Hamburg brummt! 236 Wildbienenarten sind in unserer Hansestadt zuhause!

Der Rückgang der Insekten ist in aller Munde. Doch wie sieht es in Hamburg aus? Bislang ist nur sehr wenig darüber bekannt, welche Arten in der Hansestadt vorkommen. Das ändern wir! Seit 2016 sind wir dabei die 1. Rote Liste der Wildbienen und Wespen in Hamburg zu erstellen. Zeit für ein Zwischenergebnis: 236 Wildbienen- und 215 Wespenarten schwirren in Hamburg herum.

Städte sind auch für Wildbienen Lebensräume! Denn verglichen mit der Agrarlandschaft bieten sie viele Strukturen auf relativ engem Raum. Es gibt Brachflächen, Gärten, Parks, Bahntrassen – selbst auf dem Hamburger Flughafen finden Insekten abseits der betonierten Flächen einen idealen Lebensraum. Aber auch diese Vielfalt schwindet durch die zunehmende Bebauung von Freiflächen. Gemeinsam mit unseren Partner, wie dem Ohlsdorfer Friedhof, dem Hamburger Flughafen, dem Tierpark Hagenbeck oder der Stiftung Ausgleich Altenwerder, weisen wir Wildblumenflächen aus heimischen Saatgut aus, schaffen natürliche Nistmöglichkeiten für Wildbienen und informieren die Öffentlichkeit über die Lebensweise dieser faszinierenden Insekten. Bislang konnten wir knapp 90.000 Quadratmeter für Wildbienen gestalten. Dieses Jahr sollen nochmals 30.000 Quadratmeter zum Blühen gebracht werden. Unser Ziel: wir möchten dem Verlust etwas entgegensetzen und die Vielfalt der Wildbienenarten in Hamburg erhalten.

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Wildbienenarten wurden bislang nachgewiesen!

Doch noch wissen wir gar nicht, wie viele und vor allem welche Wildbienenarten in Hamburg leben. Deswegen haben wir es uns zum Ziel gesetzt, die 1. Rote Liste der Wildbienen- und Wespenfauna unserer Hansestadt zu erstellen. Eine große Aufgabe! Neben den Wildbienen erfassen wir bei dieser Gelegenheit auch gleich die Wespen. Warum? Sie eignen sich hervorragend, um in der Landschaftsplanung ergänzende Aussagen zu den Wildbienen zu treffen. Wenn wir von Wespen sprechen, denken wir meist an die sozialen Faltenwespen. Hier sind besonders die Deutsche Wespe und die Gewöhnliche Wespe (Vespula germanica und Vespula vulgaris) als Kuchenräuber und Konkurrenten am Grill gut bekannt. Neben den sozialen Faltenwespen gibt es jedoch die sehr viel artenreichere Gruppe der solitären Wespen. Wie die Wildbienen sind sie vor allem auf offene und warme Lebensräume angewiesen und treten artenreich z. B. in Stadtbrachen auf. Jährlich erfolgt nun die Erfassung der Wildbienen- und Wespenarten. 2020 soll dann die Rote Liste in der Schriftenreihe der Behörde für Umwelt und Energie erscheinen. Das 2016 gestartete Projekt wird von dem Wildbienenexperten Dr. Christian Schmid-Egger betreut und in Zusammenarbeit mit verschiedenen Projektpartnern, vor allem vom Zoologischen Institut sowie dem Centrum für Naturkunde der Universität Hamburg, durchgeführt.

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Wespenarten nennen Hamburg ihr zuhause!

Bislang wurden 236 Wildbienen- und 215 Wespenarten in unserer Hansestadt nachgewiesen. Auch dieses Jahr konnten wieder bemerkenswerte Arten gefangen werden. Zwei davon möchten wir Ihnen kurz vorstellen:

  • Gelbbindige Furchenbiene (Halictus scabiosae)

    Die Gelbbindige Furchenbiene kam in Deutschland ursprünglich nur in der  baden-württembergischen Oberrheinebene vor. Seit Mitte der 1990er Jahre hat die Wildbienenart stetig ihr Areal nach Norden und Osten erweitert. Mit dem aktuellen Nachweis in dem Naturschutzgebiet „Fischbecker Heide“ hat die Art einen weiteren Sprung nach Norden getan und kann in Kürze im gesamten norddeutschen Raum erwartet werden.

  • Wespenbiene (Nomada obscura) - Foto: Nomada spec.

    Die Vorfrühlings-Wespenbiene ist eine seltene parasitische Wildbiene, die bei der Rotschienen-Sandbiene (Andrena ruficrus) parasitiert. Der aktuelle Fund stammt aus dem Naturschutzgebiet Schnaakenmoor. Die Art wurde in Norddeutschland letztmalig 1933 in Schleswig Holstein gefunden, der Nachweis dieser Art stellt daher einen Wiederfund dieser höchst bemerkenswerten Art dar.