Wildbiene des Monats April 2021: Die Pracht-Trauerbiene

Die steigenden Temperaturen locken immer mehr Wildbienen aus ihren Nestern. Doch manchmal schlüpft gar nicht die Wildbienenart, die das Nest angelegt hat, sondern eine ganz andere. Wie ist das möglich? Auch bei den Wildbienen gibt es parasitische Arten, die ähnlich wie bei den Vögeln der Kuckuck ihr Ei in ein fremdes Nest schmuggeln und von der Wirtsart großziehen lassen. Diese Arten nennt man „Kuckucksbienen“, Brut- oder Futterparasiten. Unsere Wildbiene des Monats, die Pracht-Trauerbiene, ist eine dieser Arten. Sie gehört zu den Parasitoiden, die ihren Wirt töten bzw. diesen verhungern lassen, während parasitische Arten ihren Wirt am Leben lassen.

Die Pracht-Trauerbiene ist durch ihre Körpergröße sowie die namensgebende schwarze Färbung mit auffälligen weißen Haarflecken deutlich zu erkennen. Von der einzigen weiteren in Deutschland vorkommenden Schwesterart Melecta albifrons ist sie auch im Gelände gut zu unterscheiden, da diese eine größtenteils braune Behaarung aufweist.

Credit und Copyright:

Bild 1, 2, 3: Christian Schmidd-Egger (o.J.)

Biologie der Pracht-Trauerbiene (Melecta luctuosa)

  • Körpergröße

    12 – 14 Millimeter

  • Flugzeit

    April bis Ende Juni / Anfang Juli

  • Verbreitung

    Die Art ist in Europa und Deutschland weit verbreitet, aber stark im Rückgang begriffen und inzwischen sehr selten.

  • Nistweise

    Die Pracht-Trauberbiene ist ein Brutparasitoid. Sie legt ihre Eier in bereits fertig gestellte Nester von Pelzbienen (Anthophora). Im Gegensatz zu den meisten parasitoiden Wildbienenarten, die in das noch offen stehende Nest eindringen, bricht die Art die bereits verschlossenen Brutzellen des Wirtes auf und verschließt sie nach der erfolgreichen Eiablage wieder mit Erde und körpereigenem Sekret.

    Die Larve der Pracht-Trauerbiene saugt das Wirtsei aus und ernährt sich anschließend von ihrem Pollenvorrat. Bis zum Schlupf überwintert die Art als bereits voll entwickelte Biene.

    Die Pracht-Trauerbiene findet ihren Lebensraum überall dort, wo ihr Wirt vorkommt. In Steilwänden aus Lehm und Löss, Sand-, Kies- und Lehmgruben, Abbruchkanten und Hohlwegen. Im Siedlungsraum ist sie auch an Trockenmauern anzutreffen.

  • Ernährung

    Erwachsene Pracht-Trauerbienen ernähren sich wie alle anderen Wildbienenarten von Nektar. Dabei ist sie nicht auf bestimmte Pflanzenfamilien oder –arten spezialisiert. Sie nutzt aber bevorzugt Lippenblütler (Lamiaceae) und Raublattgewächse (Boraginaceae).

    Die Weibchen der Pracht-Trauerbienen sammeln wie alle Brutparasitoiden keinen Pollen und verfügen deswegen auch nicht über Vorrichtungen für den Pollentransport. Im Mittelmeerraum erfolgt die Bestäubung von Orchideen (Ophrys) durch die Männchen der Trauerbiene. Die Blüten der Orchideen imitieren Aussehen und Geruch von Trauerbienen-Weibchen. Versucht ein Männchen sich mit der Blüte zu paaren, wird ihm ein Pollenpaket angeheftet, das es anschließend zu weiteren Blüten trägt.

  • Wirtsbienen

    Die Pelzbienenarten Antophora aestevalis, A. crinipes, A. plagiata, A. retusa. Möglicherweise auch A. fulvitarsis.

  • Gefährdung und Schutz

    Die Art ist in Deutschland auf der Roten Liste in Kategorie 3 aufgeführt und gilt somit als gefährdet. Die Wirtsbienen der Art gelten aber ebenfalls als gefährdet oder verschollen, wodurch die Ausbreitung der Pracht-Trauerbiene eingeschränkt wird. Schutzmaßnahmen sollten daher immer auf die Verbesserung der Lebensbedingungen für die Wirtsbienenarten abzielen.

Was können Sie tun?

Parasitische Bienen sind vollkommen abhängig von ihren Wirten. Verschlechtern sich die Lebensbedingungen einer Wirtsbienenart, wirkt sich das unmittelbar auch auf die zugehörigen Kuckucksbienen aus. Die Auswirkungen auf die Biodiversität, die durch den Verlust oder die Verschlechterung von Lebensräumen verursacht wird, sind daher meist noch um ein Vielfaches größer, als zuerst vermutet. Vorhandene Lebensräume sollten daher unbedingt erhalten und zu einem guten Zustand überführt werden. Grünanlagen und Gärten sollten möglichst vielfältig und abwechslungsreich gestaltet werden, um einer Vielzahl an Arten gute Lebensbedingungen in Form von Nahrung und Nistplätzen zu bieten. Hier erfahren Sie mehr darüber, wie Sie Ihren Garten wildbienenfreundlich gestalten können.