Blauschwarze Holzbiene – die Wildbiene des Jahres 2024

„Wer Kenntnisse zu Arten und ihren Lebensräumen hat, versteht sie auch zu schätzen. Und nur wer etwas zu schätzen versteht, will es auch schützen.“

Beim Thema Wildbienen denken die meisten Bürgerinnen und Bürger erstmal an die domestizierte westliche Honigbiene (Apis mellifera), die allerdings taxonomisch nicht in die in Deutschland aus mehr als 600 Arten bestehende Wildbienengruppe einzuordnen ist. Aus diesem Grund hat das Kuratorium des Wildbienen-Katasters Baden-Württemberg (WBK) 2013 das Projekt „Wildbiene des Jahres“ ins Leben gerufen. Hierbei wird jedes Jahr eine besonders interessante Wildbienenart ausgewählt, die Bürgerinnen und Bürgern einen Einblick in die große Welt der teilweise sehr kleinen Geschöpfe geben soll.

Dieses Jahr konnte die Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea) das Rennen für sich entscheiden. Sie ist mit ihrer Größe von 20-30 Millimetern nicht nur unsere größte Wildbienenart Deutschlands, sondern gehört mit ihren schimmernd blauvioletten Flügeln auch zu einen der auffälligsten und schönsten Arten. Die im Vergleich zu den anderen in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten wahrhaft riesige Art kann beim Vorbeifliegen die ein oder andere Person durchaus erschrecken. Allerdings ist die Blauschwarze Holzbiene eine sanfte und ganz harmlose Riesin. Männchen und Weibchen sind für Wildbienenverhältnisse einfach zu unterscheiden. Die Männchen kann man an ihren S-förmig gebogenen Fühlerspitzen und den rot-gelb gefärbten vorletzten Gliedern erkennen.

Auch wenn X. violacea vor einigen Jahrzenten noch gar nicht in Deutschland vorkam, hat sich ihr Verbreitungsareal mittlerweile durch die Erwärmung des Klimas von Süden nach Norden in der ganzen Bundesrepublik ausgebreitet. Inzwischen wird die Verbreitung der Art als stellenweise häufig beschreiben, weswegen sie auch auf der Roten Liste Deutschlands als nicht gefährdet eingestuft ist.

Wie der Artname bereits verrät, nistet die Art in von Sonne beschienenem Totholz, in Zaunpfählen oder Holzbalken. Als Holzbienenart nagt sie ihre Brutröhren in Holz, wodurch teilweise meterlange Gänge entstehen können. Daher hält sich die Blauschwarze Holzbiene gerne in struktur- und totholzreichen Streuobstwiesen und Gärten auf, wo die Art bereits früh im Jahr zu beobachten ist, da sie an warmen und sonnigen Tagen bereits ab Februar fliegt. Obwohl sie Schmetterlings- und Lippenblütler präferiert, sammelt die Art aber insgesamt mindestens an zehn Pflanzenfamilien nachgewiesen den Pollen für die Brutversorgung.

Diese Wildbienenart hat zur Eigenversorgung einen zusätzlichen Trick auf Lager, falls Sie mit ihrer Zunge nicht an den Nektar einer Pflanze kommt. Sie beißt ein Loch in die Blütenwand, um an den Nektar zu kommen, wobei die Futterpflanze ihre Pollen nicht an die Biene anheften kann (Nektarraub).

  • Die Blauschwarze Holzbiene ist durch ihre Größe und blau schillernde, aber sonst vollständige schwarze Färbung leicht zu identifizieren.

  • Blauschwarze Holzbiene sitzt an einer Distel-Blüte.

  • Während ihres Blütenbesuchs haftet der Pollen an den feinen Haaren der Holzbiene.

  • Die Blauschwarze Holzbiene fliegt bereits ab April. Taubnesseln sind im Frühjahr eine gute Nektarquelle für frühfliegende Insekten.

  • Ihr Nest „gräbt“ sich die Holzbiene selbst. Mit ihren großen Mundwerkzeugen frisst sie sich in morsches Holz und legt dort einen Gang für die Brutversorgung an.

Was können Sie tun?

Lassen Sie in Ihrem Garten Totholz möglichst lange und an einem witterungsgeschützten Ort liegen oder stehen und halten Sie Ihren Garten strukturreich, damit die prächtige Blauschwarze Holzbiene angelockt wird. Wenn Muskateller-Salbei, Blauregen und die Blüten des Blasenstrauchs in Ihrem Garten zu finden sind, haben Sie besonders gute Chancen, da diese von der Art bevorzugt besucht werden.

Im Oktober 2021 haben wir die Blauschwarze Holzbiene bereits als unsere Wildbiene des Monats vorgestellt (Link zum Beitrag). Im Jahr 2022 wurde sie von der Heiz-Sielmann-Stiftung zum Gartentier des Jahres gewählt (Link zum Beitrag). In den jeweiligen Beiträgen finden Sie weitere Tipps und Maßnahmen, wie Sie die Blauschwarze Holzbiene und andere bestäubende Insekten im Garten oder auf dem Balkon fördern können.

Credit und Copyright:

Foto 1: Cristina Sanvito / CC BY-SA 2.0 / Link zum Original

Foto 2 und 4: Sophie Lokatis

Foto 3: Willibald Lang / Link zum Original

Foto 5: Anja Proske

Mehr Informationen zur „Wildbiene des Jahres“ und dem Wildbienen-Kataster finden Sie hier.