Wildbiene des Monats April 2023: Die Rote Mauerbiene

Die Rote Mauerbiene (Osmia bicornis) können wir im April häufig beobachten. Sie ist nicht nur als Frühlingsbotin bekannt, sondern auch für ihre außerordentliche Kreativität bei der Nistplatzwahl: neben sogenannten Bienenhotels baut sie ihre Nester gerne auch in Spalten von Fensterrahmen, Regalen, Fahrradschläuchen und Streichholzschachteln. Diese Anpassungsfähigkeit hat dazu beigetragen, dass die Rote Mauerbiene weit verbreitet ist und im Gegensatz zu vielen anderen Arten auch den städtischen Raum für sich entdeckt hat.

Bei den Weibchen ist der Kopfschild (Clypeus) besonders charakteristisch, da er wie bei der Gehörnten Mauerbiene (Osmia cornuta) auf beiden Seiten ein vorstehendes Hörnchen aufweist. Die Brust ist hellbraun und recht zottig behaart. Am Hinterleib sind Bauchbürste und die Haare der vorderen Segmente rostrot und die übrigen schwarz gefärbt. Ähnlich sind auch bei den Männchen die ersten drei Rückensegmente rötlich braun und der hintere Rücken schwarz, die Brust und das Kopfschild sind hier allerdings weißlich behaart.

  • Die Rote Mauerbiene verdankt ihren Trivialnamen ihrer rostroten Behaarung der ersten Hinterleibssegmente.

  • Das Hinterleibsende ist sowohl beim Männchen (Foto) als auch beim Weibchen schwarz gefärbt.

  • Weibchen haben außerdem noch eine rostrote Bauchbürste, mit der sie den Pollen transportiert. An ihrem Kopfschild befinden sich zwei auffällige Hörnchen.

  • Rote Mauerbienen bauen ihre Nester in oberirdischen Hohlräumen, weshalb man sie sehr häufig in sogenannten Bienenhotels antrifft.

Credit und Copyright:

Bild 1-3 / Titelbild: C. Künast

Bild 4: Gilles San Martin / CC BY-SA 2.0 / Link zum Original 

Biologie der Roten Mauerbiene (Osmia bicornis)

  • Familie

    Megachilidae (Bauchsammlerbienen)

  • Körpergröße

    Weibchen 10-12 Milllimeter, Männchen 8 bis 14 Millimeter.

  • Flugzeit

    Die Flugzeit ist in einer Generation (univoltin) von April bis Juni.

  • Verbreitung

    Ihre Verbreitung reicht von Europa über Nordafrika bis hin zum nördlichen & südwestlichen Asien. In Deutschland ist O. bicornis (bis auf höhergelegene Gebiete in den Alpen und Mittelgebirgen) flächendeckend verbreitet. Sie hat keine strikte Bindung zu bestimmten Lebensräumen und ist daher sowohl in totholzreichen Wäldern als auch städtischen Parks und Gärten anzutreffen.

  • Nistweise

    Osmia bicornis nutzt verschiedene natürliche Nistplätze, wie beispielsweise Löß- und Lehmwände, Käferfraßgänge in Totholz sowie Hohlräume jeglicher Art im Siedlungsraum. Nisthilfen mit angebohrtem Holz und Bambusröhrchen oder Papphülsen werden schnell angenommen.

    In Bohrgängen und Pflanzenstängeln baut die Rote Mauerbiene die für viele hohlraumnistende Arten typischen Nester mit bis zu 20 hintereinanderliegenden Brutzellen. Die Niströhren hängt dabei stark vom gewählten Hohlraum ab: in größeren Bruthöhlen können bis zu 30 Brutzellen unregelmäßig aneinander gebaut sein.

    Als Baumaterial dienen an feuchten Bodenstellen gesammelte Erde oder Lehm. Bei langanhaltendem trockenem Wetter graben die Weibchen Gänge in den Boden, um an feuchteres Baumaterial zu gelangen.

  • Ernährung

    Nicht nur in der Wahl ihrer Nistplätze ist O. bicornis flexibel, auch beim Sammeln von Pollen und Nektar für die Versorgung ihrer Brut ist die Art wenig anspruchsvoll und nicht auf bestimmte Pflanzenfamilien spezialisiert (polylektisch). Auch während der Verproviantierung der Brut wechseln die Weibchen je nach Blühangebot zwischen Pollenquellen.

  • Kuckucksbienen

    Bislang wurde keine parasitäre Biene bei O. bicornis nachgewiesen.

  • Gefährdung und Schutz

    Die Rote Mauerbiene ist sehr häufig und gilt nicht als gefährdet. In Nisthilfen ist sie neben der noch etwas früher fliegenden Gehörnten Mauerbiene die am häufigsten anzutreffende Art.

Was können Sie tun?

Da eine Vielzahl oberirdischer Hohlräume als Nistplatz für Mauerbienen fungieren, kann man die Art leicht im eigenen Garten oder auf dem Balkon ansiedeln. Bei Nisthilfen sollte man stets darauf achten, sie an einen besonnten und trockenen Ort in Richtung Süden aufzuhängen. Die Rote Mauerbiene bevorzugt Röhrchen oder Bohrungen mit einem Innendurchmesser von fünf bis sieben Millimetern.

Für ausreichend Pollen- und Nektarverfügbarkeit sollte man bereits früh im Jahr eine große Auswahl ungefüllter Blüten bereitstellen – oder belassen. Wer erst im Mai mäht, kann Bestäubern mit natürlich vorkommenden Blühpflanzen wie Klee, Taubnessel, Wiesensalbei oder Hahnenfuß eine Freude bereiten.