Extremer Rückgang auch bei Schwebfliegen nachgewiesen

Schwebfliegen sind wie Bienen Blütenbesucher, aber ihre Larven haben unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten. Einige Arten ernähren sich von toter organischer Substanz, während andere lebende Insekten jagen. Dadurch helfen die Larven, Schädlinge wie Blattläuse zu bekämpfen, während die erwachsenen Tiere zur Bestäubung von Blüten beitragen.

Massiver Rückgang der Schwebfliegenpopulationen: Neue Erkenntnisse aus dem Randecker Maar

Im Randecker Maar wurden vor 50 Jahren die ersten Untersuchungen zur Häufigkeit dieser nützlichen Insekten gemacht. Diese wurden in den letzten fünf Jahren wiederholt, um so Aussagen über den Rückgang der Schwebfliegen machen zu können. Gefunden hat das Forscherteam einen Rückgang von 85 – 97 % innerhalb dieser 50 Jahre.

Das Randecker Maar ist ein ehemaliger Vulkanschlot am Fuß der Schwäbischen Alb. Durch eine Öffnung hin zum Albvorland bildet sich eine Schneise für die Überquerung der Alb, da hier der Anstieg kontinuierlich erfolgt. Diese Schneise nutzen sowohl Vögel als auch wandernde Insekten gerne, um über die Schwäbische Alb zu fliegen. Deshalb wurde an dieser Stelle 1969 eine Forschungsstation für den Vogel- und Insektenzug gegründet. Die Ergebnisse der Insektenbeobachtungen liegen nun – 50 Jahre nach der ersten systematischen Erfassung – vor. Ins Leben gerufen wurde diese Erfassung, da im Sommer 1969 ganze Schwärme von Schwebfliegen den Himmeln verdunkelten. Auf die Beobachtungen der Schwebfliegen konzentriert sich auch der im September 2020 erschienene Artikel des Forscherteams.

Eine erwachsene Schwebfliege auf Vergissmeinnicht.

In Erfassungen von 1970 – 1974 wurden Maximalwerte von rund 10.000 Schwebfliegen pro Stunde gezählt, im Vergleichszeitraum 2014 – 2019 konnten nur rund 290 Individuen pro Stunde gezählt werden. Diese Zählungen wurden Ende Juli/Anfang August durchgeführt. Der Sommeranfang zeigte in den 70er Jahren die höchste Individuendichte und flachte dann im Verlauf des Sommers ab, bis sie Ende September/Anfang Oktober nur noch bei rund 1200 Individuen pro Stunde lagen. In den Jahren 2014-2019 blieben die Individuendichten über den Sommer in etwa gleich auf einem Niveau zwischen 200 und 300 Individuen pro Stunde.

Die Forschenden haben daraus den Rückgang der Schwebfliegen berechnet. Es ergab sich für Ende Juli/Anfang August ein Rückgang auf nur noch 3 % der Individuenzahl aus den 70ern. Für den Spätsommer ergab sich ein Rückgang auf nur noch 15 % der Individuenzahl aus den 70ern.

Zwei Schwebfliegen bei der Nahrungsaufnahme.

Dass besonders im Juli/August weniger Schwebfliegen zu beobachten waren erklären die Forschenden vor allem damit, dass zu dieser Zeit solche Schwebfliegen wandern, die sich als Larven räuberisch ernähren, also auf andere Insekten angewiesen sind. Der besondere Rückgang jener Schwebfliegenarten, die sich von z.B. Blattläusen o.ä. ernähren, kann laut Forschenden mit dem Pestizideinsatz und den daraus resultierenden geringen Beutetieren zusammenhängen.

Weiterhin berichten die Forschenden, dass auch die Anzahl und Menge an Laufkäfern, die Menge an Marienkäfern und die Anzahl an fliegenden Käfern abgenommen habe.

Abschließend stellen die Autoren fest, dass in Anbetracht der heute vorkommenden Insektenzahlen wohl niemand mehr an dieser Stelle eine Insektenforschungsstation errichten würde.

© Wildbienen