Mai-Langhornbiene Eucera nigrescens – Die Wildbiene des Jahres 2021

Das Kuratorium des Wildbienen-Katasters kürt seit 2013 jedes Jahr die „Wildbiene des Jahres“. Für das Jahr 2021 wurde der Sieger gewählt. Gewonnen hat die Mai-Langhornbiene Eucera nigrescens.

Die auffällige Bienenart wird ihrem Namen gerecht und kennzeichnet sich besonders durch die auffallend langen Antennen aus. Allerdings besitzen diese nur die Männchen der Art, die Antennen der Weibchen sind deutlich kürzer und unterscheiden sich in der Länge nicht von denen anderer Wildbienenarten. Ein weiteres leicht erkennbares Merkmal ist der gelbe Kopfschild im Kontrast zum übrigen, dunkel gefärbtem Gesicht.

Mai-Langhornbienen besitzen eine Körpergröße von zwölf bis 16 Millimeter und sind damit in beiden Geschlechtern etwas größer als eine Honigbienen-Arbeiterin. Die pelzige Behaarung des Brustteils ist orange-braun gefärbt. Eine Unterscheidung der übrigen zwei deutschen Eucera-Arten ist im Gelände nicht möglich.

Die Art hat eine strenge Spezialisierung beim Blütenbesuch und sammelt Pollen nur an Schmetterlingsblütlern (Fabaceae). Die am häufigsten genutzte Pollenquelle bildet die Zaun-Wicke (Vicia sepium), aber auch die Vogel-Wicke (Vicia cracca), die Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis) und Rot- oder Weißklee (Trifolium pratenese, T. repens) werden häufig besucht. Die Männchen schlüpfen bereits einige Tage vor den Weibchen und patrouillieren die Bestände der Nahrungspflanzen auf der Suche nach Weibchen. Dabei folgen die Männchen immer den gleichen Flugbahnen, die sie durch Duftmarken festgelegt haben.

Ihre Nester graben Mai-Langhornbienen an vegetationsfreien oder spärlich bewachsenen Stellen im Boden. Sie bevorzugen sandige und lehmige Böden, sowohl auf ebenen Flächen als auch an Böschungen. Wichtig ist dabei immer die räumliche Nähe zu ausreichend großen Beständen der Nahrungspflanzen.

Die Mai-Langhornbiene ist bundesweit nicht gefährdet, in einigen Bundesländern gilt sie aber als gefährdet (Nordrhein-Westfalen) oder vom Aussterben bedroht (Sachsen) bzw. wird auf der Vorwarnliste geführt (Bayern, Sachsen-Anhalt). In Berlin gilt die Art als ausgestorben. Grund dafür ist der Verlust blütenreicher Wiesen und das dadurch schwindende Angebot an Nahrungspflanzen. Artenreiches Grünland muss weiterhin der stetig intensivierten Landwirtschaft weichen. Die Hauptpollenquellen Vogel- und Zaunwicke sind derzeit zwar noch nicht in ihrem Bestand bedroht, in der Flächenbilanz sind die Bestände aber stark rückläufig.

Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung der Mai-Langhornbiene sollten daher darauf abzielen, verloren gegangenes blütenreiches Grünland neu anzulegen, möglichst aus dem Saatgut intakter Wiesen aus der jeweiligen Region. Geeignete Blühmischungen mit einem hohen Anteil heimischer Schmetterlingsblütler ermöglichen eine Verbesserung des Pollen- und Nektarangebotes. Weiterhin sollten die verbliebenen Wiesen unbedingt unter Bestandsschutz gestellt und extensiv bewirtschaftet werden. Um die Bodennester der Art zu schonen und ein Schlüpfen der nächsten Generation zu ermöglichen, sollten die Flächen über mehrere Jahre bestehen bleiben.

Auch im privaten Garten können Sie die Mai-Langhornbiene durch das Bereitstellen von geeigneten Nahrungspflanzen und vegetationsfreien Bodenstellen fördern. Hier erfahren Sie mehr darüber, wie Sie für den Wildbienenschutz aktiv werden können.

Credit und Copyright: Gilles San Martin / CC BY-SA 2.0 Lizenz / Link zum Original