Wildbiene des Monats Mai 2020: Die Hahnenfuß-Scherenbiene (Chelostoma florisomne)

Die Eisheiligen sind vorbei und die Temperaturen steigen wieder weiter an. Immer mehr Blüten öffnen nach und nach ihre Köpfe und strecken sie der Sonne entgegen. So auch der Hahnenfuß, der vielen auch als Butterblume bekannt sein dürfte. Während die gelben Blüten für uns Menschen nur schön anzusehen sind, bilden sie für unsere Wildbiene des Monats Mai die Lebensgrundlage. Denn die Hahnenfuß-Scherenbiene gehört zu den oligolektischen Arten. Das bedeutet, dass sie zur Aufnahme von Pollen nur auf eine einzige Pflanzengattung spezialisiert ist. In diesem Fall, wie es der Name der Art schon verrät, auf die Gattung Hahnenfuß (Ranunculus). Ihrem Namen Hahnenfuß-Scherenbiene wird die Art außerdem dadurch gerecht, dass Männchen gelegentlich auch in den Blüten schlafen.

Die Männchen erkennt man an den sägeförmigen Fühlern und dem halbkreisförmig ausgeschnittenen letzten Hinterleibssegment, das in zwei abgestutzte Fortsätze ausläuft. Die Weibchen lassen sich an den langen, schmalen Oberkiefern, der aufrechten Lamelle am Vorderrand des Kopfschildes sowie der langgestreckten Körperform erkennen. Diese macht sie unter den Arten am Wildbienenhotel unverwechselbar.

1. Ein Weibchen der Hahnenfuß-Scherenbiene (Chelostoma florisomne) im Anflug auf das Nest, die Bauchbürste gefüllt mit Pollen der Futterpflanze Hahnenfuß; Credit: Juniors Bildarchiv GmbH / Alamy Stock Photo;

2. Ein Weibchen der Hahnenfuß-Scherenbiene (Chelostoma florisomne) verschließt ihr Nest und arbeitet kleine Steinchen ein, die den Verschluss besonders fest machen; Credit: Richard Becker / Alamy Stock Photo;

3. Ein Weibchen der Hahnenfuß-Scherenbiene (Chelostoma Florisomne) überrascht in ihrem Nest die parasitische Keulenwespe (Sapyga clavicornis); Credit: Klaus Steinkamp / Alamy Stock Photo

Biologie der Hahnenfuß-Scherenbiene (Chelostoma florisomne)

  • Körpergröße

    8 – 10 Millimeter

  • Flugzeit

    Anfang Mai bis Ende Juni

  • Verbreitung

    Die Hahnenfuß-Scherenbiene ist in ganz Deutschland und Europa verbreitet, fehlt aber im hohen Norden Europas.

  • Nistweise

    Die Art findet ihren Lebensraum an Waldrändern, Lichtungen und Streuobstwiesen,  wo sie bevorzugt in pflanzlichem Substrat nistet. Als Hohlraumbewohner legt die Hahnenfuß-Scherenbiene ihre Niströhren in bestehenden Öffnungen in Totholz oder hohlen Pflanzenstängeln an. Im Siedlungsraum kommt die Art ebenfalls vor, dort besiedelt sie neben wurmstichigen Brettern, Balken und Pfählen, auch Schilfmatten, reetgedeckte Dächer und gelegentlich auch Löcher in Mauern und Ziegelsteinen. Der bevorzugte Innendurchmesser der Niströhren beträgt 3,5 Millimeter. Die Nester enthalten meist zwei bis drei Brutzellen, in Schilfhalmen können es bis zu acht werden. Der Nestverschluss der Art ist besonders charakteristisch, da die Hahnenfuß-Scherenbiene in den noch weichen Mörtel kleine Steine eindrückt, die den Verschluss steinhart werden lassen. Da zusätzlich Nektar in die Nestverschlüsse beigemischt wird, verpilzen diese über den Winter. Durch die dunkel gefärbte Verpilzung um die Niströhren lässt sich die Art auch im Winter gut erkennen. Männchen schlafen gelegentlich in den Blüten der Futterpflanzen.

  • Ernährung

    Die Art sammelt Pollen nur auf Pflanzen der Gattung Hahnenfuß (Ranunculus). Am Ende der Seite finden Sie eine Tabelle mit den Pflanzenarten, die als Pollenquellen für die Art nachgewiesen wurden.

  • Kuckucksbienen (Parasitäre Bienen)

    Keine; Die Keulenwespenart Sapyga clavicornis parasitiert dagegen regelmäßig bei der Art

  • Gefährdung und Schutz

    Die Art kommt in geeigneten Lebensräumen häufig vor und ist daher in Deutschland nicht gefährdet. Hahnenfuß-Scherenbienen sind Teilsiedler, die Nistgelegenheiten und die Futterplätze liegen häufig räumlich voneinander getrennt. Da die Art nur recht geringe Distanzen zurücklegt, ist ein enger Verbund der Teillebensräume, mit einem ausreichend hohem Angebot an Nistplätzen und Hahnenfuß-Beständen, wichtig. Der Erhalt von Totholzstrukturen, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Siedlungsbereiches und die Förderung von Wildblumenwiesen spielen dabei eine ausschlaggebende Rolle.

Was können Sie tun?

Mit einer entsprechenden Gartengestaltung können Sie die Hahnenfuß-Scherenbiene fördern. Hahnenfuß, oder Butterblume, wie er auch genannt wird, kommt in vielen Gärten vor, die frische bis feuchte Bereiche aufweisen. Von Teichrändern und Bachläufen aus verbreitet sich der Hahnenfuß auch gerne über Samen und Ausläufer in angrenzende Rasenflächen. Verzichten Sie daher auf häufiges Mähen und entwickeln Sie den Rasen hin zu einer Blumenwiese.

Wie andere Hohlraumbewohner ist die Hahnenfuß-Scherenbiene vom Vorhandensein bestehender Nistmöglichkeiten abhängig. Totholz sollte deswegen bis zur vollständigen Verrottung im Garten verbleiben, möglichst an einer regengeschützten und gut besonnten Stelle. Die Art lässt sich auch erfolgreich mit Nisthilfen im Garten oder sogar auf dem Balkon ansiedeln, wenn ausreichend Futterpflanzen im näheren Umfeld vorhanden sind.

Die Pflanzenarten, die für die Hahnenfuß-Scherenbiene als Pollenquelle nachgewiesen wurden
FamilieDeutscher NameBotanischer Name
HahnenfußgewächseScharfer HahnenfußRanunculus acris
Knolliger HahnenfußRanunculus bulbosus
Kriechender HahnenfußRanunculus repens
Wolliger HahnenfußRanunculus lanuginosus