Wildbiene des Monats Mai 2023: Die Zweifarbige Schneckenhausbiene

Mehr als 70 Prozent aller Wildbienenarten in Deutschland nisten im Erdboden. Die übrigen Arten leben entweder parasitisch oder nisten in oberirdischen Hohlräumen, wie in Pflanzenstängeln, Mauerritzen oder in wurmstichigem Altholz. Und dann gibt es noch unsere Wildbiene des Monats Mai, die vermutlich die speziellsten Nistansprüche von allen hat. Der Deutsche Name verrät es vielleicht bereits: Die Zweifarbige Schneckenhausbiene (Osmia bicolor) nistet ausschließlich in Schneckenhäusern!

Auch die Zweifarbigkeit kann man wegen der kontrastreichen Färbung der Weibchen wörtlich nehmen. Die dicht behaarten Tiere sind schwarz gefärbt und haben einen auffälligen rostroten Hinterleib mit Bauchbürste. Die etwas kleineren Männchen sind in der Regel blasser gefärbt. Im Feld ähnelt O. bicolor wegen ihrer Färbung der häufiger vorkommenden Gehörnten Mauerbiene (O. cornuta), wobei letztere deutlich größer ist und durch zwei charakteristische Hörnchen am Kopf der Weibchen unterschieden werden können.

  • Die Zweifarbige Schneckenhausbiene ist dicht behaart und schwarz gefärbt mit einem rostroten Hinterleib.

  • Sie ist eine von sieben Arten in Deutschland, die ihre Nester in leeren Schneckenhäusern anlegen.

  • Nach der Fertigstellung tarnen die Weibchen das Nest mit Pflanzenmaterial, um ihre Nachkommen vor Fressfeinden zu schützen.

  • Bei der Nahrung sind sie hingegen unspezialisiert und können den Pollen und Nektar zahlreicher Pflanzen nutzen.

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Bild 1 / Titelbild: František Šaržík / CC BY 3.0 / Link zum Original  

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Bild 4: gailhamshire / CC BY-SA 2.0 / Link zum Original

Biologie der Zweifarbigen Schneckenhausbiene (Osmia bicolor)

  • Familie

    Megachilidae (Bauchsammlerbienen)

  • Körpergröße

    Weibchen 8-10 Millimeter, Männchen 7- 10 Millimeter.

  • Flugzeit

    Die Art fliegt in einer Generation (univoltin) von März bis Juni. Die Männchen schlüpfen etwa zwei Wochen vor den Weibchen.

  • Verbreitung

    Die Zweifarbige Schneckenhausbiene ist in Deutschland und den Alpen bis zu einer Höhe von 2000 Metern weit verbreitet, jedoch kommt sie im Norden nur sporadisch vor. In Schleswig-Holstein wurde sie bislang nicht nachgewiesen.

  • Nistweise

    Osmia bicolor bewohnt eine Vielzahl von Lebensräumen, wie strukturreiche Waldränder, Trockenrasenflächen, Hecken, Brachen, Böschungen und Parks. Sie ist sowohl in städtischen als auch ländlichen Gebieten anzutreffen.

    Die Art ist allerdings äußerst anspruchsvoll, wenn es um ihren Nistplatz geht. Ab April beginnen die Weibchen damit, nach leeren Gehäusen von Schnirkel-, Strauch- oder Bänderschnecken zu suchen, um darin ihre Nester anzulegen.

    Diese werden zunächst mit einem Brei aus Speichel und zerkauten Pflanzenstücken beklebt, bevor die Weibchen mit der Brutversorgung durch Pollen und Nektar beginnen. Nach der Eiablage wird die Brutzelle mit einer Trennwand aus Pflanzenmörtel geschlossen. Meistens wird nur eine Brutzelle pro Schneckenhaus gebaut, wobei unter guten Bedingungen auch Nester mit bis zu sechs Zellen entstehen können. Das Nest wird fertiggestellt, indem das Gehäuse mit Sand, Erde und kleinen Steinen und letztendlich Pflanzenmörtel verschlossen wird, um es vor Nesträubern zu schützen. Das Weibchen dreht das Schneckenhaus anschließend um und bedeckt es mit Grashalmen, Nadeln, Zweigen oder Blättern zur Tarnung. Für gewöhnlich legt es fünf bis sieben solcher Nester an, bevor es im Juni stirbt. Das Leben der Männchen ist weitaus kürzer.

    Die Larven entwickeln und verpuppen sich in den verschlossenen Brutzellen und überwintern im Schneckenhaus. Die ersten Männchen erscheinen im März des darauffolgenden Jahres. Sobald die Weibchen etwa zwei Wochen später schlüpfen, kommt es zur Paarung und das Bienenjahr beginnt erneut.

    In Deutschland gibt es neben der Zweifarbigen Schneckenhausbiene nur sechs weitere Wildbienenarten, die in Schneckenhäusern nisten.

  • Ernährung

    Die Art ist nicht auf den Pollen einer bestimmten Blühpflanze angewiesen und konnte bislang an einer Vielzahl von Pfanzenfamilien nachgewiesen werden: Doldengewächse (Apiaceae), Korbblütler (Asteraceae), Rauhblattgewächse (Boraginaceae), Kreuzblütler (Brassicaceae), Zistrosengewächse (Cistaceae), Schmetterlingsblütler (Fabaceae), Lippenblütler (Lamiaceae), Liliengewächse (Liliaceae), Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae), Rosengewächse (Rosaceae), Weidengewächse (Salicaceae), Steinbrechgewächse (Saxifragaceae) und Veilchengewächse (Violaceae).

  • Kuckucksbienen

    Bislang wurde keine Kuckucksbiene bei O. bicolor nachgewiesen, allerdings gibt es eine Goldwespe (Chrysura trimaculata), die als Parasitoid bei der Art lebt.

  • Gefährdung und Schutz

    Die Art ist in Deutschland mäßig häufig und wird aktuell als ungefährdet eingestuft. Nichtsdestotrotz ist ihre hochspezialisierte Nistweise extrem störungsanfällig und wie viele andere Bienenarten leidet O. bicolor unter der übermäßigen Pflege von Gärten, Grünanlagen sowie der intensiven Landwirtschaft.

Was können Sie tun?

Die Zweifarbige Schneckenhausbiene (und zahlreiche weitere Tiere) können im eigenen Garten gefördert werden, indem eine möglichst naturnahe Gartenpflege ohne ständiges Harken, Kehren und Mähen betrieben wird. Um die Chance auf Beobachtungen des Nestbaus zu erhöhen, können zudem geeignete Schneckenhäuser im Garten ausgelegt werden. Während das große Haus der Weinbergschnecke (Helix pomatia) selten angenommen wird, werden mittelgroße Gehäuse – wie die einer Hainschnirkelschnecke (Cepaea sp.) gerne genutzt. Die Schneckenhäuser sollten an einem Ort platziert werden, wo sie nicht versehentlich zertreten werden und der Boden nicht zu verfestigt ist, damit die Biene das Schneckenhaus untergraben und umdrehen kann.