Wildbiene des Monats Mai 2021: Die Zaunrüben-Sandbiene

Etwa zwei Drittel der heimischen Wildbienenarten sind beim Sammeln der Pollenversorgung für die Brut nicht wählerisch und verwenden viele verschiedene Pflanzenfamilien. Das restliche Drittel der Arten hingegen ist auf nur eine Pflanzenfamilie, -gattung oder sogar –art spezialisiert. Diese Spezialisierung nennt man Oligolektie. Ist die Spezialisierung besonders streng, spricht man von Monolektie. Unsere Wildbiene des Monats Mai, die Zaunrüben-Sandbiene, gehört, wie es der Name bereits vermuten lässt, zu den monolektischen Arten, denn sie sammelt ihren Pollen ausschließlich an der Zaunrübe (Bryonia). Im Jahr 2015 wurde die Zaunrüben-Sandbiene aus diesem Grund auch bereits vom Arbeitskreis Wildbienen-Kataster zur Biene des Jahres gewählt.

Im Gelände ist die Zaunrüben-Sandbiene leicht mit einer Honigbiene zu verwechseln. Die beiden Arten sind ähnlich groß und sehen für ungeübte Augen insgesamt recht ähnlich aus. Die Zaunrüben-Sandbiene hat ebenfalls einen bräunlich behaarten Brustteil und ein dunkles Hinterteil. Im Gegensatz zur Honigbiene ist die Zaunrüben-Sandbiene aber deutlich schlanker. Die ersten beiden Hinterleibssegmente der Zaunrüben-Sandbiene haben oftmals eine bräunlich rote Färbung, die von unauffällig braun bis leuchtend rot variiert. Da das aber bei der Honigbiene ebenfalls möglich sein kann, ist auch hier eine Verwechslung nicht auszuschließen. Eine eindeutige Unterscheidung gelingt über die auffällige Pollen-Sammelvorrichtung  an den Hinterbeinen der Weibchen der Zaunrüben-Sandbiene, die bei Honigbienen fehlt.

Credit und Copyright:

Bild 1, 2, 3: Christoph Künast (2013, 2015)

Biologie der Zaunrüben-Sandbiene (Andrena florea)

  • Körpergröße

    Weibchen 9-13 Millimeter

    Männchen 8-11 Millimeter

  • Flugzeit

    Anfang Mai bis Ende Juni.

  • Verbreitung

    Die Art ist in Süd- und Mitteleuropa und der südlichen Hälfte Deutschland weit verbreitet und stellenweise häufig. Aktuell gibt es auch erste Funde aus Norddeutschland, zum Beispiel aus Hamburg.

  • Nistweise

    Die Zaunrüben-Sandbiene findet ihren Lebensraum in offenen Landschaften, Waldrändern und Hecken, Ruderalstellen, Gärten und Parks. Im Siedlungsraum nistet sie gerne entlang von Wegen, Trampelpfaden und Spielplätzen. Ihr Vorkommen ist aber immer an das Vorhandensein der Zaunrübe gebunden.

    Ihre Nester legt die Art bevorzugt an vegetationsarmen oder –freien Bodenstellen in sandigem oder lehmigen und vorzugsweise verdichteten Boden an. Sie gräbt ihre Niströhren fünf bis zehn Zentimeter tief in das Substrat.

    Zaunrüben-Sandbienen nisten als kommunale Wildbienenart in Kolonien mit bis zu 100 Nestern. Während der heißen Mittagsstunden werden die Nesteingänge meist verschlossen, um sich vor der Hitze zu schützen.

  • Ernährung

    Die Art sammelt ihren Pollen und Nektar ausschließlich an der Zaunrübe, von der es in Mitteleuropa nur zwei Arten gibt. Die weiße Zaunrübe (Bryonia alba) und die Rotfrüchtige bzw. zweihäusige Zaunrübe (Bryonia dioica). Letztere ist in Deutschland häufiger zu finden und kommt in beiden Geschlechtern vor. Den eiweißreichen Pollen für die Brutversorgung können die Weibchen der Zaunrüben-Sandbiene nur an männlichen Blüten sammeln, während männliche und weibliche Zaunrüben-Sandbienen den Nektar zur eigenen Versorgung sowohl an den weiblichen als auch den männlichen Blüten trinken können.

  • Kuckucksbienen

    Keine. Die Wespenbienenart Nomada succincta wurde aber bereits häufiger an den Nesteingängen der Zaunrüben-Sandbiene beobachtet.

     

  • Gefährdung und Schutz

    Die Zaunrüben-Sandbiene ist in Deutschland nicht gefährdet. In Berlin wird sie aber auf der Vorwarnliste aufgeführt.

    Da die Art so streng auf ihre Pollenquelle spezialisiert ist, ist die lokale Verbreitung stark abhängig von Vorkommen der Zaunrübe. Nur in Lebensräumen, in denen die Zaunrübe in Kombination mit geeigneten Nistplätzen in ausreichender Zahl wächst, kann sich auch die Zaunrüben-Sandbiene ausbreiten. Schutzmaßnahmen zur Förderung der Art sollten daher immer darauf abzielen, geeignete Niststrukturen zu erhalten oder anzulegen sowie die Pollenquelle Zaunrübe im näheren Umfeld zu fördern.

Was können Sie tun?

Zaunrüben sind mit ihren grün-weißlichen Blüten eher unscheinbar und werden häufig als ungewünschter Aufwuchs entfernt. Dabei kann die anspruchslose Rankpflanze auch an ungenutzten Ecken im Garten angepflanzt werden. Optimal ist ein stickstoffreicher Standort, z.B. in der Nähe des Komposthaufens. Aber auch auf dem Balkon kann die Zaunrübe im Topf gepflanzt werden. Von der Zweihäusigen Zaunrübe sollten immer mehrere Pflanzen eingepflanzt oder ausgesät werden, um beide Geschlechter der Blüten anzubieten.

Im Garten sollten Sie außerden möglichst vegetationsarme oder –freie Bodenstellen zulassen. Selbst denkbar ungeeignete Stellen, z.B. entlang der Steinplatten eines Weges, bieten vielen bodenbewohnenden Wildbienenarten einen Nistplatz und sollten nicht aus ästhetischen Gründen ausgebessert werden. So können Sie nur durch das Zulassen von etwas Wildnis an einigen Stellen im Garten leicht eine ganze lokale Population fördern und deren Überleben sichern.

Hier erfahren Sie mehr darüber, wie Sie mit einfachen Maßnahmen Wildbienen und andere Bestäuber in Ihrem Garten fördern können.

VORSICHT! Alle Teile der Zaunrübe sind giftig. Besonders aber die Beeren, die unter keinen Umständen verzehrt werden sollten, da es sonst zu einer Vergiftung bis hin zum Tod führen kann! Bereits das Zerreiben der Beeren auf der Haut kann zu starken Reizungen führen.