Auswahlkriterien neuer Projektflächen
Im folgenden Text wird erläutert, welche Kriterien eine potentielle Projektfläche aufweisen muss, um für die Umsetzung wildbienenfreundlicher Maßnahmen geeignet zu sein. Die wichtigsten Kriterien sind dabei Sonneneinstrahlung, Vegetation und Bodenbeschaffenheit, Lage der Flächen und Publikumswirksamkeit.
Auswahlkriterien und Anlage von Projektflächen
In unsem Berliner Bestäuberprojekt legten wir in der bisherigen Laufzeit 37 Projektflächen an, die sich über alle zwölf Bezirke Berlins verteilen. In diesem Frühjahr kommen weitere 15 Flächen hinzu. Die Entscheidung, welche Grünflächen wir für die Umsetzung der Maßnahmen auswählen, treffen wir sorgsam und anhand verschiedener Kriterien.
Wildbienen benötigen ein warmes Mikroklima und sind daher von der Sonneneinstrahlung und Temperatur abhängig. Einer der wichtigsten Punkte bei der Flächenauswahl ist daher, ob der Standort gut besonnt ist. Bäume und Sträucher verringern die einfallende Sonneneinstrahlung und werfen zudem Laub ab. Das Laub hat zwar über den Winter eine schützende Wirkung auf die darunter liegende Vegetation, ist die Laubschicht aber zu dicht, kann sie im Frühjahr die jungen Pflanzen um Sonnenlicht und Feuchtigkeit berauben. Das bedeutet zusätzlichen Pflegeaufwand, um das Laub von den Flächen zu entfernen.
Weiterhin spielt die vorhandene Vegetation eine wichtige Rolle. Diese begutachten wir bei der ersten Begehung und wählen nur Flächen für eine Aufwertung, die eine mittelmäßige oder schlechte Artenzusammensetzung aufweisen. Bei Flächen mit einer bereits wertvollen Vegetation reicht es oft, die aktuelle und meist mehrschürige Mahd auf eine extensive Pflege mit nur einem Mahddruchgang pro Jahr umzustellen. Dadurch werden die Pflanzen, die sich bereits in der Vegetationsschicht und Diasporenbank befinden, gefördert. Flächen, die nicht über dieses gute natürliche Potential verfügen, können durch die Anlage einer Wildblumenwiese aufgewertet werden. Deutet ein sehr hoher und mastiger Aufwuchs auf einer Fläche auf hohe Nährstoffgehalte im Boden hin, schließen wir solche Flächen auch aus. Die Einsaat einer Blühmischung würde dort nicht gelingen. Der nötige Aufwand wäre hier zu hoch, da die Flächen erst, meist über eine längere Zeit, ausgehagert werden müssen. Magere Böden sind optimal für die Anlage einer Wildblumenwiese.
Nicht nur die Nährstoffverfügbarkeit, sondern auch die Bodenbeschaffenheit wirkt sich ebenfalls auf die Eignung einer Fläche aus. Die Bodenstruktur sollte locker sein, um eine Bearbeitung des Oberbodens vor der Einsaat zu ermöglichen. Insgesamt sollte die Fläche trocken sein und keine Staunässe aufweisen. Stark verdichtete Böden neigen zu Staunässe. Sandige Böden, die es in Berlin an vielen Stellen gibt, gehören zu den wertvollsten Wildbienenlebensräumen, sofern sie vegetationsarm oder –frei sind. Sie eignen sich besonders für die Anlage von Rohbodenflächen als Nisthabitat.
Der Artenschutz steht in unserem Projekt an erster Stelle, weswegen wir die Tauglichkeit einer Fläche für den Schutz und die Förderung von Wildbienen als ausschlaggebenden Faktor betrachten. Ein langfristig einsetzbares Konzept funktioniert jedoch nur, wenn zusätzlich weitere Aspekte berücksichtigt werden. So ist die Akzeptanz der BürgerInnen ein ganz maßgeblicher Faktor. Stark frequentierte Flächen versuchen wir deshalb zu vermeiden oder legen dort nur in Teilbereichen Blühwiesen an, um NutzerInnen der Grünfläche weiterhin die Möglichkeit zu bieten, sich auf der Fläche aufzuhalten.
Die Flächen sollten zudem nicht zu abgelegen sein. Neben der Umsetzung wildbienenfreundlicher Maßnahmen ist die Umweltbildung ein wesentlicher Teil unseres Projektes. Wir wollen möglichst viele Bürgerinnen und Bürger auf das Thema Wildbienen und deren Schutzmöglichkeiten im urbanen Raum aufmerksam machen und informieren. Dies geschieht unter anderem über die Informationstafeln, die wir an jeder Projektfläche installieren. Die Blühflächen sollen also gut sichtbar an Standorten mit viel Publikumsverkehr liegen, damit wir eine Vielzahl von Menschen mit unserer Botschaft erreichen können.
Da wir die wildbienenfreundlichen Maßnahmen nur in Kooperation mit den Straßen- und Grünflächenämtern der Bezirke umsetzen können, richten wir uns nach den Wünschen der Bezirksverwaltungen. Meist liefern uns die Bezirke inzwischen sogar Flächenvoschläge, die wir anhand der oben genannten Kriterien prüfen. Von uns ausgewählte Flächen prüfen die Bezirke, bevor wir dort aktiv werden. Im Laufe des Projektes haben sich die Vorgaben zu den Flächenvorschlägen immer weiter konkretisiert. So achteten wir bei der Auswahl der potentiellen Projektflächen für das Frühjahr 2021 darauf , in allen Berliner Bezirken eine ähnliche Anzahl an Projektflächen mit ähnlichen Grünflächentypen (z.B. Parkanlage oder Straßenbegleitgrün) als Ausgangslage zu finden. Nur so ist eine Vergleichbarkeit unter den Projektflächen gewährleistet. Die ist wichtig für die wissenschaftliche Begleitforschung, die wir während des gesamten Projektzeitraumes durchführen. Da die verschiedenen Bezirke unterschiedlich mit Grünanlagen ausgestattet sind, müssen wir bei der Flächenauswahl jedoch auch Abstriche machen.
Auch Vorschläge von BürgerInnen sind uns immer herzlich willkommen. Nach Möglichkeit versuchen wir diese ebenfalls mit in die Planung einzubeziehen und umzusetzen. Die Projektfläche Prellerweg im Bezirk Tempelhof-Schöneberg ist ein Beispiel dafür.
Wenn Sie also eine Grünfläche kennen, die den oben genannten Ansprüchen gerecht wird und die Sie gerne für Wildbienen und andere bestäubende Insekten aufwerten würden, kontaktieren Sie gerne die MitarbeiterInnen des Projektes. Wir freuen uns sehr über Ihre Vorschläge. Auch wenn wir leider nicht immer jede Idee umsetzen können, unterstützen und beraten wie Sie gerne bei der Anlage und Pflege von Wildblumenwiesen und anderen wildbienenfreundlichen Strukturen.
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