Mit dem Beginn der Wildbienen-Saison eröffnen wir auf unserer Projektseite eine neue Kategorie: Zukünftig stellen wir mit der Wildbiene des Monats immer eine Wildbienenart vor, die in dem jeweiligen Zeitraum fliegt. Dazu gibt es nützliche Informationen zur Biologie der Arten, welche Pflanzen sie als Pollenquelle nutzen und mehr…

Wildbiene des Monats April 2020: Die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta)

Der Frühling beginnt, die Temperaturen steigen wieder und die Sonne lockt die ersten Wildbienenarten aus ihren Verstecken. Zu den Ersten gehört die Gehörnte Mauerbiene, die meist gleichzeitig mit dem Aufblühen des Blausterns (Scilla) ihre Flugzeit beginnt. Wie bei allen Wildbienen schlüpfen zuerst die Männchen, die man an ihrem weiß behaarten Gesicht und den vergleichsweise langen Fühlern erkennen kann. Kurz darauf schlüpfen auch die Weibchen, die man an der schwarzen Behaarung an Kopf und Brust, der rostroten Behaarung des Hinterlaibes und dem Kopfschild mit zwei langen Hörnern erkennt. Im folgenden Video gibt Artenschutzreferentin Stella Weweler aufschlussreiche Fakten zur Gehörnten Mauerbiene und Nisthilfen.

Film: Liane Danneberg, Schnitt & Ton Stella Weweler

Biologie der Gehörnten Mauerbiene (Osmia cornuta)

  • Körpergröße

    10 – 15 Millimeter

  • Flugzeit

    Anfang März bis Anfang Mai

  • Verbreitung

    Die Gehörnte Mauerbiene ist inzwischen in ganz Deutschland verbreitet, kam aber ursprünglich nur in der Südhälfte des Landes vor. Durch den Handel mit Mauerbienen-Kokons wurde die Biene auch in Gebiete gebracht, in denen sie natürlicherweise nicht vorkam.

  • Nistweise

    Die Art nistet in vorhandenen Hohlräumen: Mauerritzen, Löcher im Wandverputz, Fensterrahmen, Vertiefungen in Steinen oder alte Nisthöhlen anderer Wildbienen. Im Siedlungsbereich findet sie durch das günstige Kleinklima und das meist reiche Angebot an Frühblühern günstige Bedingungen. Dort wählt sie fast ausschließlich großflächige, besonnte Strukturen, besonders Hauswände. Außerhalb des Siedlungsraumes nistet sie ausschließlich an sonnenexponierten Löss- und Lehmwänden. Nisthilfen werden gerne angenommen, wenn diese unmittelbar an einer Hauswand oder anderen größeren Flächen angebracht sind. Der bevorzugte Innendurchmesser der Bruthöhlen beträgt acht bis neun Millimeter, sie besiedeln Bruthöhlen bis zu einer Länge von 25 Zentimetern.

  • Ernährung

    Nicht auf bestimmte Pollenquellen spezialisiert. Als Nahrungsgeneralist nutzt die Art jede verfügbare Nektar- und Pollenquelle. Am Ende der Seite finden Sie eine Tabelle mit den Pflanzenarten, die als Pollenquellen nachgewiesen wurden.

    Wenn die Nahrungspflanze in unmittelbarer Umgebung der Nistplätze eine hohe Blütendichte erreicht, verhalten sich die Weibchen der Gehörnten Mauerbiene meist blütentreu. In einigen Ländern wird die Art aufgrund ihrer guten Bestäubungsleistung zusammen mir der Roten Mauerbiene (Osmia bicornis) in Mandel- und Obstplantagen eingesetzt. In Deutschland findet dieser Einsatz zum Beispiel am Bodensee sowie im Alten Land bei Hamburg statt.

  • Kuckucksbienen (Parasitäre Bienen)

    Keine

  • Gefährdung und Schutz

    Als Generalist sowohl bei der Nahrung als auch bei der Wahl der Nistgelegenheiten, ist die Art in Deutschland nicht gefährdet. Durch das Bereitstellen von Nisthilfen und einem hohen Angebot an frühblühenden Pflanzen lässt sich die Art leicht fördern, der Bestand ist davon aber nicht abhängig.

Die friedfertige Gehörnte Mauerbiene eignet sich durch ihre auffällige Größe und Färbung besonders gut zur Ansiedlung in einem Wildbienenhotel oder einer Nisthilfe. Durch die geringen Ansprüche ist eine Besiedlung schnell und einfach möglich. Die Art eignet sich deswegen besonders für die pädagogische Arbeit mit Kindern. Durch den Handel mit Kokons hat sich die Art viel weiter verbreitet, als sie es natürlicherweise vermutlich getan hätte. Das kann sich im schlimmsten Fall negativ auf die Artenvielfalt in einzelnen Gebieten auswirken, da die Gehörnte Mauerbiene bei zu großen Beständen andere Arten verdrängt. Daher sollte man keine Wildbienen-Kokons kaufen! Mit ein wenig Geduld in der richtigen Jahreszeit werden sich die Nisthilfen nach und nach auf natürliche Weise füllen, vorausgesetzt sie befinden sich an einem sonnenexponierten, trockenen Standort.

Die Pflanzenarten, die für die Gehörnte Mauerbiene als Pollenquelle nachgewiesen wurden
FamilieDeutscher NameBotanischer Name
AhorngewächseSpitz-AhornAcer platanoides
Berg-AhornAcer pseudoplatanus
Feld-AhornAcer campestre
StechpalmenStechpalmeIlex aquifolium

SpargelgewächseMoschus-TraubenhyazinteMuscaria racemosum
Nickender BlausternScilla siberica
KorbblütlerWiesen-LöwenzahnTaraxacum officinale
BerberitzengewächseSockenblumeEpimedium pinnatum
KreuzblütlerRapsBrassica napus
HülsenfrüchtlerRoter WiesenkleeTrifolium pratense
WeißkleeTrifolium repens
BuchengewächseEichenQuercus spec.
LiliengewächseGarten-TulpenTulipa spec.
MohngewächseHohler LerchenspornCorydalis cava
Fester LerchenspornCorydalis solida
Gelber LerchenspornCorydalis lutea
PrimelgewächseHohe SchlüsselblumePrimula elatior
HahnenfußgewächseScharfer HahnenfußRanunculus acris
Knolliger HahnenfußRanunculus bulbosus
Kriechender HahnenfußRanunculus repens
RosengewächseSchlehePrunus spinosa
AprikosePrunus armeniaca
SauerkirschePrunus cerasus
PfirsichPrunus persica
MandelPrunus dulcis
KirschpflaumePrunus cerasifera
LorbeerkirschePrunus laurocerasus
Japanische ZierkirschePrunus subhirtella, Prunus serratula
Garten-BirnePyrus communis
Garten-ApfelMalus domestica
Eingriffliger WeißdornCrataegus monogyna
WeidengewächseSal-WeideSalix caprea
Purpur-WeideSalix purpurea