Niststrukturen schaffen: Bedrohte Wildbienen

Wildbienenhotels sind weit verbreitet, aber viele erfüllen nicht die Mindeststandards für Besiedelung. Ein gut gestaltetes Hotel bietet im Frühjahr und Sommer ein lebhaftes Summen und Brummen.

Warum Wildbienen Hotels nutzen: Ein Blick auf ihre natürlichen Nistgewohnheiten

Was ist also beim Bau zu beachten? Um das zu verstehen, soll hier zuerst geschildert werden, warum Wildbienen und andere Hautflügler überhaupt ein solches Hotel nutzen. Etwa ein Drittel aller rund 600 deutschen Bienenarten nistet oberirdisch. Die Tiere nutzen dabei alle möglichen Hohlräume in Holz oder an anderen Stellen oder sie nagen ihre Nistgänge selbst in Mark oder Holz. Die meisten Arten nutzen jedoch vor allem eine natürliche Ressource, die verlassenen Fraß- und Ausschlupflöcher von holzbewohnenden Käfern und Holzwespen. Deren Larven entwickeln sich teilweise über Jahre in abgestorbenen Holzpartien von Bäumen. Nach der Verpuppung nagen die fertigen Käfer und Wespen in säuberlicher Kleinarbeit einen Gang ins Freie. Dieser Gang ist dann leer und wird, wie das in der Natur so üblich ist, von den Bienen umgehend recycelt. Streng genommen sind die Bienen also keine Hotelbesucher, sondern Hausbesetzer.

Ein Wildbienenhotel muss nicht unbedingt groß sein.

Tipps zur Gestaltung und Vermeidung häufiger Fehler

In diese Röhren legen sie bis zu 10 Brutzellen hintereinander. Die Bienen grenzen ihre Zellen mit Mörtelwänden voneinander ab, manche Mauer- und Blattschneiderbienen kleiden sie innen sogar mit Blatt- oder Blütenstücken aus. Dann fügen sie Pollen als Larvennahrung hinzu, legen ein Ei, verschließen die Zelle und verlassen das Nest. Ihre Larven entwickeln sich ganz alleine und schlüpfen erst im nächsten Jahr.

  • Tipp 1

    Verwenden Sie zum Bohren Holzstücke aus gut abgelagertem Laubholz (hartes Holz), welches weder reißt noch sich verzieht.

  • Tipp 2

    Bohren Sie zu gleichen Anteilen Löcher mit den Innendurchmessern von 2, 4, 6 und 8 Millimetern. Bohren Sie diese Löcher so tief wie es normale Holzbohrer zulassen. Bei den großen Durchmessern sollten es mindestens 8 Zentimeter sein. Die Löcher müssen hinten geschlossen bleiben (nicht durchbohren).

  • Tipp 3

    Achten Sie darauf, dass die Bohrlöcher und -kanten sauber gebohrt werden (frische Bohrer verwenden, langsam bohren), schmirgeln Sie die Eingänge sonst nach.

  • Tipp 4

    Stellen die Nisthölzer sonnenexponiert auf und richten Sie diese möglichst nach Süden oder Südosten aus. Ein Regenschutz ist sinnvoll.

  • Tipp 5

    Achten Sie auch bei Stängeln auf verschiedene Innendurchmesser, saubere Eingangslöcher und darauf, dass sie sonnenexponiert aufgestellt werden.

Da es den Bienen letztendlich egal ist, ob ein Käfer oder ein Mensch ihre Behausung fertigt, kann man diese Bienenfraktion sehr leicht in künstlichen Nistgelegenheiten ansiedeln. Doch damit es gelingt, muss einiges beachtet werden. Hauptfehler vieler Bienenhotels ist die unsaubere Bohrung der Löcher oder die Verwendung von zu weichem oder nicht abgelagertem Holz. Holzkäfer haben viel Zeit und kleine scharfe Kiefer, mit denen sie ein völlig glattes Loch mit einer sehr sauberen Kante in das Holz nagen. Beim flüchtigen Bohren in weiches, nicht abgelagerte Nadelholz entstehen unsaubere Löcher mit Splittern, die von den Tieren nicht besiedelt werden. Sie könnten dort ihre empfindlichen Flügel verletzten. Oder das Holz reisst und zerstört dabei die Brutröhren.

Natürliche „Nisthilfen“, Ausschlupflöcher von Prachtkäfern, in einem Kiefernstumpf.

Die zweite von Bienen häufig genutzte Nistressource sind hohle Stängel. Auch für diese gilt, dass sie saubere und splitterfreie Eingänge besitzen müssen. Hierfür eignen sich zum Beispiel Bambusröhrchen, Pflanzenstängel die man in der Natur sammelt oder Schilfmatten, die man bündeln und mit einer Säge auf etwa 20 bis 30 Zentimeter Länge stutzen kann. Da manche Wildbienenarten ihre Brutröhren auch selbst in frisches Mark nagen, kann man für diese Arten abgeschnittene Brombeer- oder Holunderstängel anbieten.

Mit Holz und hohlen sowie markgefüllten Stängeln hat man bereits alles zusammen, was es für ein Wildbienenhotel braucht. Diese Elemente lassen sich bündeln und entweder wie in einer Ferienanlage in kleinen Portionen im Garten verteilen oder in einem großen Hotel an einer Stelle bündeln. Ein stabil gebauter Holzrahmen mit Dach und Regalfächern dient dabei als Basis, in die man die Elemente stellen kann. Die Bienen lieben beides, versteckte kleine Apartments oder buntes Treiben in der Menge.

Stroh, Ziegelstücke, Tannenzapfen und dergleichen mehr haben nichts in einem Wildbienenhotel verloren. Sie werden von überhaupt keinen Tieren genutzt und sind reine Platzverschwendung.

Mit diesen Tipps wird Ihr Wildbienenhotel schon bald besiedelt werden und über viele Jahre funktionieren. Wichtig ist natürlich auch, dass das Hotel an einem sonnigen und trockenen Standort steht, die Tiere in der Umgebung Nahrung finden und die Hotels von reichlich Blüten umgeben sind. Denn was wäre ein Hotel ohne gutes Buffet?

Ein Weibchen der Gehörnten Mauerbiene (*Osmia cornuta*) beim Nestbau.
© Wildbienen