Wildbiene des Monats Oktober 2022: Die Dunkle Erdhummel

Der Herbst ist da. Mit fallenden Blättern und deutlich kühleren Temperaturen neigt sich das Wildbienenjahr dem Ende zu. Doch noch ist es nicht vorüber! Gerade an goldenen Oktobertagen sieht man hier und da noch eine sehr bekannte Wildbiene auf Nahrungssuche: Das letzte Artenportrait des Jahres ist der Dunklen Erdhummel (Bombus terrestris) gewidmet.

Unsere Wildbiene des Monats Oktober gehört zu den größten, auffälligsten und häufigsten Hummelarten in Deutschland. Die Brust (Thorax) der Weibchen ist vorne braungelb und hinten schwarz; die Behaarung des Hinterleibs (Abdomen) ist schwarz mit einem braungelben Querstreifen und einem weißen Hinterleibsende. Im Feld sind die großen Tiere meist nur als Artengruppe zu erkennen, weil sie kaum von den ähnlichen Hummelarten B. lucorum, B. magnus und B. cryptarum unterschieden werden können.

  • In Europa mitunter die größte und bekannteste Hummelart: Die Dunkle Erdhummel.

  • Von anderen Hummeln ist sie durch ihre zwei braungelben Querbinden zu unterscheiden.

Credit und Copyright:

Bild 1 und 2 / Titelbild: Benjamin Watson / CC BY 2.0 / Link zum Original

Biologie der Dunklen Erdhummel (Bombus terrestris)

  • Familie

    Apidae (Echte Bienen)

  • Körpergröße

    Die Körpergröße der Königin beträgt 20 bis 26 Millimeter, die Drohnen und Arbeiterinnen sind mit 11 bis 17 Millimetern wesentlich kleiner.

  • Flugzeit

    Je nach Temperatur erscheinen die ersten Jungköniginnen im Februar oder März und fliegen bis Mitte Mai. Die Flugzeit der Arbeiterinnen beginnt ab Anfang April und geht bis in den Oktober hinein, Drohnen hingegen tauchen erst ab Juni auf und fliegen bis September.

  • Verbreitung

    Die Dunkle Erdhummel ist flächendeckend in ganz Deutschland vom Tiefland bis in höhere Lagen der Mittelgebirge verbreitet und kommt sehr häufig vor. In Europa stellt sie die größte und häufigste Hummelart dar.

    Wegen ihrer Bestäubungseffizienz wurde die Art in weiten Teilen der Welt für den Rotklee- und Gemüseanbau eingeführt. Wie so häufig können die Folgen problematisch sein, da zum Beispiel in Südamerika heimische Hummelarten durch Populationen entkommener Tiere verdrängt werden.

    Die Dunkle Erdhummel ist an keinen bestimmten Lebensraumtyp gebunden, meidet jedoch dichte Wälder. Häufiger ist sie im Offenland, wie auf Feldern und Wiesenhängen aber auch im Siedlungsbereich, wie in Parks und Gärten anzutreffen.

  • Nistweise

    Hummeln sind soziale Insekten und leben in einem Volk mit Königinnen, Arbeiterinnen und Drohnen (Männchen). Je nach Witterung erscheint die Königin in Februar oder März aus ihrem Überwinterungsversteck unter trockenem Laub oder in Erdlöchern, um ihr Nest in bis zu 150 Zentimeter tiefen Hohlräumen, wie verlassenen Bauten von Kleinsäugern (häufig Mäuse oder Maulwürfe), anzulegen. Teilweise können sich ihre Nester auch oberirdisch unter Dielen oder in Steinmauern befinden. An diesen frostgeschützten Orten nahe ihren Nahrungspflanzen schafft die Königin wabenartige Zellen für Pollen, Nektar und ihre Nachkommen. Die Entwicklung der ersten Larven benötigt die Eigenwärme der Königin, für die sie vorab schätzungsweise 6000 Blüten anfliegen musste.

    Durch ein abgegebenes Pheromon der Königin entwickelt sich die Brut nun zu Arbeiterinnen, die nach ihrem Schlupf das Nest ausbauen, um Platz für bis zu 500 weitere Tiere zu schaffen. Starke Größenunterschiede zwischen den Arbeiterinnen deuten darauf hin, dass im Hummelvolk (wie bei Ameisen oder Honigbienen) eine Arbeitsteilung vorliegen könnte. In den ersten Lebenstagen kümmern sich alle Arbeiterinnen um die Brut im Nest. Die größeren Individuen verlassen dieses für die Nahrungssuche, während kleinere Hummeln im Nest bleiben. Später im Jahr entwickeln sich bei ausreichend Nahrungsverfügbarkeit Jungköniginnen, die von den Drohnen (Männchen) ab Juli begattet werden und sich am Ende des Jahres einen Überwinterungsplatz suchen.

  • Ernährung

    Dunkle Erdhummeln ernähren sich und ihre Brut polylektisch, nutzen also den Pollen und Nektar verschiedener Pflanzenfamilien. Mit acht bis zehn Millimetern gehören sie zu den Kurzrüsslern, weshalb sie die Blüten nicht selten aufbeißen, um an den Nektar zu gelangen („Nektarraub“). Zugleich werden die Vibrationsbestäuber aufgrund ihrer Effizienz für die Bestäubung von Leguminosen in Gewächshäusern vieler Länder eingesetzt.

  • Kuckucksbienen

    Als einzige parasitische Biene ist die Keusche Kuckuckshummel (Bombus vestalis) bekannt. Mehr zu Kuckuckshummeln finden Sie hier.

  • Gefährdung und Schutz

    Die Dunkle Erdhummel ist eine der häufigsten und weitverbreitetsten Arten in Deutschland und Europa und wird nicht als gefährdet eingestuft. Wie alle Wildbienen stehen sie und ihre Nester in Deutschland unter besonderem Schutz.

Was können Sie tun?

Möchte man die Dunkle Erdhummel über einen möglichst langen Zeitraum im eigenen Garten willkommen heißen, so empfiehlt es sich Pflanzen anzubieten, die zu verschiedenen Zeiten im Jahr blühen. Wichtige Frühblüher sind beispielsweise Krokusse (Crocus sp.), Geflecktes Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) und Blaustern (Scilla sp.). Natternkopf (Echium vulgare), Malve (Malva sp.), Hornklee (Lotus sp.), Rotklee (Trifolium pratense) und Flockenblume (Centaurea sp.) stellen besonders nektarreiche Pflanzen dar, die über lange Zeit hinweg blühen. Auch Gehölze eignen sich teils als gute Nektarquellen, wie zum Beispiel Weißorn (Crataegus sp.), Brombeere (Rubus sect. Rubus), Heckenrose (Rosa corymbifera) oder Holunder (Sambucus sp.). Auf dem Balkon macht man der relativ anspruchslosen Art mit blühenden Kräutern wie Salbei (Salvia sp.) oder Schnittlauch (Allium schoenophrasum), aber auch Tomaten (Solanum lycopersicum), Himbeeren (Rubus idaeus) oder Strohblume (Xerochrysum sp.) eine Freude. Neben dem Nahrungsangebot kann man Wildbienen auch bei der Nestsuche und Überwinterung behilflich sein, zum Beispiel durch Hummelkästen, aber auch dem Belassen von Stein- und Totholzhaufen.