Berlins neuster Wildbienen-Lehrpfad
Es gibt neuen Wohnraum im Bezirk Marzahn-Hellersdorf. Doch anstelle von Neubauten aus Glas und Beton findet man sich in der Grünanlage zwischen Wernerstraße und Rohrpfuhlgraben, umgeben von Holz- und Steinstapeln, offenen Sandflächen und frisch gepflanzten Gehölzen. Ein neues Wildbienenhabitat ist entstanden.
Berlins fünfter Wildbienenlehrpfad: Eine Oase für bodenbewohnende Arten
Nach der Anlage von knapp 1.500 Quadratmeter Blühwiese und Rohbodenflächen als Nisthabitat für bodenbewohnende Arten durch die Deutsche Wildtier Stiftung in Kooperation mit dem Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf ist hier nun Berlins fünfter Wildbienenlehrpfad entstanden. Neben zahlreichen Strukturen zugunsten der speziellen Nist- und Nahrungspräferenzen von Wildbienen sollen vier Schilder Spaziergängerinnen und Spaziergängern über ihre Lebensweise informieren. Das Vorhaben wurde von dem Imkerverein Wuhletal 1864 initiiert und aus Geldern des Bürgerhaushalts sowie durch die Deutsche Wildtier Stiftung finanziert.
Die verschiedenen Elemente des Lehrpfads und ihren Nutzen für Insekten möchten wir Ihnen gerne hier vorstellen:
Totholz
Neben einem reichhaltigen Blütenangebot benötigen Wildbienenarten auch eine hohe Vielfalt an Nisthabitaten, die ihren individuellen Ansprüchen entsprechen.
Stehendes oder liegendes Tot- oder Altholz ist bedeutend für viele oberirdisch nistende, solitäre Wildbienen. Ein Teil der Arten nistet in alten Käferbohrlöchern, die die Larven von Holzkäfern und Holzwespen in abgestorbenen Holzpartien alter Bäume hinterlassen. Manche Arten, wie die Blauschwarze Holzbiene, nagen ihre Nester auch selbst, zum Beispiel in alte Birnbäume.
Diese Arten können durch sonnenexponiertes, stehendes und liegendes Totholz gefördert werden. Hierfür haben wir eine Aufschichtung dickerer Laub- und Harthölzer mit einem Witterungsschutz überdacht und durch ein Gerüst vor Entnahme gesichert. Zudem wurden drei Niststämme aus Robinie mit etwa 100 Bohrungen in verschiedenen Größen versehen und senkrecht aufgestellt.
Die Tafeln informieren einerseits über Totholz als Lebensraum und zeigen andererseits den Lebenszyklus von solitären im Vergleich zu sozialen Wildbienen innerhalb eines Jahres.
Trockenmauer
Weiterhin wurde die Fläche mit einer vier Meter langen Trockenmauer für spezialisierte Bienen aufgewertet. Hierfür wurden passende Steine ohne Mörtel am südlichen Hang zu einer Mauer aufgeschichtet.
Manche oberirdisch nistende Bienenarten bauen ihre Nester gerne zwischen den Spalten von Mauersteinen. Zudem können sich die Tiere an der Mauer am Morgen aufheizen. Auf der Mauerkrone können trockenheitsliebende Pflanzenarten wie Mauerpfeffer oder Blaukissen wachsen, die für viele Insekten eine wichtige Pollen- und Nektarquelle darstellen.
Sandarien & Abbruchkante
Die weitaus meisten Arten nisten im Boden. Dazu benötigen sie offene Bodenstellen, eine lückige Grasnarbe, verdichtete Erde (im Bereich von Wegen), Sandflächen, Steilwände oder Abbruchkanten. Solche Strukturen, vor allem senkrechte Erdaufschlüsse, werden leider immer seltener.
Als Nisthabitat für bodenbewohnende Wildbienen wurden daher zwei Sandarien und eine offene Abbruchkante mit jeweils vier Metern Länge angelegt. Die Stationen befinden sich an dem westlichen Hang der Fläche. Informationstafeln zu den passenden Themen Trockenmauer und Bodennister wurden über Trampelpfade zugänglich gemacht.
Gehölzpflanzung
Gehölze wie Obstbäume oder Beerensträuche sind für Wildbienen besonders geeignet. Ihre Blüten werden von den Tieren angeflogen, denen sie Nektar und Pollen als Nahrung bieten. Auch viele andere Insektenarten wie Schmetterlinge, Käfer, Fliegen oder Wespen profitieren von diesem Nahrungsangebot. Viele Bienen nisten zudem in markhaltigen oder hohlen Stängeln, wie sie in Brombeerhecken, in Holunderbüschen oder in alten Stängeln von Disteln oder Karden entstehen. Naturbelassene Ecken fördern außerdem Wirbeltiere wie Igel und Vögel. Untersuchungen erbringen in solchen Lebensräumen stets hohe Artenzahlen mit vielen gefährdeten oder besonderen Arten.
Um solche artenreichen Strukturen entstehen zu lassen, wurden auf der Grünfläche insgesamt 22 geeignete Gehölze gepflanzt.
Wir bedanken uns bei allen Akteuren für das Engagement und hoffen, Sie bald auf unserem Wildbienen-Lehrpfad begrüßen zu dürfen!
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