Wildbiene des Monats Juli 2023: Die Luzerne-Sägehornbiene

Wenn es um ihre Schlafplätze geht, sind Wildbienen oftmals sehr kreativ: Sie beißen sich an Pflanzenstängeln fest, schlafen in Hohlräumen oder machen es sich in Blüten gemütlich. Dann gibt es noch eine kleine Gruppe von Wildbienen, deren Männchen dafür bekannt sind, sich zu Dutzenden an Pflanzen zusammenzufinden, um hier sogenannte Schlafgemeinschaften zu bilden. Die Ironie dabei ist, dass Ihr Gattungsname Melitta den meisten Menschen zunächst als Kaffeemarke bekannt sein dürfte.

Der Deutsche Name „Sägehornbiene“ wirkt treffender, wenn man die charakteristischen, perlenschnurartig gesägten Fühler der Männchen betrachtet. Ansonsten erinnern die lediglich sechs in Deutschland vorkommenden Melitta-Arten äußerlich an Sand- oder Honigbienen, die sich jedoch an der Behaarung und Form der Beine unterscheiden.

Unsere Wildbienenart des Monats, die Luzerne-Sägehornbiene (Melitta leporina), hat eine gelbbräunliche Behaarung mit hellen Stellen an der Körperunterseite. Am schwarzen Hinterleib befinden sich auffällige Haarbinden, die bei den Weibchen relativ breit und gelbbraun und bei den Männchen schmaler und weißlich gefärbt sind. Die etwas größeren Weibchen sind Beinsammler und besitzen eine gelbliche Schienenbürste. Ihre Fühler sind durch eine helle, rotbraune Unterseite gekennzeichnet, während die der Männchen eher bräunlich ist.

  • Sägehornbiene im Anflug! Unsere Wildbiene des Monats Juli ist nicht selten im Siedlungsraum anzutreffen.

  • Sägehornbienen sind bis zu 13 Millimeter groß und haben helle Haarbinden am sonst dunklen Hinterleib. Hier sieht man ein Weibchen.

  • Eine Schlafgemeinschaft männlicher Sägehornbienen auf unserer Blühfläche an der Wernerstraße (Marzahn-Hellersdorf).

Credit und Copyright:

Bild 1: Sophie Lokatis / Deutsche Wildtier Stiftung

Bild 2 und Titelbild: Line Sabroe / CC BY 2.0 / Flickr

Bild 3: Anja Proske / Deutsche Wildtier Stiftung

Biologie der Luzerne-Sägehornbiene (Melitta leporina)

  • Familie

    Melittidae

  • Körpergröße

    Die Weibchen erreichen eine Körperlänge von 11 bis 13 Millimetern, die Männchen sind mit 10 bis 11 Millimetern etwas kleiner.

  • Flugzeit

    Die Flugzeit reicht von Juli bis August (Männchen) beziehungsweise bis Ende September (Weibchen). Die Art bringt eine Generation im Jahr hervor (univoltin).

  • Verbreitung

    Die Luzerne-Sägehornbiene ist in ganz Deutschland anzutreffen, vor allem in Höhenlagen unter 500 Metern über dem Meeresspiegel. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Südeuropa bis nach Süd-Finnland und von Großbritannien bis zum Kaukasus. Die früher häufige Art nimmt derzeit in ihrem Bestand ab, wobei sie auf Ackerbrachen aber auch Innenstädten wie Berlin mit großen Luzernebeständen stellenweise immer noch häufig sein kann.

  • Nistweise

    Der Lebensraum der wärmeliebenden Art umfasst Trockenhänge, Sand-, Kies- oder Lehmgruben, Hochwasserdämme, Böschungen, Brachen und Rudertalflächen. Dazu besiedelt sie natürlich auch Luzernefelder. Auch im Siedlungsraum ist sie häufig anzutreffen

    Im Juli fliegen die Männchen an so genannten Futterplatzbahnen (zum Beispiel am Rand von Luzernefeldern) auf der Suche nach Weibchen ab. Sobald die Paarung stattgefunden hat, beginnen die Weibchen mit dem Nestbau im sandigem bis lehmigen Boden. Häufig findet man die Nesteingänge der solitären Bienen am Ansatz von Grasbüscheln. Die Weibchen graben einen senkrechten, etwa zehn Zentimeter langen Hauptgang von dem sich rechtwinklig bis zu 15 kürzere Seitengänge befinden. Hier liegt jeweils eine waagerechte Brutzelle mit wachsartig überzogenen Innenwänden. Jede Brutzelle wird außerdem mit Proviant gefüllt, welcher aus mit Nektar verklebtem Pollen von Luzerne oder anderen Schmetterlingsblütlern besteht. Die Larven überwintern, im Juli des Folgejahres schlüpfen die ausgewachsenen Bienen.

  • Ernährung

    Die Weibchen sammeln den Pollen für ihre Nachkommen ausschließlich an Schmetterlingsblütlern (Fabaceae) und bevorzugen hierbei Luzerne (Medicago sativa). Der Pollen wird mit Nektar angefeuchtet und in das Nest eingebracht.

  • Kuckucksbienen

    Als einzige Kuckucksbiene ist die Wespenbiene Nomada flavopicta bekannt.

     

  • Gefährdung und Schutz

    Die Art ist mäßig häufig und in der Roten Liste nicht als gefährdet eingestuft. Allerdings wurden in den letzten Jahrzenten vermehrt Bestandsrückgänge verzeichnet, die vermutlich mit dem Rückgang des Luzerneanbaus als Futtermittel und der Intensivierung der Landbewirtschaftung (Lebensraumverlust) einhergehen. Doch zum Beispiel in Innenstädten mit Luzernebeständen auf Brachen wird die Art derzeit eher häufiger.

Was können Sie tun?

Um die Luzerne-Sägehornbiene zu fördern, sollten potentielle Nistplätze wie trockenwarme Brachen, Ruderalflächen und Dämme, sowie Sand-, Kies- und Lehmgruben im Agrarland sowie im Siedlungsraum möglichst erhalten und nicht kultiviert geschützt werden. Im eigenen Garten können vegetationsarme Stellen belassen oder neu geschaffen werden. Nahrungspflanzen wie Luzerne und Klee sollten vor allem während der Blütezeit nicht gemäht werden, um der Art sowie zahlreichen anderen Bestäubern ausreichend Pollen und Nektar anzubieten.