anlegen. Vier übersichtlich gestaltete Schautafeln informieren Interessierte über den Schutz und die faszinierende Lebensweise von Wildbienen, sowie die Maßnahmen des Projekts.
Der neue Lehrpfad soll mit seinem vielfältigen Angebot Ideen und Inspiration für eine wildbienenfreundliche und klimaangepasste Gartengestaltung bieten. Die feierliche Neueröffnung fand Ende Juni 2023 im Beisein von Umweltsenatorin Dr. Manja Schreiner, Bezirksstadträtin Dr. Almut Neumann, der Berliner Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt und Prof. Dr. Klaus Hackländer statt.
Dr. Manja Schreiner, Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt: „Bienen und andere Insekten sind unverzichtbar. Sie sorgen für den Erhalt der Biologischen Vielfalt und bilden damit eine wesentliche Lebensgrundlage für die Menschen. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft, den Einsatz von Pestiziden oder die fortschreitende Versiegelung verschwindet immer mehr Lebensraum für die Insekten. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, braucht auch Berlin mehr blühende Flächen für Wildbienen und andere Insekten. Die Modellfläche hier am Spreebogenpark ist eines der wichtigen Vorbilder für bienenfreundliche Flächen.“
Dr. Almut Neumann, Bezirksstadträtin für Ordnung, Umwelt, Natur, Straßen und Grünflächen im Bezirk Mitte von Berlin: „Die Natur einfach machen lassen – nach diesem Motto gestalten wir immer mehr Flächen im Bezirk. Heimische Wildpflanzen sind überlebenswichtig für viele Wildbienenarten. Unser Ziel ist es, mehr Biodiversität in der Großstadt zu schaffen. Es ist toll, dass ein solches Projekt in direkter Nähe zum Hauptbahnhof und zum Regierungsviertel, damit möglichst viele Menschen die Schönheit und den Wert der heimischen Flora und Fauna erkennen.“
Professor Dr. Klaus Hackländer, Vorstand der Deutschen Wildtier Stiftung und Wildtierbiologe: „Momentan finden wir in den öffentlichen Parks oft vertrocknete oder abgemähte Graslandschaften vor. Urbane Blühflächen müssen an die veränderten Klimabedingungen angepasst werden, wenn sie weiterhin Lebensraum für bedrohte Wildbienenarten bleiben sollen.“
Der umgestaltete Lehrpfad liegt in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs und für viele Besucherinnen und Besucher der Hauptstadt gut zu erreichen.
Veröffentlich am in Flächengestaltung