Willkommen im Wildbienenhotel

Der Name passt nur bedingt: In einem Wildbienenhotel checken Wildbienen weder ein, um sich zu entspannen, noch ist ihr Aufenthalt von kurzer Dauer. Stattdessen wird hier hart gearbeitet: Die Wildbienenweibchen bauen Nestkammern, tragen Blütenpollen und Nektar für ihren Nachwuchs ein, mörteln Wände und manche Arten tapezieren sogar (so etwa Blattschneiderbienen, die ihre Nester mit kreisrunden Blätterteilen auskleiden). Auch wenn manche Wildbienen dann auch tatsächlich hier übernachten – ein Wildbienenhotel ist vor allem eine künstliche Nisthilfe.

Was diese Einrichtung aber mit einem Hotel gemein hat: Stimmen Lage, Ausstattung oder Sauberkeit nicht, wird die Unterkunft nicht gebucht. Und auch das Buffett sollte gut bestückt sein – es muss reichlich Nahrung in der Nähe wachsen.

Ein Wildbienenhotel kommt daher vor allem im Garten, auf Blühwiesen und so manchem Balkon gut an. Neben oberirdisch nistenden Wildbienen profitieren auch einige Kuckucksbienenarten und andere Insekten, wie viele solitär lebende Wespenarten, von einer guten Nisthilfe. Mit den folgenden Tipps gelingt Ihnen die erfolgreiche Hoteleröffnung.

Schilfhalme oder Bamburröhrchen mit unterschiedlichen Durchmessern bieten einer großen Vielfalt an Wildbienen Nistplatzmöglichkeiten. © C. Schmid-Egger

Der perfekte Rahmen

Es besteht in der Regel aus einem Rahmen, der meist wie ein Regal gebaut wird – kann aber auch als kleinere Variante in Dosen und ähnlichem gebaut werden. Wichtig sind eine gute Befestigung oder Verankerung im Boden oder an Wänden, sowie ein Dach, welches Regen abweist.

In die Regalfächer werden verschiedene Nistelemente gestapelt und dort befestigt – in erster Linie Holz mit entsprechenden Bohrlöchern für die Nester und hohle sowie markhaltige Stängel.

Die perfekte Lage

Die Nisthilfe braucht einen sonnigen, trockenen, windgeschützten und warmen Platz. Am besten eignet sich ein Standort in südlicher Ausrichtung. In Bäumen hängende, beschattete oder frei hängende Nistelemente nehmen Bienen nicht an. Auch sollten sie in der Umgebung Nahrung finden können, das Hotel also von reichlich Blüten umgeben sein.

Die richtigen Materialien

Für ein Wildbienenhotel eignen sich Harthölzer mit Löchern, hohle Stängel oder Röhrchen sowie (vertikal angebrachte) markhaltige Stängel. Weichhölzer wie Kiefer und Fichte eignen sich nicht. Auch Stroh, Ziegelsteine, Tannenzapfen oder Kieselsteine haben in einem Wildbienenhotel nichts verloren, sind hier aber leider oft zu finden.

Holz

Nehmen Sie hartes, am besten gut abgelagertes Laubholz, das weder reißt, noch sich verzieht, wie zum Beispiel: Buche, Esche, Eiche oder Apfel. Vor allem Stammholz, das beim Fällen alter Obstbäume anfällt, ist gut geeignet. Ist das Holz bereits trocken oder tot, können Sie es sofort verwenden. Frisches Holz sollte einige Zeit abgelagert werden, damit es austrocknet und sich die Bohrlöcher nicht verziehen oder reißen.

Hohle Stängel

Als hohle Stängel eignen sich Bambusrohre oder robuste Schilfmatten aus dem Baumarkt mit einem Innendurchmesser zwischen zwei und neun Millimetern. Wenn Sie  unterschiedliche Durchmesser verwenden, findet eine große Vielfalt an Wildbienen und anderen Insekten ein Zuhause. In den atmungsaktiven Schilfhalmen können sich Wildbienen in ihrer Wachstumsphase gut entwickeln. Auch Bambusröhrchen eignen sich sehr gut.

Markhaltige Stängel

Für Stängelnister eignen sich die markhaltigen Stängel von Brombeere, Holunder, Distel, Königskerze, Heckenrose, Klette, Beifuß und Karde. Damit die markhaltigen Stängel als Niststruktur von den Bienen erkannt werden, bringt man sie am besten vertikal an einem gut besonnten Zaun an – also eher nicht direkt in einem klassischen Wildbienenhotel.

Schon gewusst?

Wer checkt alles ein?

Neben Bienen siedeln vor allem Grab- und Faltenwespen im Wildbienenhotel. Andere Insektengruppen nutzen es höchstens zum Übernachten oder zum Überwintern. Eine Ausnahme bilden die zahlreichen Parasiten der eigentlichen Hotelbewohner, zu denen zum Beispiel Schlupf- oder Erzwespen gehören.

Das Holz richtig bohren

Wildbienen, die in Totholz nisten, sind eigentlich Hausbesetzer. Sie nutzen die alten Bohrlöcher (Ausschlupflöcher) von Holzkäfern oder Holzwespen in abgestorbenen Holzpartien. Diese Käfer bohren sich über Monate, zum Teil Jahre, vom Stamminneren waagerecht nach außen und hinterlassen ein sehr sauberes und nicht ausgefranstes Bohrloch – ideal für Wildbienen mit ihren zarten Flügeln, da sie hier kein Verletzungsrisiko eingehen. Mit einem Bohrer sind diese Löcher nicht so leicht zu imitieren. Folgende Tipps helfen Ihnen dabei:

Richtige Richtung und Tiefe

Am besten bohren Sie die Löcher von der Seite her leicht schräg nach oben durch die Rinde – und zwar so tief, wie der Bohrer lang ist, maximal 15 Zentimeter. Die Löcher müssen hinten geschlossen bleiben, also: nicht durchbohren.

Sauber bohren

Verwenden Sie frische Bohrer und bohren Sie langsam ins Holz. Sollten die Bohrlöcher ausfransen, schleifen Sie die Eingänge glatt, damit keine Splitter abstehen, an denen die Tiere ihre Flügel beschädigen könnten.

Durchmesser variieren

Bohren Sie Löcher mit unterschiedlichen Durchmessern von zwei bis neun Millimeter. Bohrgänge mit einem Durchmesser von vier bis sieben Millimeter werden übrigens am häufigsten genutzt.

Die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) ist ein häufiger Gast in Nisthilfen. © David Hablützel / Pixabay

Stängel clever schneiden

An den richtigen Stellen schneiden

Schneiden Sie die Stängel am besten auf eine Länge von 15 bis 20 Zentimeter. Damit die Niströhren am Ende geschlossen sind, müssen Sie diese lediglich hinter den verdickten Stellen mit einem scharfen Messer oder einer Feinsäge abschneiden.

Fransen vermeiden

Stängel, die vorne ausgefranst oder hinten offen sind, werden nicht besiedelt. Achten Sie daher auf saubere Schnitte und glätten bei harten Röhrchen mit Schleifpapier nach.

Regelmäßig erneuern

Erneuern oder reinigen Sie Röhrchen und Stängel alle paar Jahre, in der Regel werden sie nur wenige Male besiedelt.

Regelmäßig: Roomservice

Nach drei bis vier Jahren sind viele Nisthilfen verbraucht, das heißt: Sie wurden mehrfach genutzt und die Reste der alten Nester behindern neue Bienen bei der Nestanlage. Schauen Sie die Nisthilfen daher einmal im Jahr durch. Verbrauchte Nisthilfen erkennen Sie daran, dass die Nestverschlüsse auch im Winter zerstört sind. Intakte Nester mit einer Bienenlarve besitzen stets einen intakten Verschluss.

Vogelschutz

Wenn Vögel, wie etwa Meisen, damit beginnen, Nisthilfen aufzupicken und etwa Schilfstängel aus dem Hotel ziehen, sollten Sie die Nistwand in etwa fünf Zentimetern Abstand zu den Nesteingängen mit einem Gitter (Volieren- oder Kaninchendraht) abdecken.

Mit Schraubenzieher

Haben Niströhren viele zerbrochene oder nicht vollständig verschlossene Nestabschlüsse, sollten Sie diese nach zwei bis drei Jahren ersetzen oder mit einem spitzen Gegenstand wie einem Schraubenzieher oder einem Pfeifenreiniger reinigen. Ist die überwiegende Anzahl der Nestverschlüsse allerdings intakt, müssen Sie nichts unternehmen.

Stängel reinigen und ersetzen

Stängel aus harten Materialien (Bambus) sollten Sie reinigen, wenn der Anteil  zerstörter Nestverschlüsse überhandnimmt  (Sichtkontrolle im Winter). Stängel aus weichen Materialen immer dann ersetzen, wenn sie beginnen zu zerfasern.

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