Wildbiene des Monats Juni 2021: Die Große Spiralhornbiene

Der Juni vertreibt das regnerische Mai-Wetter, der üppige Regen hat aber die Winden zahlreich zur Blüte gebracht. Damit sind die Voraussetzungen für unsere Wildbiene des Monats ideal. Die Große Spiralhornbiene zählt zu den seltensten und auch merkwürdigsten Wildbienenarten in Deutschland. Ihren Namen verdankt die Art ihrem wesentlichen Erkennungsmerkmal, den auffällig spiralförmig zusammengerollten Fühlern, die allerdings nur die Männchen aufweisen. Bei den Weibchen sind die Fühler am Ende keulenförmig verdickt. Die etwa honigbienengroßen Wildbienen sind vollständig dunkel gefärbt. Ihr Kopf ist im Verhältnis zum restlichen Körper sehr klein, wodurch die Biene merkwürdig unproportioniert wirkt. In Deutschland kommt neben der Großen Spiralhornbiene noch eine weitere Art der Gattung vor, die kleine Spiralhornbiene.

Wissenswertes: Die Kleine Spiralhornbiene sieht der Großen Spiralhornbiene  zum Verwechseln ähnlich, ist allerdings etwas kleiner. Sie kommt in Deutschland aktuell nur noch in Thüringen und Berlin sowie Brandenburg vor. Dort besiedelt sie vor allem sandige Böden. Ansonsten gleichen sich beide Arten in der Lebensweise.

Biologie der Großen Spiralhornbiene (Systropha planidens)

  • Familie

    Halictidae (Schmal- und Furchenbienen)

  • Körpergröße

    10 – 11 Millimeter

  • Flugzeit

    Ende Juni bis Juli/August

  • Verbreitung

    Die Art ist in Deutschland selten und auf das südliche Rheintal beschränkt. Dort kommt sie aktuell nur noch an ganz wenigen Standorten in Südbaden, Rheinland-Pfalz und Hessen vor.

  • Nistweise

    Die große Spiralhornbiene findet ihren Lebensraum in trockenwarmen Standorten, wie Weinberge, Brach- und Ruderalflächen und in extensiv genutzten Ackerlandschaften, wo sie vor allem auf Ackerbrachen oder am Rand extensiv bewirtschafteter Getreideäcker antrifft.

    Die Art nistet in selbstgegrabenen Gängen auf sonnenbeschienenen, vegetationsfreien oder spärlich bewachsenen Flächen. Diese können sowohl eben als auch stark abschüssig sein. An das Substrat stellt die Art keine besonderen Ansprüche, es werden sandige, löss- oder lehmhaltige, feinkörnige und sogar stärker verdichtete Substrate genutzt. Die Niströhre der großen Spiralhornbiene besteht aus einer Hauptröhre, die senkrecht je nach Nistsubstrat 20 – 65 Zentimeter in den Boden geht. Ab einer Tiefe von 6 – 30 Zentimeter beginnt die Röhre sich zu verzweigen. In regelmäßigen Abständen von wenigen Zentimetern führen kurze Seitengänge weg, die nur etwa einen bis eineinhalb Zentimeter tief sind und am Ende des Ganges eine einzelne Brutzelle beherbergen.

  • Ernährung

    Die Weibchen der großen Spiralhornbiene sind streng spezialisiert und sammeln ihren Pollen ausschließlich an Winden (Convulvus), bevorzugt an Ackerwinden (Convulvus arvensis).

    Eine Besonderheit beim Pollensammeln macht es im Gelände besonders einfach die bedrohten Spiralhornbienen zu erkennen. Sie stürzen sich kopfüber und mit hoher Geschwindigkeit in die Kelche der Winden und streifen dort in kürzester Zeit den Pollen ab und fliegen dann die nächste Blüte an. Dabei fällt gleich die nächste Besonderheit der Weibchen der Spiralhornbiene auf. Sie sammeln den Pollen nämlich als einzige Bienengattung in Mitteleuropa mit dem gesamten Hinterleib, der gefiedert behaart ist. Dadurch sehen die Bienen wie gepudert aus, da beinahe der gesamte Körper mit Pollen bedeckt ist.

  • Kuckucksbienen

    Die Kraftbiene Biastes brevicornis.

     

  • Gefährdung und Schutz

    Die große Spiralhornbiene gilt bundesweit als stark gefährdet (Kategorie 2).

    Die Art ist in Deutschland vor allem durch ihre Anpassung auf extensiv genutzte Acker- und Weinbergslandschaften im Rückgang begriffen und gefährdet. Nur dort finden sie die Pollenquelle Ackerwinde, ein klassisches Ackerunkraut, in Kombination mit vegetationsfreien trockenwarmen Böden. Maßnahmen zum Schutz der Großen Spiralhornbiene sollten daher auf den Erhalt solcher extensiv genutzten Ackerlandschaften, Brachen und vegetationsfreien Ackerränder abzielen.

Was können Sie tun?

Durch die zunehmende Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung werden „wertlose“ Bereiche, Randstreifen, Säume oder Brachen nicht mehr zugelassen. Dabei bieten genau diese Standorte vielen bedrohten Tier- und Pflanzenarten der offenen Agrarlandschaft Lebensraum. Das führt zu einem massiven Verlust dieser Arten. Die immer länger werdende Rote Liste gefährdeter Tier- und Pflanzenarten Deutschland dokumentiert diese Lebensraumverluste und den damit einhergehenden Artenschwund.

Doch dieses Problem existiert nicht nur in der Agrarlandschaft, auch im urbanen Raum oder im eigenen Garten fallen solche vegetationsfreien Bereiche häufig einer Ästhetik zum Opfer und werden durch Raseneinsaat oder ähnliches „verbessert“. Nicht nur die Große Spiralhornbiene nistet im Boden, auch ein großer Anteil der anderen Wildbienenarten gräbt sich ihr Nest selbst. Diese Arten können Sie leicht fördern, indem Sie Ihren Garten nicht ausschließlich danach bewerten wie er aussieht, sondern auch, welche Leistung er für unsere Insekten- und Tierwelt bringen kann. Alleine durch eine geeignete Pflanzenauswahl und das Zulassen solcher natürlichen Bereiche fördern Sie aktiv Wildbienen im eigenen Garten. Hier erfahren Sie mehr über eine wildbienenfreundliche Gartengestaltung.

Bildquellen

  • 1 Systropha planidens w: C. Schmid-Egger
  • 2 Systropha planidens w: C. Schmid-Egger
  • Habitat Systropha planidens: C. Schmid-Egger