Wildbiene des Monats Juni 2022: Die Glockenblumen-Scherenbiene

Die meisten Wildbienen verbringen ihr Leben solitär, die Weibchen kümmern sich alleine um die Brutversorgung und übernachten auch meist in den Nestern, bis diese verschlossen sind. Die Männchen mancher Arten bilden Schlafgemeinschaften, bei denen sich mehrere Männchen einer Art um einen geeigneten Schlafplatz tummeln. Das ist auch bei unserer Wildbiene des Monats Juni, der Glockenblumen-Scherenbiene, der Fall. Die Männchen der Art verbringen die Nacht häufig in Glockenblumenblüten und stören sich dabei nicht daran, wenn sich noch weitere Artgenossen dazu gesellen.

Die Glockenblumen-Scherenbiene ist vor allem im Feld nur schwer von anderen Scherenbienenarten zu unterscheiden. Vorder- und Hinterleib sind bei beiden Geschlechtern vollständig schwarz. Die Weibchen haben am Hinterleib markante helle Haarbinden und sind abgesehen davon nur schwach behaart. Die Männchen lassen sich durch das dreigeteilte Ende des Hinterleibs in breite, stumpfe Lappen gut erkennen.

  • Eine Glockenblumen-Scherenbiene (Chelostoma rapunculi) auf einer Kreuzblütlerblüte.

  • Ein präpariertes Männchen der Glockenblumen-Scherenbiene (Chelostoma rapunculi) in der Seitenansicht.

  • Ein präpariertes Weibchen der Glockenblumen-Scherenbiene (Chelostoma rapunculi) in der Seitenansicht.

  • Ein Weibchen der Glockenblumen-Scherenbiene (Chelostoma rapunculi) in einer Natternkopfblüte (Echium vulgare).

Credit und Copyright:

Bild 1 / Titelbild: Line Sabroe / CC BY 2.0 / Link zum Original

Bild 2: USGS Bee Inventory and Monitoring Lab / Public Domain / Link zum Original

Bild 3: USGS Bee Inventory and Monitoring Lab / Public Domain / Link zum Original

Bild 4: Martin Künast

Biologie der Glockenblumen-Scherenbiene (Chelostoma rapunculi)

  • Familie

    Megachilidae (Bauchsammlerbienen)

  • Körpergröße

    8-10 Millimeter

  • Flugzeit

    Mai bis Ende August

  • Verbreitung

    In Deutschland und Mitteleuropa weit verbreitet und häufig.

  • Nistweise

    Die Art findet ihren Lebensraum in Streuobst- und Magerwiesen, an Waldrändern und –lichtungen, aber auch im Siedlungsbereich in größeren Parkanlagen oder Gärten. Die Weibchen der Glockenblumen-Scherenbiene nutzen vorhandene Hohlräume in Totholzstrukturen oder Stängeln. In den Nestern werden eine bis sechs Brutzellen linienförmig hintereinander angelegt. Wie bei der Schwesterart Chelostoma florisomne bestehen die Zellzwischenwände und der Nestverschluss aus einem Mörtelgemisch, den die Biene aus Lehm und Sand, gemischt mit Nektar und Speichel, herstellt. Charakteristisch für die Art beim Nestbau ist, ähnlich wie bei C. florisomne, dass in den Nestverschluss kleine Steinchen mit eingearbeitet werden, die ihn steinhart werden lassen und so die Brut vor Räubern schützen.

  • Ernährung

    Die Glockenblumen-Scherenbiene sammelt Pollen nur auf Glockenblumengewächsen und nah verwandten Gattungen. Am Ende der Seite finden Sie eine Tabelle mit den Pflanzenarten, die als Pollenquelle für die Art nachgewiesen wurden.

  • Kuckucksbienen

    Keine. Die Düsterbienenart Stelis minima und die Keulhornwespen Sapyga quinquepuncta sowie S. similis sind regelmäßige Brutparasiten bei der Art.

  • Gefährdung und Schutz

    Die Art kommt in geeigneten Lebensräumen häufig vor und ist daher in Deutschland nicht gefährdet. Glockenblumen-Scherenbienen sind Teilsiedler, die Nistgelegenheiten und die Futterplätze liegen häufig räumlich voneinander getrennt. Da die Art nur recht geringe Distanzen zurücklegt, ist ein enger Verbund der Teillebensräume, mit einem ausreichend hohem Angebot an Nistplätzen und Glockenblumen-Beständen, wichtig. Der Erhalt von Totholzstrukturen, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Siedlungsbereiches und die Förderung von Wildblumenwiesen spielen dabei eine ausschlaggebende Rolle.

Was können Sie tun?

Glockenblumen-Scherenbienen sind, wie der Name bereits verrät, abhängig von ausreichenden Beständen ihrer Nahrungspflanze, den Glockenblumen. Ohne diese Pflanzenfamilie kann die Art ein Biotop nicht besiedeln. Doch auch viele andere Wildbienenarten sind ähnlich streng spezialisiert und abhängig von einer Vielzahl an verschiedenen Pflanzenarten und –familien. Das zeigt die Bedeutung einer vielfältigen Grünflächen- und Gartengestaltung mit einer möglichst hohen Artenvielfalt an vorhandenen Pflanzen, um möglichst vielen Wildbienenarten Nahrungspflanzen zu bieten. Öffentliche Grünflächen sollten möglichst bunt und nicht nur grün sein. Dafür setzen wir uns in unserem Projekt durch die Anlage von artenreichen Wildblumenwiesen ein. In der Stadt bilden aber Gärten ebenfalls einen großen und wichtigen Teil der innerstädtischen Vegetation. Sie sollten daher möglichst vielfältig und strukturreich gestaltet sein. Hier finden Sie eine Auswahl geeigneter Nahrungspflanzen für Wildbienen.

Pflanzenarten, die für die Glockenblumen-Scherenbiene als Pollenquelle nachgewiesen wurden:
FamilieDeutscher NameBotanischer Name
GlockenblumengewächseRundblättrige GlockenblumeCampanula rotundifolia
Nesselblättrige GlockenblumeCampanula trachelium
Pfirsichblättrige GlockenblumeCampanula persicifolia
Knäuel-GlockenblumeCampanula glomerata
Borstige GlockenblumeCampanula cericaria
Breitblättrige GlockenblumeCampanula latifolia
Dalmatiner Polster-GlockenblumeCampanula portenschlagiana
Hängepolster-GlockenblumeCampanula poscharskyana
Stern-GlockenblumeCampanula isophylla
Grasblättrige BecherglockeEdraianthus graminifolius