Eine unserer prioritären Maßnahmen zur Schaffung von Wildbienen-Lebensräumen in der Stadt ist das Anlegen von Wildblumenwiesen. Um langfristig stabile Wiesen mit einem hohen und vielfaltigen Angebot an Blüten zu schaffen, muss so einiges bedacht werden.

So gehen wir dabei vor:

Schritt 1: Vorbereitung der Fläche

Um ein gutes Saatbett anzulegen, wird im Frühjahr (April) oder Herbst (September) der Boden an einem sonnigen, trockenen und mageren Standort gefräst. Anschließend wird  eine homogene, gleichmäßige Oberfläche  hergestellt.

Schritt 2: Ansaat und Starthilfe

Nun wird unser projekteigenes Saatgut eingesät, in einer Aussaatstärke von 3g/qm. Um die Aussaat zu erleichtern, wird das Saatgut mit Sojaschrot oder Sand aufgemischt. Bei der Saatgutmischung handelt sich um 47 Pflanzenarten, größtenteils Wildkräuter und einige wenige Kulturarten. Die Saatgutmischung ist für die Bedürfnisse von Wildbienen optimiert und vereint fast sämtliche wichtige Pollen- und Nektarquellen. Gleichzeitig bietet sie jedoch auch sehr vielen anderen Insektenarten wie Schmetterlingen, Käfern, Fliegen oder Wespen Nahrung.  Alle Arten sind aus so genanntem Regiosaatgut gewonnen, stammen also aus der Region und wurden auch in der Region vermehrt. Damit wird die Vermischung des Genpools mit standortfremden Pflanzen vermieden. Die Blühmischung ist für eine mehrjährige Nutzung angelegt. Im ersten Jahr, dem Etablierungsjahr, gelangen die meisten Arten jedoch noch nicht zur Blüte. Um dennoch bereits Nahrungsquellen für Wildbienen anzubieten und die Flächen bunter zu gestalten, mischen wir sogenannte Akzeptanzarten dazu. Dies sind einjährige Pflanzenarten, die vor allem einen farbenfrohen Blühaspekt erzeugen. Sie verschwinden im zweiten Jahr wieder, sobald die eigentlichen Zielarten zur Blüte gelangen.

Nach der Ansaat wird das Saatgut angewalzt und bewässert. Dabei ist es sehr wichtig zu beachten, dass das Saatgut nicht mit Erde bedeckt wird,  da es sich um lichtkeimende Pflanzenarten handelt. Je nach Wetterbedingungen muss die Fläche nun regelmäßig gewässert werden, um das Keimen und Anwachsen der Pflanzen zu sichern. Wenn sich die Pflanzen gut entwickelt haben, kann das Bewässern eingestellt werden.

Schritt 3: Pflege ab dem ersten Jahr nach Ansaat

Definition „Erstes Jahr nach Ansaat“: Bei Ansaat im Frühling dasselbe Jahr, bei Ansaat im Herbst das folgende Jahr

Im ersten Jahr nach Ansaat wird die Wildblumenwiese durch sogenannte „Schröpfschnitte“ gepflegt. Bei diesen Schnitten wird die Vegetation auf ca. 20 Zentimeter Höhe abgemäht, was je nach Witterung ein bis drei Mal pro Jahr notwendig wird.

Dahinter steht folgender Grund: Im ersten Jahr nach Aussaat kommen fast nur einjährige Pflanzen zur Blüte, die zwar schön aussehen, jedoch nicht die gewünschten Zielarten für eine mehrjährige und langfristig stabile Wildblumenwiese sind. Die eigentlichen, mehrjährigen, Zielarten bilden im ersten Jahr zunächst nur ein Rosettenstadium aus und blühen erst im Folgejahr. Um aber genau diese Zielarten zu fördern, müssen die Schröpfschnitte erfolgen, um unerwünschtes und für Wildbienen wertfreies Beikraut (z.B. Gänsefuß) zu schwächen. Ohne  solche Schnitte würde sich das Beikraut weiter ausbreiten und  im kommenden Jahr die eigentlich gewünschten Zielarten unterdrücken. Die Schröpfschnitte können mitunter sehr rigoros wirken, insbesondere, wenn zuvor schöne Blüten vorhanden waren. Für die Wildbienen ist dieser Schritt aber trotzdem sehr wichtig, da ihnen mit einer langfristig stabilen Wildblumenwiese mit hoher Artenvielfalt deutlich mehr geholfen ist, als mit einer einjährigen Wiese mit nur wenigen Pflanzenarten. Da ein bedeutender Teil der Wildbienen auf bestimmte Pflanzen spezialisiert ist und ohne diese keine Nahrung findet, ist die hohe  Artenvielfalt an Wildblumen besonders bedeutsam.

Nach den Schröpfschnitten wird das Mähgut von der Fläche entfernt, um eine Nährstoffanreicherung zu vermeiden.

Wichtig!

Da sich der Großteil der ausgebrachten Wildblumen erst ab dem zweiten Jahr vollständig entwickelt hat und im ersten Jahr noch ein unscheinbares Schattendasein führt, sehen viele Wildblumenwiesen im ersten Jahr eventuell noch etwas durcheinander, kahl und ggf. farblos aus. Wer etwas geduldig ist, wird ab dem zweiten Jahr mit einer farbenfrohen Wildblumenwiese belohnt!

Schritt 4: Pflege ab dem zweiten Jahr nach Ansaat

Definition „Zweites Jahr nach Ansaat“: Bei Ansaat im Frühling das nächste Jahr, bei Ansaat im Herbst das übernächste Jahr

Wenn sich die Wildblumenwiese erfolgreich etabliert hat, wird sie ab dem zweiten Jahr nur noch einmal, ca. im Juni, gemäht. Dieser Schnitt regt die Blütenbildung an und verlängert die Blüte bis in den Herbst. Zudem sichert ein einschüriger Schnitt das Biotop „Wiese“, da Wiesen ohne Pflege schnell an Artenvielfalt verlieren  und verbuschen. Um das Nahrungsangebot für Bestäuber ab dem zweiten Jahr stabil zu halten, wird  in zwei Abschnitten gemäht. Dabei wird erst ein Teil der Fläche gemäht und der andere Teil ca. 3-4 Wochen später. So sind stets Blüten für die Wildbienen vorhanden.

Auch hier wird das Mähgut von der Fläche entfernt.